Grevenbroich Grundschule wird Flüchtlingsunterkunft

Grevenbroich · Die Viktoria-Grundschule muss möglichst schnell für 50 Asylbewerber hergerichtet werden, da die vier Unterkünfte keinen Platz mehr bieten. Zudem sucht die Verwaltung eine Fläche für einen Container. Langfristig hilft nur ein Neubau.

 Die Viktoria-Schüler sind nach Frimmersdorf umgezogen. Das Gebäude wird für 50 Asylbewerber hergerichtet.

Die Viktoria-Schüler sind nach Frimmersdorf umgezogen. Das Gebäude wird für 50 Asylbewerber hergerichtet.

Foto: ati

Die städtischen Flüchtlingsunterkünfte sind nicht nur voll - sie sind überbelegt. Doch der Strom der Menschen, die aus dem Irak, aus Syrien oder der Ukraine in Grevenbroich Zuflucht suchen, wird nicht abreißen - die Verwaltung braucht daher kurz-, mittel- und langfristige Lösungen. "Wir werden keine Zelte für Flüchtlinge aufstellen", betont Dezernent Claus Ropertz.

Grevenbroich: Grundschule wird Flüchtlingsunterkunft
Foto: Berns, Lothar (lber)

Rasch kann das zurzeit leerstehende Gebäude der Viktoria-Grundschule in Neurath umgebaut werden. Bis zu 50 Menschen sollen dort ein Dach über dem Kopf finden. "Zurzeit wird die Heizungsanlage instandgesetzt, ein Sanitärcontainer wird noch aufgebaut", erläutert der Sozialdezernent.

Die Verwaltung habe zunächst nach eigenen Immobilien gesucht: "Dabei haben wir festgestellt, dass wir nicht mehr viele besitzen, die wir relativ schnell nutzen können", so Ropertz. Schulen mit großen Klassenräumen seien keine ideale Lösung - denn: "Oft kommen Familien zu uns, die ich aber nicht zusammen mit einzelnen Personen unterbringen kann", sagt Ropertz. Zudem seien Herkunft oder Glaube der Flüchtlinge zu berücksichtigen - Konflikte sollten vermieden werden.

Alternativ hatte die Verwaltung Gespräche mit Kirchen und Wohlfahrtsverbänden gesucht, um weitere Unterbringungsmöglichkeiten zu finden - ohne Erfolg. Dass doch noch "schnell eine Turnhalle hergerichtet werden muss", weil die in der Neurather Grundschule neu geschaffenen 50 Plätze auf Dauer ebenfalls nicht ausreichen, kann Ropertz nicht ausschließen. "Vor drei Wochen wurde uns mitgeteilt, dass wir bis Ende des Jahres mindestens 70 Menschen aus den zentralen Anlaufstellen zugewiesen bekommen." Doch diese Zahl sei inzwischen längst überholt

Dass deutlich mehr Menschen Hilfe brauchen, ist für den städtischen Fachbereich Soziales eine alltägliche Erfahrung. "Oft ändert sich innerhalb eines Tages die Meldung, wie viele Menschen wir aufnehmen müssen", erläutert Leiterin Heike Steinhäuser. Nicht nur Bewerber, die erstmals einen Asylantrag stellen, kann das Bundesamt für Migration nach Grevenbroich zuweisen. Die Stadt nimmt auch diejenigen auf, die geduldet werden - weil sie zu alt oder zu krank für eine Rückkehr sind oder weil in ihrer Heimat ein Krieg tobt.

Umstrittene private Sicherheitsdienste will die Stadt nicht zur Betreuung der Flüchtlinge einsetzen. Stattdessen setzt sie auf Sozialarbeiter aus dem eigenen Haus. "Die Stundenzahl einer Mitarbeiterin für diesen Bereich wurde bereits verdoppelt", erläutert Claus Ropertz. Zudem werden in Zukunft in allen Unterkünften sogenannte Verwalter eingesetzt - diese sollen den Flüchtlingen bei Problemen helfen, aber auch Ansprechpartner für Nachbarn sein. Denn der Sozialdezernent rechnet auch mit Protesten von Anwohnern.

Immer noch sucht die Stadt nach einem Standort für eine Container-Unterkunft. Die Fläche - rund 1000 Quadratmeter - muss Infrastruktur, Erreichbarkeit und Versorgungsmöglichkeiten bieten. Geprüft wird unter anderem die ehemalige Nato-Kaserne in Kapellen. Langfristig - mit einem Jahr Vorlauf - gibt es aber nur eine Lösung. "Die Stadt muss ein neues Flüchtlingsheim errichten", sagt der Sozialdezernent. Diese Entscheidung müsse aber die Politik treffen.

(NGZ)
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