Grevenbroich Gratis mit dem Bus zum Feierabendmarkt?

Grevenbroich · Die UWG und die Grevenbroicher Schlaubus-Initiative machen sich für fahrscheinfreien Bus stark. Bürgermeister Klaus Krützen unterstützt dieses Vorhaben. Im Rahmen der Feierabendmärkte in der City soll es zu einem Test kommen.

 Das Modell der "Schlaubus"-Initiative steht jetzt im Büro des Bürgermeisters.

Das Modell der "Schlaubus"-Initiative steht jetzt im Büro des Bürgermeisters.

Foto: L. Berns

Die Stadtbusse standen in den vergangenen Wochen wiederholt in der Kritik, nun verfügt Bürgermeister Klaus Krützen in seinem Büro über einen eigenen Linienbus, Das Fahrzeugmodell mit der Aufschrift "Schlaubus" haben ihm die UWG-Politiker Carl Windler und Claus Schäfer bei einem Treffen überreicht, bei dem sie Krützen ihre Überlegungen für fahrscheinfreies Busfahren vorstellten. "Die Idee ist wirklich interessant, wir sollten uns damit weiter befassen. Wir werden das Thema im neuen Arbeitskreis ÖPNV auf die Tagesordnung setzen", sagt Krützen. Bis zur möglichen Realisierung sind viele Hürden zu nehmen, doch vielleicht können die Grevenbroicher schon bald einen "Gratis-Bus" testen. Windler und Schäfer schlugen vor, während des Feierabendsmarktes sozusagen "zum Schnuppern" ein Gratis-Busfahren anzubieten. Klaus Krützen will die Idee unterstützen: "Wir werden mit allen Beteiligen darüber sprechen."

Für den "Gratis-Bus" setzte sich die UWG und ganz besonders Claus Schäfer - er hat unter www.schlaubus.de einen Blog eingerichtet - seit langem ein. Mit Schwarzfahren hat der Gratisbus ebenso wenig zu tun wie mit dem Schlaraffenland, in dem alles frei ist. Die UWG-Politiker verweisen auf das Vorbild im belgischen Hasselt. Dort konnten Fahrgäste seit 1997 jahrelang mit dem Bus fahren, ohne eine Fahrkarte zu kaufen. Die Stadt ist ähnlich groß wie Grevenbroich. Die Folge des ungewöhnlichen Angebotes: "Es kamen mehr Besucher in die City. Die Einwohnerzahl stieg, Geschäftsleerstände füllten sich, es gab etwa mehrere Elektronikfachmärkte und viele Gaststätten", schildert Windler: "Angesichts der vielen Leerstände in der Fußgängerzone versprechen wir uns von einem solchen System wirtschaftliche Vorteile auch in Grevenbroich", sagt der Fraktionschef, der sich mit Claus Schäfer und der Ratsfrau Hildegard Florack in Hasselt ein Bild gemacht hat. Nach politischen Veränderungen dort wurde das Gratis-Fahren allerdings auf Senioren und Unter-19-Jährige beschränkt. Claus Schäfer verspricht sich vom Gratisbus unter anderem weniger Verkehr, Kohlendioxid und Feinstaub, weniger Lärm und weniger Unfälle. "Wir wollen mit dem Bus auch erreichen, dass die Bürger mehr Zeit in Grevenbroich verbringen. Das kommt der Stadt zugute, wenn die Kaufkraft in Grevenbroich beleibt."

Fahrscheinfreies Busfahren als Geheimrezept für mehr Leben in der City? Dafür ist erst einmal die Finanzierung zu klären. Neben Fahrkarteneinnahmen finanziert die Stadt Busse und Bahnen mit rund einer Million Euro im Jahr. Als Kompensation für ausfallende Fahrgeldeinnahmen denkt Carl Windler an ein Umlageverfahren: "Wir könnten die Bürger befragen, ob sie zu einem jährlichen Betrag für den Gratis-Bus bereit sind."

Krützen weist darauf hin, dass für ein solches Modell noch weitere Fragen zu klären sind, etwa "für den stadtüberschreitenden Regionalverkehr oder für den Schülerspezialverkehr." Viele Behörden, Unternehmen müssten mit beteiligt werden." Einfacher dürfte ein Gratis-Schnupperangebot während des Feierabendmarktes zu bewerkstelligen sein. Auch das soll im Arbeitskreis ÖPNV erörtert werden. Windler hofft, dass für den Test Sponsoren gewonnen werden.

(NGZ)
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