Grevenbroich Grüne: Quecksilber aus Kraftwerken gefährlich

Grevenbroich · Der Quecksilber-Ausstoß in den Kraftwerken muss verringert werden, fordern die Grevenbroicher Grünen. RWE müsse mittelfristig handeln.

 Laut einer Studie für die Grünen zählt Neurath zu den größten Quecksilber-Emittenten bei den Braunkohlekraftwerken im Rheinischen Revier.

Laut einer Studie für die Grünen zählt Neurath zu den größten Quecksilber-Emittenten bei den Braunkohlekraftwerken im Rheinischen Revier.

Foto: L. Berns

Kohlekraftwerke stoßen große Mengen an Kohlendioxid aus, aber auch Gifte wie Quecksilber. 41 Prozent der Quecksilber-Emissionen in Deutschland stammten im Jahr 2012 aus NRW-Kraftwerken. Alleine die Braunkohlekraftwerke im Rheinischen Revier stießen in diesem Zeitraum mehr als 1500 Kilogramm aus. Neurath und Niederaußem zählten dabei zu den größten Emittenten. Das geht aus einer Studie hervor, die von der Bundestagsfraktion der Grünen in Auftrag gegeben wurde.

Vor diesem Hintergrund sind die Grünen in NRW aktiv geworden: Die Landtagsfraktion fordert, die Grenzwerte bundes- und europaweit deutlich zu senken, wie es die die USA bereits getan haben. Dann könnten die Emissionen in Deutschland um rund die Hälfte reduziert werden. Die Grevenbroicher Grünen haben sich dieser Forderung jetzt angeschlossen: "RWE muss sich Gedanken machen, wie Quecksilber-Emissionen verringert werden können - etwa durch spezielle Abscheidungs-Verfahren", erklärt Ratsherr Dieter Dorok.

Die Studie hat untersucht, was die drastisch gesenkten US-Grenzwerte für Stein- und Braunkohlekraftwerke in Deutschland bedeuten würden: Danach hätte 2012 nur eines von 50 Kraftwerken die Bedingungen erfüllt. Die Werte für Neurath und Frimmersdorf lagen über der Schwelle. Positiv: Im Jahr davor unterschritten die Blöcke in Neurath die US-Werte - als einziges deutsches Braunkohlekraftwerk.

"Wir halten in unseren Kraftwerken alle in Deutschland geltenden Grenzwerte ein - und die sind streng ausgelegt", sagt Manfred Lang, Sprecher von RWE Power. Und auch Christopher Weßelmann vom Technischen Fachverband für die Strom- und Wärmerzeugung (VGB) in Essen, erklärt: "Die Grenzwerte in den USA sind zwar heute niedriger, aber dort besteht großer Nachholbedarf. Die Werte, die deutsche Kraftwerke einhalten, schützen Mensch und Tier besser als die in den Vereinigten Staaten, weil sie bereits seit Jahren gelten." Im vergangenen Vierteljahrhundert sei der Quecksilber-Ausstoß in Europa um 40 Prozent gesunken, ein großer Teil bleibe in den Elektrofiltern oder in dem bei der Rauchgasentschwefelung anfallenden Gips hängen.

Nach Einschätzung von Weßelmann müssen sich die Grevenbroicher angesichts des Quecksilber-Ausstoßes in der Nachbarschaft keine Sorgen um ihre Gesundheit machen. "Der Weg des Quecksilbers in den menschlichen Körper verläuft nicht lokal, sondern über Kontinente hinweg. Quecksilber verteilt sich weiträumig durch die Luft", sagt der Verbandssprecher. "Deshalb halten wir es auch für unredlich, Daten von einzelnen Kraftwerken herauszupicken. Die Reduktion von Quecksilber muss großräumig, auf europäischer Ebene betrachtet werden." Zu dem in der Studie genannten Abscheidungs-Verfahren meint er. "Unserer Ansicht nach verspricht es nicht den erwarteten Erfolg."

Der grüne Ratsherr Dieter Dorok kann diese Einschätzung nicht teilen: "Mittelfristig muss es zu technischen Verbesserungen kommen. Wenn man das nicht hinbekommt, müssen Anlagen stillgelegt werden."

(NGZ)
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