Grevenbroich Grevenbroich wird zur Krimi-Kulisse
Grevenbroich · Bei Neurath wurde die Kreisstraße 26 am Freitag für 15 Stunden gesperrt. Eine TV-Produktionsfirma drehte dort Szenen für einen Sat 1-Krimi. Für die Stadt können solche Drehs einen Imagegewinn bedeuten - und die Wirtschaft ankurbeln.
Als der Tacho im Wagen 240 Kilometer pro Stunde anzeigt, muss Tom Beck nicht fürchten, seinen Lappen loszuwerden. Für einen Sat1-Film mit dem Arbeitstitel "Einstein" dreht der Schauspieler gestern eine spektakuläre Action-Szene auf der Kreisstraße 26 bei Neurath. Für die Stadt wird diese Szene, wenn sie über die Bildschirme flimmert, später Werbung machen. Robert Abts von der Wirtschaftsförderung des Rhein-Kreises Neuss kennt die Vorzüge Grevenbroichs als Filmkulisse. "Besonders wegen der Kraftwerke ist die Stadt immer wieder gefragt." Das kann sich rechnen: "Product Placement" nennt man dies in der Werbesprache. Der Wiedererkennungswert einer Stadt wird gesteigert, ein Imagebild nach außen transportiert. "Im besten Fall kommen die Filmteams wieder. Und wenn sie länger in der Stadt bleiben, lassen sie auch Geld dort", sagt Robert Abts.
Grevenbroich gilt in TV-Kreisen als guter Drehort. Unter anderem wurden hier schon Szenen für die Romy-Schneider-Biografie "Romy", den Zweite-Weltkriegs-Mehrteiler "Dresden" oder den Kölner "Tatort" gedreht. Auch die RTL-Action-Serie "Alarm für Cobra 11" war in der Schlossstadt bereits zu Gast - und das gleich mehrfach. Tom Beck kennt die Kraftwerke in Neurath folglich, denn bekannt wurde der 36-Jährige einst als Hauptdarsteller der beliebten Serie.
Es ist gestern kurz nach 15 Uhr, als er hinterm Steuer eines Jaguars sitzt. "Bild 64, Aufnahme vier, die erste - und zack: Kamera läuft!", ruft Regisseur Thomas Jahn. Tom Beck, der in "Einstein" die Rolle des Felix Winterberg spielt, fährt bei lauter Musik los, auf dem Beifahrersitz macht es sich der achtjährige Leon alias Jonatan Jakobsson bequem. Bei 240 Kilometern pro Stunde - die Geschwindigkeit wird später am Computer simuliert - lässt Winterberg seinen jungen Beifahrer ans Steuer. Da werden sie plötzlich geblitzt und zur Rede gestellt.
Alles auf der Kreisstra0e 26 ist gestern filmreif. Nichts ist echt, alles bis ins kleinste Detail durchgeplant und getrickst. Drei brisante Szenen dreht die Produktionsfirma "Zeitsprung" aus Köln gestern auf der Kreisstraße 26, weil sie dort eine perfekte, 800 Meter lange Kulisse vor den Braunkohlekraftwerken gefunden hat. Gedreht wird fast den ganzen Tag, 15 Stunden lang wird die Straße dafür gesperrt. Im Film wird das Material zu einer Szene von 30 Sekunden zusammengeschnitten.
Dass nur der Motor des Jaguars läuft und der Wagen in Wirklichkeit an der Schleppstange eines Pick-ups hängt, der bei normaler Geschwindigkeit durch die Landschaft fährt, wird man später im Film nicht sehen. Getrickst ist auch der Polizeistreifenwagen und die Ausrüstung der Schauspiel-Polizisten Alex Koll und Detlef Penno, die den Raser im Film anhalten. Der Zuschauer wird später kaum erahnen, welch enormer Aufwand hinter der Produktion steckt: "Insgesamt sind 27 Leute an diesem Dreh beteiligt", sagt Set-Aufnahmeleiterin Anna Klöble,
Tom Beck ist zufrieden: "Grevenbroich ist ein guter Drehort. Die Kraftwerke spiegeln das Ruhrgebiet als eigentlichen Handlungsort gut wieder." In der Filmszene könnte sich das herumsprechen - und Grevenbroich beim nächsten Ruhrgebiets-Film wieder Besuch von einem TV-Team bekommen.