Grevenbroich Geschenkte Kunst ist der Stadt zu teuer

Grevenbroich · Die Stadt zögert, eine Skulptur von Wilfried Kohlhas anzunehmen - obwohl RWE Power sie sponsern will. Auch bei geschenkter Kunst drohen Kosten etwa bei Pflege oder Reparaturen. Nun werden Kriterien für solche Fälle erarbeitet.

Der Grevenbroicher Künstler Wilfried Kohlhas möchte auf der Stadtparkinsel eine Mühlen-Skulptur errichten - RWE Power ist bereit, das Kunstwerk zu finanzieren. Doch der Kulturausschuss zögert, das Geschenk anzunehmen. Das Problem: Die Stadt müsste Kosten für Aufstellung, Pflege und Erhalt übernehmen - sie kann sich offensichtlich auch geschenkte Kunst nicht leisten. Der Ausschuss beschloss, dass die Verwaltung zunächst - auch für andere Werke - einen Katalog mit Kriterien für die Annahme von Kunst erarbeitet. Kohlhas war danach enttäuscht.

Die Zurückhaltung der Politik hat einen konkreten Anlass: Die FDP hatte sich für die Sanierung der Skulptur "Turmkater" von Otmar Alt an der Karl-Oberbach-Straße eingesetzt, nach 13 Jahren hat die bunte Figur gelitten. Reinigung und Neuanstrich würden nach erster Schätzung rund 11 500 Euro kosten. "Laut Sponsorvertrag mit der Stiftung Kulturpflege der Sparkasse ist die Stadt für Pflege und Reparaturen zuständig", so Kulturdezernent Michael Heesch. Beileibe kein Einzelfall: Für mehr als 70 Kunstwerke im öffentlichen Raum und ihren Erhalt ist die Stadt verantwortlich.

An solche Kosten dachten Ausschussmitglieder auch in der Villa Erckens, als Kohlhas (60), der früher bei RWE Power arbeitete, sein Projekt vorstellte. Er will an die im 13. Jahrhundert errichtete und im Zweiten Weltkrieg zerstörte Elsener Mühle erinnern, Im 19. Jahrhundert diente die Anlage als Spinnerei und Weberei. "Das war das erste Gewerbegebiet bei uns, die Keimzelle der Industrialisierung", so Thomas Wolff von der Stadt. Kohlhas möchte auf der Stadtparkinsel eine 4,50 Meter hohe Skulptur aufstellen, die die Mühle symbolisiert.

Doch es gibt Bedenken: Heidemarie Schreyeck (SPD) und Hans-Rainer Willmen (UWG) sahen Unfallgefahren, etwa wenn Jugendliche auf die Skulptur klettern. Zudem ging es um die Folgekosten. "Ich halte den Vorschlag für eine tolle Sache, doch irgendwann kommen Kosten auf die Stadt zu", sagte Holger Günther (CDU)", andere argumentierten ähnlich. Kraftwerksdirektor Eberhard Uhlig sieht dagegen "keine großen Folgekosten" - Kohlhas will sich um Pflegepaten bemühen. Und Uhlig wies darauf hin, dass Kunst im öffentlichen Raum schließlich auch ein Standortfaktor sei. Das Argument griff Markus Schumacher (FDP) auf: "Uns bereitet bereits die Pflege bestehender Kunstwerke große Mühe. Sehen die nicht top aus, verkehrt sich der Positiv-Effekt ins Negative." Er schlug die Erstellung des Kriterien-Kataloges vor.

Auch wenn die Entscheidung über sein Werk noch aussteht, war Kohlhas enttäuscht. "Es ist schon ein Armutszeugnis, wenn die Stadt überlegt, wegen der Folgekosten geschenkte Kunst nicht anzunehmen. Und für Sponsoren ist das ein Schlag ins Gesicht." Auch für den "Turmkater" gibt es noch keine Entscheidung. Mehrere Politiker erklärten, dass statt einer Sanierung vielleicht eine preiswertere Reinigung ausreiche. Heesch machte klar, dass die Stiftung von Otmar Alt einbezogen werden muss. "Es geht nicht, dass die Wirtschaftsbetriebe einfach mit dem Wasserschlauch kommen." Nun soll die Stiftung gefragt werden, ob sie die Figur reinigt und welche Kosten dafür entstehen.

(NGZ)
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