Grevenbroich Hebamme - mit viel Herz und Idealismus

Grevenbroich · Carolin Brünger leitet das Hebammen-Team am Kreiskrankenhaus St. Elisabeth. Sie liebt ihren Job - und kennt die Nöte vieler Kolleginnen.

 Hebamme Carolin Brünger war schon bei mehr als 500 Geburten dabei und leitet das Kreißsaal-Team am Krankenhaus St. Elisabeth.

Hebamme Carolin Brünger war schon bei mehr als 500 Geburten dabei und leitet das Kreißsaal-Team am Krankenhaus St. Elisabeth.

Foto: Lothar Berns

Carolin Brünger lässt keinen Zweifel daran, dass sie ihren Job liebt. Wer sich mit der 46 Jahre alten Hebamme unterhält, spürt schnell, mit welcher Leidenschaft und Begeisterung sie bei der Sache ist. Bei mehr als 500 Geburten war sie als Hebamme bereits dabei, am Kreiskrankenhaus St.Elisabeth leitet sie das Hebammen-Team als - so heißt es offiziell - Stationsleitung der Frauenklinik. "Es ist jedes Mal ein großartiges, erhabenes Gefühl, im Moment einer Geburt dabei sein zu dürfen", sagt Carolin Brünger.

Allerdings muss dieses Gefühl auch zunehmend erschwerte Bedingungen auffangen. Viele Hebammen sind freiberuflich tätig - und müssen immer höhere Versicherungsbeiträge für die Haftpflicht zahlen. Ohne den nötigen Idealismus lohnt der Job als Geburtshelferin schon lange nicht mehr. Deshalb geht es heute, am Internationalen Hebammentag, auch darum, auf die Probleme aufmerksam zu machen.

Der Aktionstag steht unter dem Motto "Hebammen für eine bessere Zukunft". In Nordrhein-Westfalen startet dazu die Kampagne "Zusammenhalt - bessere Arbeitsbedingungen für alle Hebammen". Darauf weist der Deutsche Hebammenverband hin. Bemängelt wird auch die Unterstützung aus der Politik - obwohl die Probleme längst bekannt sind. Martina Klenk, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes, hat erst kürzlich betont: "Wir haben nach wie vor keine Klarheit, wie die Haftpflichtproblematik langfristig politisch gelöst wird. Die Vergütung von Hebammen ist immer noch gering, die Arbeitsbedingungen sind belastend."

Im Team am Kreiskrankenhaus St. Elisabeth fühlen sich die dort beschäftigten Hebammen zwar wohl. Aber die Haftpflicht-Problematik beschäftigt auch sie. "Wir zwölf Hebammen aus dem Kreiskrankenhaus-Team sind allesamt auch freiberuflich tätig", erklärt Carolin Brünger. Und das ist angesichts der gestiegenen finanziellen Belastungen längst nicht mehr selbstverständlich. "Generell geht die Zahl der Hebammen zurück", sagt Carolin Brünger. Das gilt auch für den Rhein-Kreis Neuss. Dr. Michael Dörr, Leiter des Kreisgesundheitsamtes, bestätigt den Trend. "Wir haben in den vergangenen Jahren einen leichten Rückgang verzeichnet", erklärt er. "Einige Hebammen haben ihre Tätigkeit wegen der gestiegenen Versicherungsbeiträge aufgegeben." Zurzeit seien 131 Hebammen im Rhein-Kreis tätig, 74 haben sich zur Aufnahme in eine Liste bereiterklärt, die der Kreis als Service für werdende Eltern auf seiner Internetseite veröffentlicht hat.

Für werdende Eltern bedeutet der Rückgang an Geburtshelferinnen: Sie müssen sich frühzeitig um eine Hebamme bemühen - sonst stehen sie am Ende ohne da. "Ein bis zwei Mal pro Woche muss ich zum Beispiel jemanden ablehnen", sagt Brünger. Sie empfiehlt werdenden Eltern, sich möglichst schon vor der 20. Schwangerschaftswoche um eine Geburtshelferin zu bemühen. "Sonst könnte es eng werden."

Ihren Job aber liebt Carolin Brünger trotz der schwieriger gewordenen Rahmenbedingungen. "Es war immer schon mein Traum, Hebamme zu werden", sagt sie. Und jede Geburt zeige ihr, dass es die richtige Entscheidung war.

(NGZ)
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