Grevenbroich "Glückauf, Glückauf - der Steiger kommt"

Grevenbroich · Thomas Mausbach ist Steiger im Tagebau Garzweiler. Er sorgt mit seinem Team dafür, dass die Kohle die richtige Qualität für die Verbrennung im Kraftwerk hat. Im Alltag nutzt er den Bergmannsgruß. Was es mit dem "Glückauf" auf sich hat.

 Thomas Mausbach ist Steiger im Tagebau Garzweiler. Er liebt seinen Job - und grüßt seine Kollegen mit einem traditionellen "Glückauf".

Thomas Mausbach ist Steiger im Tagebau Garzweiler. Er liebt seinen Job - und grüßt seine Kollegen mit einem traditionellen "Glückauf".

Foto: l. berns

Bei den Bergleuten im RWE-Tagebau Garzweiler hat ein besonderer Gruß Tradition: "Glückauf" sagen dort viele, wenn sie sich begegnen, sich begrüßen oder sich verabschieden. Auch Thomas Mausbach nutzt den alten Bergmannsgruß. Er ist Steiger im Tagebau und arbeitet in der Kohlequalitätssteuerung. "Unsere Aufgabe ist es, für die richtige Qualität der Kohle zu sorgen, die zur Verbrennung in die Kraftwerke gefördert wird", erklärt der 47-Jährige, der als Steiger eine Art Aufsichtsposition hat.

Konkret erhöht oder senkt er mit seinem Team zum Beispiel den Ascheanteil der Kohle, was für die Verbrennung in den Kraftwerken von Bedeutung ist. Thomas Mausbach überwacht das komplexe Prozedere und achtet darauf, dass bestimmte Parameter eingehalten werden. Vor 25 Jahren hat er als Tagebauwerker angefangen. Damals war es noch der Rheinbraun-Tagebau. In der Zwischenzeit hat Mausbach diverse Betriebsbereiche kennengelernt und elf Jahre lang sogar die ganz großen Maschinen im Tagebau gesteuert - darunter auch die gewaltigen Schaufelradbagger. "Ich liebe meinen Beruf", sagt der Steiger, dem der Bergmannsgruß am Herzen liegt.

Auch wenn es kitschig klingt: Das "Glückauf" ist ernst gemeint. Hintergrund ist die am stärksten verbreitete Deutung des Grußes. Thomas Mausbach erklärt: "Mit dem ,Glückauf' wünschen wir Bergleute uns, dass wir alle wohlbehalten wieder von der Arbeit nach Hause gehen. Schließlich gibt es im Tagebau viele Gefahren." Tatsächlich vertreten auch Bergbau-Experten diese Deutung. "Das ,Glückauf' ist heute verknüpft mit der teils gefährlichen Arbeit im Bergbau", sagt Peter Zenker. Der promovierte Ingenieur ist in Neurath aufgewachsen, hat unter anderem das Braunkohlendezernat des Oberbergamtes in Dortmund geleitet und die Kohlenförderung nach der Wende in den neuen Bundesländern mitstrukturiert. Damit zählt er zu den bekanntesten Bergbau-Experten Deutschlands.

Wie Peter Zenker erklärt, nutzen die meisten Bergleute den Gruß heute als eine Art Abkürzung für den Wunsch des glücklichen Nachobenkommens. "Der Gruß ist sehr alt. Ursprünglich kommt er aus der Zeit, in der in den Kohlebergwerken etwa Erze in Stollen gefördert wurden", sagt Zenker, der heute in Siegburg lebt. Mit seiner Heimatstadt Grevenbroich ist er aber nach wie vor eng verbunden.

Wie der 77-Jährige erklärt, hatte der Bergmannsgruß ursprünglich jedoch eine andere Bedeutung: ",Glückauf' wurde erst später mit dem ,glücklichen Nachobenkommen' verknüpft. Aus meiner Sicht ist die plausibelste Erklärung für diesen Gruß der Wunsch nach dem glücklichen Auffinden von Erzstollen in den Bergwerken." Der Gruß soll in der Hochzeit des untertägigen Erzbergbaus im Erzgebirge entstanden sein, in der die Arbeiter - ausgerüstet mit Schlägel und Eisen - in die Stollen gingen. Sie sollten viel Erz finden und möglichst "ertragreiche" Gänge auffinden beziehungsweise aufsuchen - auch um den Ansprüchen der Landesherren gerecht zu werden.

Auch wenn in offenen Tagebaugruben niemand in Gänge steigen muss: Der Gruß gehört für die RWE-Mitarbeiter zum Alltag. Selbst diejenigen, die in den Büros der Verwaltung arbeiten, verwenden ihn - wenn er heute auch eine andere Bedeutung hat. Der Sicherheitsaspekt ist im Bergbau aber auch der wichtigere. Da sind sich alle einig.

(cka)
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