Grevenbroich Grevenbroich will fahrradfreundlicher werden

Grevenbroich · Fahrradclub sieht noch Luft nach oben. Im bundesweiten ADFC-Test belegt Grevenbroich nur einen hinteren Rang.

 Peter Wimmer vom ADFC.

Peter Wimmer vom ADFC.

Foto: Jaz

Jahrzehntelang dominierte das Auto das Stadtbild. Längst ist Zeit für eine Verkehrswende. Grevenbroich will mit dabei sein, hat sich mehr Fahrradfreundlichkeit auf die Fahne geschrieben. Allerdings klafft zwischen Wunsch und Wirklichkeit eine Lücke. Unter der Überschrift "Hat Deine Stadt ein Herz fürs Rad?" befragte der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) zu Stärken und Schwächen hinsichtlich der Radfreundlichkeit. Das Ergebnis: Rangplatz (in Stadtgrößenklasse) 30 von 98. Es bleibt also Luft nach oben.

Zumal, da sich im Vergleich zum vorangegangenen Test aus dem Jahr 2014 eine weitere Verschlechterung ergeben hat. Besonders genervt waren die Befragten davon, es gäbe zu selten "Falschparkerkontrolle auf Radwegen", außerdem sei das Angebot öffentlicher Leihfahrräder zu gering bis nicht vorhanden. "Wenig attraktive Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln" lautete ein weiterer Kritikpunkt. Auch Peter Wimmer, seit seiner Pensionierung 2008 aktiv in der Ortsgruppe des ADFC Grevenbroich tätig, bestätigt, in Sachen Fahrradfreundlichkeit gäbe es Potenzial. "Politik und Verwaltung wollen etwas für Radler tun. Das ist gut." Ein Antrag zur Fahrradfreundlichkeit ist in Arbeit, wie Florian Herpel, Beigeordneter der Stadt, bestätigt. Dabei müsse kein Stichtag berücksichtigt werden, "das ist ein fließendes Verfahren". Belange der Radfahrer werden "nachhaltig berücksichtigt". Das gilt beim Ausbau des Radnetzes ebenso, wie bei der Beseitigung "schwieriger Verkehrspunkte" - wenn unvermittelt ein Poller auf einem Weg auftaucht oder Drängelgitter so gestellt sind, dass Radfahrer sie nur passieren können, wenn sie absteigen.

"Das ist ein erster Schritt", lobt Peter Wimmer, denn es müsse etwas getan werden, Grevenbroich "lebenswert und zukunftsorientiert zu halten". Deshalb unterstützen die ADFCler die Verwaltung, erstellen über die ortsgruppeneigene Homepage Listen von Stellen, die verbessert werden müssen und arbeiten daran,

Damit die "Nahmobilität perspektivisch verbessert" wird, geht es für den eingefleischten Radfahrer nicht nur um Einzelmaßnahmen - auch wenn es hier laut Liste viel zu tun gibt. Das Miteinander zwischen Autolenkern, Radlern und Passanten müssen dahingehend verbessert werden, dass der eine auf öffentlichen Wegen nicht bloß mit dem anderen rechnet, sondern auch Rücksicht nimmt, hält er ein Plädoyer für ein "Umdenken in den Köpfen aller". Auch das fördere die Fahrradfreundlichkeit.

Eine Einschätzung die Daniela Luppus, Verkehrssicherheitsberaterin bei der Polizei, teilt. "Viele Unfälle sind vermeidbar, würde man damit rechnen, es könnte noch andere Verkehrsteilnehmer geben." Kreuztungen und Einmündungen sind prädestiniert für Zusammenstöße, benennt die Fachfrau neuralgische Punkte. Weitere Gefahrenquellen sind Ablenkungen. "Auf dem Fahrrad ist das Mobilfunktelefon verboten", Geplauder mit dem Nebenmann und Alkohol am Lenker sind weitere Faktoren, die zu Unfallursachen zählen. Das korrekte Benehmen auf dem Rad vermitteln entsprechend geschulte Beamte an Kinder ab dem dritten Grundschuljahr. Umfassend ist das Programm, bei dem Erziehungsberechtigte eine wichtige Rolle als Vorbild spielen.

Gelobt wurde im ADFC-Fahrradklima-Test auch. Positiv viel den Bewertern die gute Erreichbarkeit des Stadtzentrums auf und dass Ziele zügig zu erreichen sind. Damit Radfahren zukünftig auch Ortsfremden Spaß macht, träumt die Ortsgruppe des ADFC davon, schon zeitnah ein strukturiertes Kartenwerk über das gut ausgelegte Radwegnetz erstellen zu können.

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