Grevenbroich Im Kängurubeutel zurück in die Heimat

Grevenbroich · Isabelle Chastenier hat Grevenbroich vor zwei Jahren verlassen, um im Erzgebirge am Theater zu arbeiten. Nun kehrt sie als Regisseurin von den "Känguru-Chroniken" in die Schlossstadt zurück. Es ist die einzige Aufführung in NRW.

 Die Jung-Regisseurin Isabelle Chastenier (vorne links) führt ihr erstes Bühnenstück "Die Känguru-Chroniken"auch in ihrer Heimatstadt Grevenbroich auf und freut sich, viele Schulfreunde und ihre Familie zu sehen.

Die Jung-Regisseurin Isabelle Chastenier (vorne links) führt ihr erstes Bühnenstück "Die Känguru-Chroniken"auch in ihrer Heimatstadt Grevenbroich auf und freut sich, viele Schulfreunde und ihre Familie zu sehen.

Foto: Dirk Rückschloß

Eigentlich machten die beiden jungen Frauen zunächst Witze, "Die Känguru-Chroniken", eine Politsatire des Kabarettisten Marc-Uwe Kling, auf die Theaterbühne bringen zu wollen. Aber im Überschwung entstehen ja oft die besten Ideen. Von ihrer Idee waren die beiden jungen Frauen dann sogar so sehr überzeugt, dass sie, noch ehe sie ihrem Chef am sächsischen Eduard-von-Winterstein-Theater davon erzählten, eine Handvoll Schauspieler für ihr Vorhaben gewinnen konnten. Ihre Inszenierung der "Känguru-Chroniken" wurde 2015 so gut besucht, dass die Grevenbroicher Jung-Regisseurin Isabelle Chastenier ein Jahr nach der Premiere bereits auf zweiwöchige Deutschlandtour geht. In Berlin, Dresden und Freiburg wird die Geschichte vom kommunistischen Känguru erzählt. Und in Grevenbroich. Ein Herzenswunsch.

Denn dass sie mit ihrem ersten selbst inszenierten Stück in die Heimat zurück kommen werde, stand für die 20-Jährige schnell fest. "Meine ganze Familie lebt in Grevenbroich, meine Eltern, mein Opa, meine Onkel und Tanten." Mit dem ersten eigenen Stück in der Heimat zu spielen, sei für sie etwas ganz Besonderes, sagt Chastenier. Der Erfolg macht sie glücklich. Dabei hat die 20-jährige Grevenbroicherin keine Erfahrung gehabt. "Ich habe mir immer gerne Theaterstücke angesehen, aber nie selbst gespielt", sagt sie.

Nach dem Abitur am Erasmus-Gymnasium entschied sie sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr. Zufällig landetet sie am Eduard-von- Winterstein-Theater im sächsischen Erzgebirge. "Die Känguru-Chroniken" inszenierte sie als Abschlussprojekt ihres Freiwilligendienstes. Dass das Stück beim Publikum so gut ankam, hat auch die Theaterleitung überzeugt. Chastenier durfte bleiben und arbeitet nun als Regieassistentin und Spielleiterin.

Vom kommunistischen Känguru, der Figur, die Kabarrettist Marc-Uwe Kling erschaffen hat, um auf überraschend verquere und selbstironische Weise offenzulegen, was in der Gesellschaft seiner Meinung nach schief läuft, hatte die Jung-Regisseurin von ihrer besten Freundin erfahren. "Auch alle unsere Schauspieler sind große Fans", sagt Chastenier. Vier Darsteller braucht die Inszenierung. Die Gruppe hat in den Mittagspausen geübt, für die Inszenierung stand kein Budget zur Verfügung, erzählt die Regisseurin. Aber alle hätten sich gerne darauf eingelassen. Eine der Lieblingsszenen der Grevenbroicherin heißt "Die Flugstunde". Darin gehe es um einen pinken Hund, mehr könne sie nicht verraten, sagt sie. Sie hofft, dass viele Grevenbroicher zur Aufführung kommen.

Die Gruppe hat auch den Autoren Kling nach Berlin eingeladen, um sich das Stück anzuschauen. Der wurde für die Hörbuchfassung über das kommunistiche Känguru, Vietnam-Veteran mit einer Vorliebe für Schnaps-Pralinen, bereits mehrfach ausgezeichnet. Isabelle Chastenier war die erste, die das Stück für das Theater inszenierte. Inzwischen gibt es mehrere Nachahmer.

Im September endet ihre Zeit in Sachsen, wo sie gerne lebt, sagt Isabelle Chastenier. Dann möchte sie Regie studieren, am liebsten an einer der großen Akademien in Berlin, Hamburg oder Frankfurt. Aber auch in ihre Heimat am Niederrhein möchte sie eines Tages dauerhaft zurückkehren.

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