Ehepaar Lahr aus Grevenbroich Heiratsantrag nach einer Woche

Grevenbroich · Adolf Lahr (84) hielt sieben Tage nach dem Kennenlernen um die Hand seiner Edeltraud (73) an. Nun feiert das Paar Goldhochzeit. Was hielt sie zusammen?

 Vor 50 Jahren lernten sich Edeltraud und Adolf Lahr im Urlaub kennen und lieben.

Vor 50 Jahren lernten sich Edeltraud und Adolf Lahr im Urlaub kennen und lieben.

Foto: Lothar Berns

Sie war erst 23 Jahre alt, als sich die beiden erstmals trafen. Sie war Schneiderin, er Müller in der Kamper Mühle in Grevenbroich. In Bad Dürheim trafen die beiden im Urlaub aufeinander. Der Grevenbroicher Adolf Lahr hatte eine Kur gemacht, die 23-jährige Tirolerin gesehen - und sich auf den ersten Blick verliebt. Nach nur einer Woche machte er ihr noch in Süddeutschland den Heiratsantrag. "Er kam, sah und siegte", sagt Edeltraud heute. "Die Liebe ist vom Himmel gekommen, das gibt es sonst nicht". Erst ging es zum Standesamt, am 31. Dezember 1966 läuteten dann die Hochzeitsglocken in der Kirche. Edeltraud verließ die österreichische Heimat. Die Berge, die Wälder, die Familie: All das hat Edeltraud Lahr vermisst. Aber bereut hat sie nie. Die Liebe spendete Trost, "sonst hätten wir ja auch heute kein 50-jähriges Jubiläum, stimmt's?"

Eigentlich ist Edeltraud Lahr (73) für die heiteren, lauten Töne in der Ehe zuständig. Sie erzählt von den gemeinsamen Jahren, und Ehemann Adolf (84) lauscht aufmerksam im Nebenzimmer. "Habe ich dich in den vergangenen Jahren verwöhnt?", ruft die gebürtige Innsbruckerin ihrem Ehemann zu, der "ja, ja" antwortet. Aber was mitschwingt, ist keine Bitterkeit oder Genervtheit. Im Gegenteil. Sie wirken ganz selig dabei und dankbar dafür, dass es den anderen gibt. Obwohl sie mehr spricht, ist eine Metapher von Adolf Lahr, die seit 50 Jahren das Selbstverständnis dieser Beziehung erklärt. "Früher wurden Mühlsteine in Handarbeit geschlagen, jeder Stein war individuell", so seine Worte. "Bis sie zusammen ein schönes Mehl mahlen, kracht es und reibt es sich."

Adolf Lahr, früh verwitwet, brachte eine Tochter mit in die Ehe, zusammen zogen sie den gemeinsamen Sohn groß. Nun kümmern sie sich um dessen beiden zweieinhalb Jahre alte Zwillinge. "Liebe, Vertrauen und Treue", antwortet die 73-Jährige auf die Frage, was zwei Menschen so lange zusammen halten lässt, "und wenn Gottes Hand drüber hängt." Denn wenn Menschen keinen Glauben haben, sagt sie, "dann gehen sie schneller auseinander." In Zeiten, in denen er Ruhe brauchte, vor allem am Morgen, wenn sie fröhlich pfiff und er den Tag langsam angehen wollte, dann hat er das einfach ausgesprochen. "Wenn ich heute zu viel sage, macht er einfach die Ohren zu."

(ball)
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