Grevenbroich Freiwillige Hilfe für die alten Streuobstwiesen

Grevenbroich · Weil die Zahl der Streuobstwiesen NRW-weit zurückgeht, will das Land den Erhalt fördern. Die Grevenbroicher machen vor, wie es geht.

 Auch privat gibt es in Grevenbroich noch kleinere Obstwiesen, wie die von Werner Brosch. Er kümmert sich um acht Obstbäume in seinem Garten.

Auch privat gibt es in Grevenbroich noch kleinere Obstwiesen, wie die von Werner Brosch. Er kümmert sich um acht Obstbäume in seinem Garten.

Foto: NGZ- Lothar Berns

NRW-Umweltminister Johannes Remmel startet eine Offensive für den Erhalt von Streuobstwiesen. Weil es landesweit immer weniger von ihnen gibt, sollen landesweit neue angelegt werden. In Grevenbroich ist der hohe Naturwert dieser Wiesen erkannt worden, viele Ehrenamtler kümmern sich um deren Pflege.

Stadtförster Frank Wadenpohl und Thomas Krauß vom Bienenzuchtverein haben vor mehr 15 Jahren die Pflege von vier großen Streuobstwiesen im Stadtgebiet in die Hand genommen und ein Team von Freiwilligen um sich geschart. Knapp 20 Ehrenamtler kümmern in ihrer Freizeit um die Pflege der insgesamt rund 300 Obstbäume. "Initiativen, wie die des Landes, hat es in der Vergangenheit schon häufig gegeben", sagt Krauß: "Doch oftmals werden die Wiesen zwar angelegt, deren Pflege aber vergessen." Die Übernahme der Pflegearbeit durch die private Initiative habe einen rein idealistischen Zweck gehabt, sagt Frank Wadenpohl. "Sonst hätte sich die Stadtverwaltung mit großem Aufwand selbst darum kümmern müssen."

Die knapp 300 Bäume, verteilt auf verschiedene Wiesen in Neuenhausen, Frimmersdorf und Gustorf erfordern von den freiwilligen Helfern eine Menge Arbeit. Mindestens zehn Mal im Jahr treffen sie sich, um die Bäume zu schneiden, berichtet Wadenpohl. Einmal im Jahr, im Herbst, wenn das Obst richtig reif ist, trifft sich das Team zum gemeinsamen Saftpressen. Sonst werden die Erträge für den privaten Gebrauch der Mitglieder verwertet.

Neben Kirsch-, Birnen-, und Pflaumenbäumen stehen auf den Wiesen vor allem Apfelsorten, erklärt Krauß. Darunter auch viele ältere Exemplare, die noch vor 1950 gezüchtet wurden. "Gerade Streuobstwiesen bieten ideale Möglichkeiten, die alten Apfelsorten zu erhalten", sagt Rolf Behrens vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). "Leider werden in den Baumschulen heute nur noch resistente Sorten gezüchtet."

Doch nicht bloß der Erhalt der Obstsorten werde durch die Streuobstwiesen gewährleistet, gibt Frank Wadenpohl zu bedenken. Die Wiesen bieten auch vielen Tieren einen Lebensraum - zum Beispiel für Steinkauz und Waldbaumläufer, die selten geworden sind, wie der Stadtförster erklärt. "Beim Setzen neuer Bäume haben wir auch beerentragende Sträucher um diese herumgepflanzt und somit kleine Biotope geschaffen", sagt Wadenpohl.

So viel Einsatz scheint es nicht überall zu geben: "Leider gehen die Bestände an Streuobstwiesen immer weiter zurück", bedauert der Grevenbroicher Naturschützer Rolf Behrens. Die Obstwiesen sind meist mit viel Arbeit verbunden. "Seit dem Zweiten Weltkrieg sollen dreiviertel des ursprünglichen Bestandes in Deutschland verlorengegangen sein", bedauert Behrens. Doch in Neuenhausen sei zu Beginn des Jahres, im Rahmen einer Ausgleichmaßnahme, eine weitere Streuobstwiese entstanden. In den ersten drei bis vier Jahren würden die Wiesen kaum Arbeit machen, meint Stadtförster Wadenpohl. Wer sich dann um die Neuenhausener Bäume kümmern wird, ist noch ungewiss.

(NGZ)
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