Tierischer Besuch in Grevenbroich Platz da, die Wildschweine kommen

Grevenbroich · Wildschweine rücken nun auch in die Grevenbroicher Wohngebiete vor. Zwei haben jetzt samt Nachwuchs einen Garten in Neurath besucht. Die Tiere sind nicht ungefährlich.

Wildschweine erobern die Grevenbroicher Gärten. Das zeigt ein Erlebnis, das die Familie Lauterbach jetzt in Neurath gemacht hat. "Wir saßen beim Abendessen, als mein Sohn auf einmal gesagt hat: ,Mama, da ist ein Wildschwein im Garten'. Ich habe ihn erst gar nicht ernst genommen", berichtet Mutter Sandra Lauterbach. Doch beim Blick aus dem Fenster stellte sich heraus, dass der Filius recht hatte. Zwei Wildschwein-Sauen und mehrere kleine Frischlinge waren dort zu sehen. Lauterbach nahm das Geschehen auf und stellte das Video auf Facebook. Peter Kallen, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Neuss, findet das Verhalten der Tiere "für diese Gegend eher ungewöhnlich". Insgesamt bestätigt er: "Die Wildschwein-Population nimmt seit Jahren zu."

Ein Erlebnis wie dieses hatte Familie Lauterbach noch nie. "So ein Wildschwein habe ich zum ersten Mal aus dieser Nähe gesehen", sagt Sandra Lauterbach. Rehe hätten in ihrem Garten hinter dem Neubau schon häufiger vorbeigeschaut. In den kleinen Wäldern zwischen dem Kraftwerk und dem Ortsrand scheint sich jetzt aber auch Schwarzwild sicher und wohlzufühlen. So sicher, dass die Lauterbachs den Wildschwein-Müttern sogar beim Säugen zusehen konnten. "Die beiden großen Tiere haben sich einfach auf die Seite gelegt. Dann kamen die kleinen Wildschwein-Babys angeschossen und haben sich über- und untereinander gequetscht, um etwas zu trinken", beschreibt Sandra Lauterbach die Szene. "Vor allem für meine drei Kinder war das ein tolles Erlebnis", sagt die Mutter.

Tiere können Menschen töten

Angst hatte die Familie beim Beobachten der Tiere nicht. "Wir sind trotzdem lieber im Haus geblieben", sagt Lauterbach. Das ist laut Jäger Kallen genau das richtige Verhalten. "Man sollte Abstand halten. Die Tiere zu vertreiben oder für Fotos näher heran zu gehen - das wären keine guten Ideen", warnt Kallen. Denn die schweren Tiere haben enorme Kräfte und sind in der Lage einen Menschen schwer zu verletzten - und sogar zu töten. "In der Regel meiden Wildschweine den Menschen aber. Es sind ja keine Raubtiere", erklärt Peter Kallen. Deshalb sei das Verhalten der beiden Bachen in Neurath auch ungewöhnlich. "Tagsüber bei Licht sieht man die Tiere hier eher selten - und erst recht nicht aus dieser Nähe", sagt Kallen.

 Familie Lauterbach beobachtete die Tiere in ihrem Garten.

Familie Lauterbach beobachtete die Tiere in ihrem Garten.

Foto: Woitschützke

Die Kreisjägerschaft geht davon aus, dass es in Zukunft häufiger zu Begegnungen zwischen Mensch und Wildschwein kommen wird. Die Population in der Region nehme seit 20 Jahren stetig zu. "Auch in Grevenbroich gibt es immer mehr Tiere", sagt Kallen. Pro Jahr schießen die Jäger rund 100 Wildschweine. In diesem Jahr könnten es aber deutlich mehr werden. Das liegt auch daran, dass die Schonzeit für Sauen angesichts der Angst vor der Afrikanischen Schweinepest aufgehoben wurde.

Wer nicht wie Familie Lauterbach die Terrassentür schließen kann, wenn er einem der Tiere in der freien Natur begegnet, dem rät Kallen, sich vorsichtig zurückzuziehen. "Falls das Wildschwein angreift, ist eine andere Möglichkeit, sich groß zu machen, laut zu schreien und sich mit einem Schritt in Richtung des Tieres zu bewegen", sagt Kallen. Wenn das schief gehe, bleibe nur noch die Flucht auf einen Baum.

Familie Lauterbach könnte als Schutzmaßnahme das Grundstück einzäunen. Das komme aber nicht infrage. Mutter Sandra hat ihre Kinder angewiesen, die Augen offen zu halten und ins Haus zu gehen, wenn sie ein Tier sehen. "Und solange die Wildschweine unseren Hund in Ruhe lassen und nicht auf der Terrasse stehen, sind sie gern gesehene Gäste", sagt Lauterbach.

(kron)
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