Grevenbroich Grevenbroicherin packt Oster-Pakete für Soldaten

Grevenbroich · Marion Hoffmann unterstützt deutsche Soldaten im Ausland. Sie sammelt Spenden für Päckchen, die an die Truppen gesandt werden.

 Zurzeit werden die Osterpäckchen zusammengestellt. Marion Hoffmann möchte Soldaten damit eine Freude machen.

Zurzeit werden die Osterpäckchen zusammengestellt. Marion Hoffmann möchte Soldaten damit eine Freude machen.

Foto: Dieter Staniek

Marion Hoffmann hat ihr nächstes Paket schon gepackt. Duschgel, Schokolade, Kaffee und zahlreiche Überraschungseier hat sie hineingestopft. Außerdem legt sie noch einige Dosen Energy-Drinks dazu, denn die seien bei ihren Empfängern besonders beliebt. An diesem Wochenende bastelt die 51 Jahre alte Verwaltungsfachangestellte dann noch Osterkarten mit persönlichen Grüßen. Es dauert zwar noch einen Monat bis zu den Feiertagen, doch das Paket nimmt keine gewöhnliche Reise auf sich: Per Feldpost wird es zu deutschen Bundeswehrsoldaten auf Nato-Einsatz in der Türkei geschickt.

Mit dieser Geste will Marion Hoffmann den Soldaten ihre Wertschätzung zeigen. Dass diese in der Gesellschaft und in der Öffentlichkeit oft fehle, weiß sie aus eigener Erfahrung: Ihr Sohn Daniel (20) hat sich 2013 bei der Bundeswehr verpflichtet. "Allein das Wort ,Soldat' ist in Deutschland für viele ein Tabuthema", meint sie. Wenn ihr Sohn am Bahnhof in Uniform stehe, werde er häufig mit respektlosen Sprüchen und Scherzen provoziert. "In anderen Ländern werden heimgekehrte Soldaten bei einer Parade gefeiert", sagt Marion Hoffmann. Wenn ihr Sohn abends zur Kaserne fahre, würde ihm und seinen Kameraden hingegen geraten, "im Dunkeln den Weg nicht alleine zu gehen".

Daniel Hoffmann bereitet sich aktuell auf seinen ersten Auslandseinsatz vor. Seine jüngere Schwester wird im Juli ihre Offizierslaufbahn beginnen. Vor einem Jahr stieß ihre Mutter auf die Facebook-Seite "Bundeswehr Merchandise" von Christine Stelling aus Schleswig-Holstein. Seitdem unterstützt sie die Initiatorin bei der Organisation von Spendensammlungen. "Zu Ostern und Weihnachten starten wir immer einen Aufruf, und für die Zeit dazwischen denken wir uns auch Aktionen aus", sagt Hoffmann. Die letzte Weihnachtspost ging in den Kosovo, nun haben die beiden Frauen bereits rund 70 Pakete für die Soldaten in der Türkei gesammelt. Den Zielort suchen sie selbst aus, über die Feldpostleitstelle der Bundeswehr in Darmstadt werden die Päckchen dann gesammelt dorthin versandt.

"Die Soldaten brauchen den Rückhalt und sollen wissen, dass nicht nur ihre Familie hinter ihnen steht", sagt Marion Hoffmann. Die Soldaten danken das Engagement mit Fotos, auf denen sie ihre Geschenke und Briefe in die Kamera halten. Aus ihren Antwortschreiben entwickeln sich feste Kontakte.

Über ihr Engagement lernte die Grevenbroicherin auch den Afghanistan-Veteranen Robert Sedlatzek-Müller kennen. Der frühere Elitesoldat überlebte 2002 in Kabul die Explosion bei einer fehlgeschlagenen Bombenentschärfung nur knapp - fünf Kameraden starben. Bis heute leidet er unter dem Trauma, das er in seinem Buch "Soldatenglück - Mein Leben nach dem Überleben" verarbeitet hat. "Für die Soldaten ist es gerade zu den Feiertagen, wenn ihnen die Familie fehlt, etwas ganz Besonderes zu erfahren, dass die Gesellschaft auf diese Weise an ihrer Situation Teilhabe zeigt", sagt Robert Sedlatzek-Müller im Gespräch mit unserer Zeitung.

(stef)
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