Grevenbroich Grevenbroicher reagieren auf Greenpeace-Studie

Grevenbroich · Die Greenpeace-Studie zu Feinstaubbelastungen durch Kohlekraftwerke sorgte gestern für Reaktionen aus Grevenbroich. Wie Bürgermeisterin Ursula Kwasny erklärte, zweifele sie an den Kernaussagen des Papiers.

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"Ich schließe mich eher den Auffassungen des Umweltbundesamtes an", sagte Kwasny. Demnach könnten bestimmte Krankheiten zwar Kraftwerken zugeordnet werden, nicht aber ohne weiteres einzelne Todesfälle. Die Bürgermeisterin wies darauf hin, dass die Industrie starke Emissionsschutz-Auflagen zu erfüllen habe: "Nach meinen Informationen werden diese vorgegeben gesetzlichen und behördlichen Grenzwerte für Emissionen vollumfänglich eingehalten und täglich kontrolliert."

Ähnlich äußerte sich der CDU-Fraktionsvorsitzende Norbert Gand: "Die Greenpeace-Veröffentlichung sollte man mit Vorsicht genießen. Die Aussage, dass einzelne Kraftwerke für Todesfälle verantwortlich sind, halte ich für polemisch — und damit für höchst problematisch." SPD-Chef Daniel Rinkert bezeichnete das Greenpeace-Gutachten gar "als Teil einer plumpen Strategie für eine Anti-Industrie-Kampagne". Die Kraftwerke in der Region seien lediglich zu fünf Prozent für die Feinstaubwerte verantwortlich, erklärte der Neurather.

Anders sehen es die Grünen: Der Kreisverband forderte gestern einen Verbot für den Neubau von Kohlekraftwerken — und ein Gesetz, das den geregelten Ausstieg aus der Braunkohleverstromung bis 2030 vorsieht. Ratsherr Dieter Dorok von den Grevenbroicher Grünen sieht in der Greenpeace-Studie zudem ein Argument für die komplette Schließung des Kraftwerks Frimmersdorf. Das Gelände könne umweltfreundlicher genutzt werden.

Die Aktiven Bürger (ABG) lehnen den Bau von weiteren Kraftwerken in Grevenbroich ab: "An den Standorten Frimmersdorf und Neurath kommen für künftig nur nicht-emittierende Nutzungsarten in Frage", so Ratsherr Willibert Müller.

Willy Wimmer, ehemaliger CDU-Bundestagsabgeordneter und Staatssekretär, forderte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft gestern schriftlich auf, umgehend Stellung zur Greenpeace-Studie zu beziehen — dies sei zwingend notwendig. "Es kann nicht angehen, dass die Menschen dieser Region ihren Beitrag zur Energieversorgung des Landes mit dem Tode bezahlen müssen", meinte der Jüchener.

(wilp)
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