Grevenbroich Grundschüler bilden eigenes Parlament

Grevenbroich · Im Parlament der Grundschule Erftaue vertreten Kinder die Interessen aller und versuchen sie mehrheitstauglich einzubringen. So lernen die kleinen Gustorfer die Grundprinzipien des demokratischen Miteinanders kennen.

 Kaan, Max, Lia und Constanze (v.l.) sind vier der Schülerparlamentarier an der Gemeinschaftsgrundschule Erftaue. Die Wünsche und Anregungen ihrer Mitschüler versuchen sie umzusetzen.

Kaan, Max, Lia und Constanze (v.l.) sind vier der Schülerparlamentarier an der Gemeinschaftsgrundschule Erftaue. Die Wünsche und Anregungen ihrer Mitschüler versuchen sie umzusetzen.

Foto: Valeska von Dolega

Rechnen, Schreiben, Lesen sind die Standards, die zusammen mit Sport auf wohl jedem Stundenplan eines Grundschülers stehen. Als eines "ihrer Highlights" hat Erika Voets, Leiterin der Gemeinschaftsgrundschule Erftaue, noch so etwas wie Politik auf den Lehrplan gesetzt: An der von ihr seit 17 Jahren geleiteten Schule gibt es seit etwa zehn Jahren ein Schülerparlament. "Mir ist es wichtig, dass Kinder von Anfang an lernen, was es mit Geschichte und Demokratie auf sich hat." Schließlich sei es nie zu früh, deren Grundlagen zu erfahren.

"Ich mache gerne mit", erklärt Constanze. Die Neunjährige besucht die vierte Klasse und ist jüngst zur Schulsprecherin gewählt worden. Zusammen mit Stellvertreter Max (8) aus der dritten Klasse und weiteren Jung-Parlamentariern wie Lia (8) und Kaan (10) hat sie viel vor. "Auf dem Schulhof muss was gemacht werden." Eine der beiden dort stehenden Schaukeln ist so marode, dass sie abgebaut werden muss, drei Kletterstangen sollten umgestellt werden. "Dann ist da Platz für ein Fußballfeld", freuen sich die Hobby-Kicker Max und Kaan stellvertretend für alle Jungs.

"Wir sagen oft, was sich die anderen nicht zu sagen trauen", erklärt Kaan eine weitere Funktion und Aufgabe der Schülerparlamentarier. Als Gegenstück für sportlich Interessierte wird es außerdem auf dem neu gestalteten Außengelände eine Malwand geben. "Die haben sich auch ganz viele gewünscht", sagt Lia über das basisdemokratische Konzept. Außerdem wird es am 7. Dezember zum ersten Mal einen hausinternen Kinderflohmarkt geben. Auch das ist ein Impuls, der aus den Reihen der Parlamentarier kam.

Constanze mistet dazu ihre Bücherregale aus, Lia will bei den Spielsachen klar Schiff machen und Max sortiert Fußballklamotten aus, die nicht mehr passen. Alltagsarbeit führen die Kinder auch durch. Auf dem Schulhof gehen sie dazwischen, wenn irgendwo ein Streit eskaliert, und haben ein Auge darauf, dass "nichts kaputt geht oder verbummelt" wird, wie Constanze erläutert. Muss nach außen die Schülerschaft der Grundschule Erftaue vertreten werden, übernehmen Schulsprecherin und Stellvertreter diesen Job. Zuletzt, als nach St. Martin die Kunden der Elsener Tafel mit Geschenken bedacht wurden.

"Aus ihrer Sicht blicken die Kinder auf die Schule", weiß Freya Kleefisch, Betreuungslehrerin der Parlamentarier. Eingeladen zu pädagogischen Konferenzen oder Qualitätsanalysen, bringen sich die Kinder dort durchaus ein. "Da kommen manchmal Ideen, die verblüffend sind", freut sich Erika Voets. Als es zum Beispiel um die Finanzierung des so sehnsüchtig gewünschten Fußballkäfigs ging - durch Aktionen wie einen Sponsorenlauf und weitere Unterstützer wurde Geld gesammelt - wollte Max sein Sparschwein schlachten. "Das kam spontan und aus vollem Herzen", weiß Erika Voets das Engagement zu schätzen.

Und manchmal erkennen die Kinder, dass die Demokratie viele Möglichkeiten bietet und Platz für Wünsche lässt, die dann eben Wünsche bleiben. Die Fahrradständer, die Constanze zur Strukturverbesserung vorgeschlagen hat, musste Erika Voets ablehnen. "Nicht, weil wir es nicht wollen. Sondern weil es das Gesetz verbietet."

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