Grevenbroich Gestank: Barrensteiner in Sorge

Grevenbroich · Ein beißender Gestank, der in ihren Ort geweht wird, beunruhigt derzeit viele Barrensteiner. Manche trauen sich nur mit dem Taschentuch vor Mund und Nase ins Freie. Die Bezirksregierung ermittelt nach dem Verursacher.

 Den Barrensteinern stinkt's gewaltig: Am Wochenende wehte mit dem Wind ein stechender Geruch in das Dorf — nicht zum ersten Mal. Die Bezirksregierung hat ihre Ermittlungen aufgenommen.

Den Barrensteinern stinkt's gewaltig: Am Wochenende wehte mit dem Wind ein stechender Geruch in das Dorf — nicht zum ersten Mal. Die Bezirksregierung hat ihre Ermittlungen aufgenommen.

Foto: M. Reuter

"Ohne Übertreibung: Die vergangenen Tage waren furchtbar", fasst Leo Oehmen zusammen. Wie viele andere Barrensteiner hatte auch der amtierende Schützenkönig gestern Morgen und am Wochenende unter starken Geruchsbelästigungen aus dem nahe gelegenen Industriegebiet Ost zu leiden. "Wir sind ja hier schon an einiges gewöhnt — doch so schlimm war es noch nie", sagt Oehmen. Etliche Bewohner des Dorfs trauten sich zeitweise nur mit einem Taschentuch vor Mund und Nase ins Freie. "Kein Wunder", meint der Schützenkönig: "Schließlich weiß niemand, ob dieser Gestank gefährlich für die Gesundheit ist."

Die Gerüche, die der Wind aus Richtung des ehemaligen Erftwerk-Geländes in das Dorf trägt, werden von den Barrensteinern als "stechend" bezeichnet. Verbunden sind sie mit einem beißenden Qualm, der den Ort geradezu einnebelt. Leo Oehmen hat den dichten Rauch fotografiert und die Bilder ans städtische Umweltamt geschickt. Dort schaltete Leiter Klaus Gähl gleich die zuständige Behörde, die Bezirksregierung Düsseldorf, ein. "Sie wird sich jetzt des Problems annehmen", sagt er.

"Viele haben die Faxen dicke"

Schon vor einigen Jahren waren Bewohner aus Barrenstein und der Südstadt auf die Barrikaden gegangen. Je nach Windrichtung stank es massiv in ihren Orten. Messungen des TÜVs hatten bereits 2005 ergeben, dass zwei Firmen aus dem Industriegebiet Ost für das Problem in Frage kommen — die Namen wurden damals aber nicht öffentlich genannt. Hoffnungen setzten die Betroffenen aus beiden Orten in die Firma Erftcarbon, die Graphitelektroden produziert. Das Unternehmen — das bestreitet, für den Gestank verantwortlich zu sein — investierte vier Millionen Euro in eine Anlage zur Nachverbrennung von Abgasen, um ein neues Gesetz der Europäischen Union zu erfüllen. "Seit gut einem Jahr hatten wir keine Probleme mehr mit Geruchsbelästigungen — und jetzt geht es wieder los", klagt Leo Oehmen.

Wie Jennifer Spitzner, Pressesprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf, gestern auf Anfrage der NGZ erklärte, hat die Umweltabteilung der Behörde ihre Ermittlungen eingeleitet: "Wir haben die Firmen gebeten, uns mitzuteilen, ob sich ein Störfall oder etwas ähnliches bei ihnen ereignet hat." Sollte dies nicht der Fall gewesen sein, werde die Bezirksregierung weitergehend tätig. Ziel müsse es sein, die Geruchsbelästigungen abzustellen.

Darauf hofft auch Leo Oehmen. Doch bei der Hoffnung will er es nicht belassen. Er hat sich Mitstreiter wie Tanja Aretz aus Barrenstein und Claus Schäfer aus der Südstadt an die Seite geholt. "Wir wollen nun gemeinsam massiv Druck erzeugen", kündigt der Schützenkönig an: "Viele Bewohner haben hier endgültig die Faxen dicke. Es wird Zeit, dass der Gestand endlich abgestellt wird."

(NGZ)
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