Grevenbroich Immer mehr Schülern fehlt Sprachkompetenz

Grevenbroich · Immer mehr Fünftklässler können nicht richtig lesen und schreiben - auch an Gymnasien. Schulleiter warnen vor Zunahme des Problems.

Beim Wechsel von der Grund- auf die weiterführenden Schulen fehlt es den Kindern zunehmend an Sprach- und Lesekompetenz. "Dieses Phänomen hat deutlich zugenommen", sagt Anita Piel, Leiterin der Diedrich-Uhlhorn-Realschule (DURS). Eine Erfahrung, die Heinz Gerd Schmitz, Leiter der 500 Kinder zählenden Katholischen Hauptschule bestätigt: "Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat die Lesekompetenz dramatisch nachgelassen." Schmitz rechnet mit einer Verschärfung der Situation, wenn sich in Grevenbroich die Zahl der Flüchtlinge verdoppelt: "Oft können diese Kinder überhaupt kein Deutsch."

Neben einer Lese-Rechtschreib-Schwierigkeit (LRS) - diese kann per Gutachten festgestellt werden, etwa vom Schulpsychologischen Dienst - haben Lese- und Schreibdefizite nach Einschätzung der Leiter weiterführender Schulen unterschiedliche Ursachen. Aber: "Es ist nicht die Schuld der Grundschulen", betont Anita Piel. Vielmehr habe sich die Kommunikation drastisch verändert: "Heute wird schnell auf dem Smartphone getippt: am besten alles klein, in einem Wort, ohne Zeichensetzung - Rechtschreibung spielt keine Rolle mehr", nennt die Realschullehrerin ein Beispiel. Deshalb finde kurz nach dem Schulwechsel ein Rechtschreibtraining an der DURS statt.

"Die Mediennutzung hat sich gewandelt", ergänzt Hauptschulleiter Hans Gerd Schmitz. Statt zu lesen, würde die Kinder eher das Handy nutzen. Statt einen Brief zu schreiben, würden sie schnell SMS tippen. Dagegen setze die KHS auf individuelle Förderung, etwa mit "speziellen Apps für Rechtschreibung, die über die Schul-Tabletts genutzt werden oder mit individuelle angefertigten Materialien", so Schmitz.

Auch zu den Gymnasien kommen immer mehr Kinder mit Lese- und Scheibproblemen. Auf "bis zu einem Viertel", schätzt Michael Collel (39), Koordinator für Lese-Rechtschreib-Schwierigkeit (LRS) am Erasmus-Gymnasium, deren Anteil in den fünften Klassen. Am Erasmus- und Pascal-Gymnasium werden kurz nach der Aufnahme die Fähigkeiten der neuen Schüler getestet. "Je nach Ergebnis erhalten die Kinder eine zusätzliche Förderstunde", sagt Sylvia Aschendorff (54), zuständig für Einstufungstests am Pascal-Gymnasium. - "Zum Ende des Schuljahres wiederholen wir den Text, können erkennen, was die Förderung gebracht hat", so Collel.

Ähnlich handeln die Gesamtschulen: An der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule werden die Fünftklässler ebenfalls getestet. Deren Schulleiterin Dagmar Mitze setzt auf regelmäßige Fortbildungen der Lehrer. Um die Freude am Lesen zu wecken, steht im Stundenplan für die Südstadt-Gesamtschüler eine Stunde "Lesen": "Dort können die Schüler auch über Bücher sprechen, Lieblingstitel präsentieren", erläutert Mitze. An der "Gesamtschule II" werden "Kinder mit höherem Förderbedarf über Lernbüro und selbständiges Arbeiten unterstützt", erläutert Konrektor Georg Balster.

(NGZ)
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