Grevenbroich Grevenbroicher Bahnhof ist Ärgernis

Grevenbroich · Berichte über Urin und Spritzen auf dem Bahnhofsgelände. Fahrgast fordert: Gesundheitsamt muss aktiv werden.

 Franz Maes kritisiert die Zustände im und am Bahnhof - weit mehr als Abfall liege rum.

Franz Maes kritisiert die Zustände im und am Bahnhof - weit mehr als Abfall liege rum.

Foto: L BER

Der Grevenbroicher Bahnhof und sein Umfeld kommen aus der Diskussion nicht heraus, die Kritik wegen Dreck, Drogen und anderem reißt nicht ab. "Es ist unmöglich", erklärt Franz Maes (70). Der Düsseldorfer wohnte früher in Grevenbroich und kommt häufiger in die Stadt. "Am Bahnhof in Grevenbroich glaubten wir unseren Augen nicht. In der Unterführung zu den Bahnsteigen war überall Urin. Es hat gestunken wie im Schweinestall", schildert der 70-Jährige. "Meine Frau sagte: ,Pack hier nichts an'", sagt er. Die Kommunalpolitiker müssten "mehr Zivilcourage haben und die Deutsche Bahn unter Druck zusetzen, die Zustände zu ändern - damit der Bahnhof wieder zum Aushängeschild für Grevenbroich wird", fordert Franz Maes.

Derartige Hinterlassenschaften sind offensichtlich kein Einzelfall. "Kot ist selten, Urin gibt es öfters", berichtet eine Reinigungskraft, die namentlich nicht genannt werden möchte, von der Arbeit im Bahnhof. Der Mann erklärt, dass er auch Spritzen oder andere Drogen-Utensilien im Bahnhof gefunden habe. Morgens gegen acht Uhr würden oft rund 15 "Junkies", wie die Reinigungskraft sie bezeichnet, im Bahnhof sitzen, um sich aufwärmen. "Wenn ich dort fege, bin ich schon mal weggeschubst worden. Ich habe die Polizei gerufen."

"Der Bahnhof ist extrem ungepflegt. Im Aufzug stinkt es so nach Urin, dass ich ihn nicht benutze", sagt Grünen-Vorsitzender Peter Gehrmann, der selbst oft mit der Bahn fährt und wiederholt auf Missstände hingewiesen hat. Doch er gibt auch zu bedenken: "Manche Leute verhalten sich unmöglich. Überall wird Müll hingeschmissen." Mehr Kontrollen seien wünschenswert, "doch letztlich müssen das die Kunden bezahlen".

Franz Maes sieht angesichts von Drogen und Spitzen auch aus hygienischen Gründen Handlungsbedarf: "Dort muss das Kreisgesundheitsamt einschreiten." Doch es geht nicht nur um das Bahngelände. Maes hatte gestern gleich nebenan das nächste Erlebnis. "Als ich mein Auto im Parkhaus abstellte, sah ich mehrere Menschen Tütchen abholen." Offensichtlich werde dort mit Rauschgift gehandelt. Für Maes ist klar: "Wir kommen nicht mehr mit dem Zug, sondern mit dem Auto."

Das Parkhaus ist städtisches Terrain, das Bahnhofsumfeld ist seit langem Anlass für heftige Kritik, Anlieger sprechen von einem "rechtsfreiem Raum". Die Kritik entzündet sich etwa wegen der Zustände an den Fahrradständern auf der südlichen Seite des Bahnhofs. Anwohner berichten von Drogendeals, Pöbeleien und Schlägereien dort - und fordern den Abbau der Anlage. Die Stadt plante die "Einhausung" der Fahrradständer. Der Bauausschuss vertagte das Thema, es soll einen Ortstermin geben. Im Januar wurde am Bahnhof eine Außenstelle des Ordnungsamtes eingerichtet, aber die ist nur zeitweise besetzt.

Zur Verschmutzung im Bahnhof erklärte gestern die Deutsche Bahn, sie versuche, an verschiedenen Stellen anzusetzen, um das subjektiv geprägte Sicherheitsempfinden zu verbessern. Dazu gehörten, so ein Bahnsprecher, "punktuelle und anlassbezogene" Streifen und regelmäßige Reinigung. Der Bahnhof werde "zwei Mal im Monat einer Intensivreinigung unterzogen. Darüber hinaus findet fünfmal wöchentlich eine Grobreinigung statt. Zudem stehen wir mit der Stadt in Kontakt und suchen gemeinsam nach Möglichkeiten, die Situation weiter zu verbessern", heißt es.

(NGZ)
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