Grevenbroich Frimmersdorf hat wieder eine Kneipe

Grevenbroich · Die kneipenlose Zeit ist im Dorf bald vorüber. Oswin Eßers (56) eröffnet in wenigen Tagen wieder das "Alte Rathaus". Der ehemalige Bundeswehrsoldat will eine Gastronomie mit Brauhaus-Charakter und modernem Pfiff anbieten.

 Oswin Eßers vor der Skyline von Frimmersdorf, die eine Wand des "Alten Rathauses" an der Erftstraße zieht. Seit Sommer 2017 war das Gasthaus geschlossen.

Oswin Eßers vor der Skyline von Frimmersdorf, die eine Wand des "Alten Rathauses" an der Erftstraße zieht. Seit Sommer 2017 war das Gasthaus geschlossen.

Foto: woi

Eigentlich ebenso wichtig für die funktionierende Infrastruktur wie Kindergarten und Schule, Apotheke und Supermarkt ist im Ort eine Kneipe. Eine solche zentrale Anlaufstelle wird nun in Frimmersdorf reaktiviert. Oswin Eßers ist der Neue im "Alten Rathaus". Der 56-Jährige möchte die Gastwirtschaft wieder zu dem "Dreh- und Angelpunkt machen, der sie früher immer war". Seit vergangenem Sommer war das Lokal geschlossen und "ziemlich runtergerockt", wie Oswin Eßers angesichts des Zustandes beschreibt.

Das Pre-Opening ist am 1. Februar, mit Volldampf geht es dann in einen saisonalen Höhepunkt an Altweiber. "Alles muss jetzt ganz schnell gehen", beschreibt der Wahl-Frimmersdorfer den eng gesteckten Zeitplan - und den mutigen Sprung ins kalte Wasser. Erprobt als Veranstaltungstechniker und DJ mit eigenen Partys, begibt sich der Mann, der 32 Jahre bei der Bundeswehr diente und sich vor sechs Jahren in den Vorruhestand verabschiedete, als Gastronom auf neues Terrain. "Das habe ich noch nie gemacht", sagt er.

Im Dorf bekannt wie der sprichwörtlich bunte Hund und als - bislang privater - Gastgeber beliebt, meint er, die neuen Aufgaben "gut stemmen" zu können. "Ich taste mich heran", offizielle Papiere von der Konzession bis zum sogenannten Frikadellenschein bei der Industrie- und Handelskammer hat er alles beisammen. Mit Hochdruck "und der Unterstützung von Freunden" wurde renoviert und saniert, tonnenweise Müll wurden abtransportiert und eine Kneipe mit "traditionellem Brauhauscharakter und modernem Pfiff" entwickelt.

Minimalistisch ist das Interieur, gradlinig die Einrichtung, reduziert die Dekoration. Neben dem Alten Rathaus in Öl - entstanden in den 1960er Jahren - ziert die Frimmersdorfer Skyline die Wand. Neben dem Braunkohlekraftwerk sind darauf unter anderem der Schützenbaum, das Ehrendenkmal, die Kirche und das Windtestfeld abgebildet. Zu Pils, Alt und Kölsch verzeichnet die Karte Bierhappen von der Bockwurst bis zum Schnitzel.

"Frimmersdorf ist ein herzlicher Ort mit tollen Menschen", sagt Oswin Eßers, der seit 2001 in dem Dorf lebt. Wie wichtig in der Struktur die Bindungen an den Bürgerverein sind, weiß er. "Sie alle sollen wieder im Alten Rathaus einen Platz haben, an dem sie sich treffen können", meint der Gastronom - und das soll auch für weitere Vereine gelten.

Darüber hinaus könnten im Turnus von etwa acht Wochen Veranstaltungen wie Live-Musik stattfinden. "Und es könnte Themenabende geben", überlegt Eßers. Grundsätzlich soll das Alte Rathaus künftig ab 18 Uhr öffnen, in der Anfangsphase freitags und samstags. Die Resonanz der Nachbarn zur anstehenden Wiedereröffnung ist überwiegend positiv: "Wenn der das macht, dann wird das was werden", sei die vorherrschende Meinung, die ihm zugetragen wird. Es gibt aber auch Skeptiker, weiß Oswin Eßers. "Ich bin ein Dorfmensch und hier zu Hause", wischt er alle Bedenken bei Seite. "Ich möchte was bewegen und für die Gemeinschaft in Frimmersdorf tun."

(von)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort