Grevenbroich Helfer unterstützen Flüchtlinge in Calais

Grevenbroich · Drei Mitglieder der Grevenbroicher Initiative "Recht auf Spiel" sind derzeit in Frankreich und helfen Asylbewerbern in einem illegalen Camp. Dort warten Tausende auf ihre Weiterreise. Die Zustände sollen teils katastrophal sein.

Grevenbroich: Initiative "Recht auf Spiel" hilft Flüchtlingen
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Grevenbroicher Initiative "Recht auf Spiel" hilft Flüchtlingen

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Sie wohnen in einfachen Zelten, Holzhütten oder alten Wohnwagen und müssen mit schlechten hygienischen Zuständen zurechtkommen: Für viele Flüchtlinge ist das Alltag. Und zwar mitten in Europa, nicht einmal vier Auto-Stunden von Grevenbroich entfernt. In der französischen Stadt Calais etwa gibt es ein illegales Camp, in denen Flüchtlinge unter katastrophalen Umständen leben - einen "Dschungel", wie es manche nennen.

Zwischen 6000 und 7000 Flüchtlinge organisieren sich dort ohne konkrete staatliche Unterstützung selbst, während sie auf die Weiterreise in andere Länder wie Großbritannien oder die Bewilligung ihres Asylantrages in Frankreich warten. "Viele der Flüchtlinge sind auf Hilfe angewiesen", sagt Niklas Thönneßen. Der 26-Jährige wollte nicht weiter zusehen - und hat sich jetzt mit zwei anderen hilfsbereiten Grevenbroichern von der Initiative "Recht auf Spiel" auf den Weg nach Frankreich gemacht, um die Menschen vor Ort zu unterstützen.

Die Entscheidung dafür war mehr oder weniger spontan gefallen. "Eine Woche im Voraus haben wir einen Spendenaufruf gestartet und Grevenbroicher gebeten, uns Dinge wie Isomatten, Schlafsäcke und Zelte zukommen zu lassen", berichtet Julia Jendrny (25). "Diese Dinge können die Geflüchteten im Camp am besten gebrauchen." Rund 40 Bürger haben Sachen wie diese gespendet. "Wir sind dann am Freitag mit drei voll beladenen Autos nach Calais gefahren", erzählt Niklas Thönneßen. Die Stimmung vor Ort sei diffus, das Camp sei riesig und auf einem großen Schotterplatz direkt an der Autobahn entstanden.

Über das soziale Netzwerk Facebook waren die Grevenbroicher auf die Zustände in Calais aufmerksam geworden und haben sich kurzerhand der britischen Initiative "Care for Calais" angeschlossen, die die Flüchtlinge im Camp mit bis zu 70 Kräften rund um die Uhr unterstützt und mit gespendeten Gütern versorgt. Calais habe sich für Niklas Thönneßen und Julia Jendrny, die von der Programm-Entwicklerin Yvonne "Yvi" Lepper (35) aus Grevenbroich begleitet werden, gut angeboten, weil die Stadt - anders als zum Beispiel Griechenland - "vor der Tür liegt". Ausschlaggebend sei auch die Tatsache gewesen, dass jeden Tag etwa 100 neue Flüchtlinge in Calais stranden. "Wir planen eine längere Kooperation mit der Initiative ,Care for Calais'", sagt Niklas Thönneßen, der im "normalen" Leben eigentlich Student ist.

Wie lange sie in Frankreich bleiben werden, steht noch nicht fest. "Momentan sind sehr viele freiwillige Helfer in Calais. Wir wollen noch das Wochenende abwarten. Wenn dann plötzlich viele Helfer abreisen, möchten wir noch bis nächste Woche hier bleiben", erzählt Julia Jendrny, die ebenfalls aus Grevenbroich kommt und von Beruf Grundschullehrerin ist. Die drei Helfer sind sich einig: "In der Flüchtlingskrise muss dringend eine vernünftige europäische Einigung her. Gäbe es die, würden solche Camps wie das in Calais wohl gar nicht erst entstehen."

Auf ihrer Facebook-Seite "Recht auf Spiel" informiert die Grevenbroicher Initiative fast täglich über ihre Arbeit in Frankreich und postet viele Fotos. Ursprünglich hatte sie sich vor gut einem Jahr gegründet, um Flüchtlingen in der Stadt die Möglichkeit zu geben, an Freizeitangeboten teilzunehmen.

(cka)
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