Grevenbroich Historiker folgt Spuren des Heiligen Ludgerus

Grevenbroich · Hans-Georg Kirchhoff arbeitet an einem neuen Geschichtsbuch. In dem Band spürt er einer geplanten Kloster-Gründung an der Erft nach.

 Der friesische Missionar Ludgerus - hier eine Statue aus der Ludgeruskirche in Heiligenhaus - hat auch Spuren an der Erft hinterlassen.

Der friesische Missionar Ludgerus - hier eine Statue aus der Ludgeruskirche in Heiligenhaus - hat auch Spuren an der Erft hinterlassen.

Foto: A. Blazy

In der Grevenbroicher Stadtgeschichte kennt er sich aus wie kein zweiter. Das hat Professor Hans-Georg Kirchhoff in den vergangenen Jahrzehnten mit vielen Publikationen bewiesen. Der 85 Jahre alte Historiker, der Ehrenmitglied des Grevenbroicher Geschichtsvereins ist, arbeitet zurzeit an seinem neuen Buch, das in diesem Herbst erscheinen wird. Unter dem Titel "Das Kreuz an der Erft" begibt er sich auch auf die Spuren des Heiligen Ludgerus (742-809).

Hans-Georg Kirchhoff wurde in Rommerskirchen geboren, von 1962 bis 1969 lebte er in Noithausen, engagierte sich politisch in Stadtrat und Kreistag. Auch wenn er seit nunmehr 45 Jahren im Dortmunder Stadtteil Aplerbeck wohnt, hat der Professor für Landesgeschichte den Kontakt in die alte Heimat nicht verloren. Im Gegenteil: Mit großer Leidenschaft forscht er nach wie vor in der Historie der Schlossstadt und ihrer Umgebung.

 Hans-Georg Kirchhoff (85) arbeitet an einem neuen Buch.

Hans-Georg Kirchhoff (85) arbeitet an einem neuen Buch.

Foto: MREU

In seinem Buch "Das Kreuz an der Erft" widmet sich Kirchhoff gleich mehreren Themen. Er blickt unter anderem auf den Erzbischof Konrad von Hochstaden, der aus Frimmersdorf stammte und Initiator des Dombaus zu Köln war, und schildert das Entstehen der Deutschordens-Herrschaft in Elsen. "Ein Kapitel habe ich dem Heiligen Ludgerus gewidmet", sagt der 85-Jährige: "Ich habe dessen Geschichte untersucht und dabei Dinge herausgefunden, die zum Teil neu sind."

Bisher bekannt war, dass der friesische Missionar, der später Bischof von Münster wurde, um 800 ein Kloster an der Erft gründen wollte. "Die Frage, wo dies geschehen sollte, ist schon mehrfach erörtert worden. Ich kann dazu jetzt neue Erkenntnisse liefern", sagt Hans-Georg Kirchhoff. In Jahrhunderte alten Urkunden hat er Hinweise darauf gefunden, dass das Kloster einst in Neuss-Helpenstein, nahe der Grevenbroicher Stadtgrenze gegründet werden sollte. Die Stelle - auf einer an der Erft gelegenen Wiese - markierte Ludgerus einst mit einem Kreuz, dessen Standort der Historiker mit Hilfe alter Karten lokalisieren konnte.

Warum der Missionar sein Kloster nicht an der Erft, sondern in Werden an der Ruhr gründete, kann Kirchhoff nicht abschließend beantworten. Der 85-Jährige hat aber eine Theorie: "In Ludgerus' Vita wird die Normannengefahr erwähnt, nachdem das englische Kloster Lindisfarne im Jahr 793 von den Wikingern geplündert wurde." Vermutlich befürchtete Ludgerus einen Überfall der Nordmänner vom Rhein aus - so wie er sich zwei Generationen später tatsächlich ereignete. Die Nordmänner unternahmen von Neuss aus ihre Plünderungszüge entlang der alten Römerstraße, der späteren B 1.

Etwa 200 Seiten stark ist das Buch, das in der Schriftenreihe des Grevenbroicher Geschichtsvereins herausgegeben und noch vor Weihnachten erscheinen wird. Zur Präsentation des Bandes will Hans-Georg Kirchhoff in seine alte Heimat kommen. "Das ist eine gute Gelegenheit, mal wieder Freunde und Bekannte zu sehen", sagt er. Der genaue Veröffentlichungs-Termin des Buchs steht noch nicht fest.

(NGZ)
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