Grevenbroich Immer weiter - auch wenn's weh tut

Grevenbroich · Jeden Dienstag treffen sich 20 bis 30 Leichtathleten an der Brücke am Flutgraben zum gemeinsamen Laufen. Sie bereiten sich auf den Citylauf am 19. Juni vor. NGZ-Autor Marcel Kleifeld hat eine Trainingseinheit mitgemacht. Ein Selbstversuch.

 Marcel Kleifeld (vorne, Nummer 5) von der NGZ im Kreise der Leichtathleten. Die Sportler bilden - je nach Leistungsstand - gleichstarke Gruppen. Sie laufen jeden Dienstag gemeinsam.

Marcel Kleifeld (vorne, Nummer 5) von der NGZ im Kreise der Leichtathleten. Die Sportler bilden - je nach Leistungsstand - gleichstarke Gruppen. Sie laufen jeden Dienstag gemeinsam.

Foto: Lothar Berns

Ich habe meinen Rhythmus gefunden. Meine Beine laufen wie von selbst. Ich atme locker und gleichmäßig. Ohne zu große Anstrengung kann ich mich noch mit meinen Mitläufern unterhalten. Das Ziel darf trotzdem gerne kommen. Mal eben nachfragen. Wann sind wir da? Wie früher, auf dem Weg in den Urlaub. "Es ist nicht mehr weit", sagt Dieter. Es seien nur noch wenige hundert Meter. Prima! Als ich in den Auslaufmodus wechsele, folgt die Ernüchterung. Wir haben erst die Hälfte geschafft. Noch dreieinhalb Kilometer warten.

Es ist Dienstag, 19 Uhr. Laufzeit. Wie jede Woche haben sich an der Brücke Am Flutgraben knapp 30 Leichtathleten zum Training zusammengefunden. Sie trainieren für den Grevenbroicher Citylauf. Die SG Neukirchen-Hülchrath bietet das Training an. Ich mache die Einheit heute mit.

Ich werde gut aufgenommen. Man duzt sich und mich - find' ich gut! Ich gebe mich skeptisch, was meinen Fitnesszustand anbelangt. "So ein junger Kerl läuft doch fünf Kilometer aus dem Stand", sagt Bernd. Na ja, ich gehe auf die 30 zu. Bernd ist Rentner, sieht aber aus wie ein Spitzensportler. Er ist schlank und drahtig. Und er läuft mitunter auch 100 Kilometer am Stück. Ich bin Fußballer im Formtief, Joggen ist eigentlich nicht mein Ding. "Zur Not tragen wir dich", sagen einige bestens gelaunte Frauen. Gerne!

Den ersten Kilometer zum Warmlaufen legen alle gemeinsam zurück. Mich packt der Ehrgeiz. Ich laufe vorne mit. Direkt hinter Bernd und neben Willy sowie Wolfgang. Alle drei sind extrem fit, nicht meine Kragenweite. Auf Wolfgangs rotem T-Shirt steht "Weltrekordläufer". Er ist Marathon erfahren. Willy läuft immer und überall. Ich nicht.

"Das hört sich doch gut an, keine Schnappatmung", sagt Willy nach einem Kilometer zu mir. Aber lange geht das hohe Tempo - Bernd und Co. würden es wohl nie als hoch bezeichnen - nicht gut. Nach dem Dehnen zieht es mich zu den etwas weniger ambitionierten Läufern.

Ich laufe mit Hilde, Chris und mit Dieter. Sieben Kilometer haben sie sich vorgenommen. Dieter ist laut Hilde ein Laufprofi. Er sieht ebenso drahtig aus wie 100-Kilometer-Mann Bernd, beide sind auch ungefähr eine Altersklasse. Dieter redet während des Laufens viel, hat einen trockenen Humor und ein breites Wissen, was das Training angeht.

Wir laufen ein lockeres Tempo. An der Erft entlang, dann durch den Wald. Wir plaudern über den Citylauf, über Sporthallen, über Mikrowellen. Ich konzentriere mich eher auf unser Gespräch als aufs Laufen. Christoph liefert Zwischenzeiten.

Dieter hat sich sein sportliches Stirnband übergestreift. Der Schweiß tropft ihm vom Gesicht. Er deutet auf ein Sonnen geflutetes Feld. "Herrlich, oder?", fragt er. Hilde und Christoph stimmen begeistert zu. Ich interessiere mich eher für meine Knie. Die sind weniger herrlich und schmerzen etwas. Aber ich versuche mir, nichts anmerken zu lassen. Keine Schwäche zeigen.

Ich frage immer mal wieder nach dem Kilometer-Zwischenstand. Ich freue mich auf das Ziel, bin ja auch nicht so der (Langstrecken-)Läufer. Noch zwei Kilometer. Noch einer. Noch 500 Meter. Auslaufen. Wir sind da. Meine drei Kollegen sehen gar nicht erschöpft aus. Auch ich fühle mich gut nach insgesamt acht Kilometern. Hat wirklich Spaß gemacht.

In den kommenden Trainingseinheiten möchte die Laufgruppe um Dieter das Pensum erhöhen. Distanz und Tempo sollen steigen.

Na dann: bis nächste Woche!

(NGZ)
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