Serie Willkommen In Jüchen In der neuen Heimat ist alles anders

Grevenbroich · Familie Simoneit/Dreyer ist mit der vierjährigen Pauline vor einer Woche aus Ostdeutschland nach Jüchen gezogen. Viele junge Familien kommen nach Jüchen. Die NGZ begleitet jetzt Neuzugänge dabei, wie sie sich in der neuen Heimat einleben.

Jüchen Noch ist vieles fremd: Erst vor einer Woche ist Charlene Simoneit mit ihrer vierjährigen Tochter Pauline nach Jüchen gezogen. Die Beiden stammen aus einem kleinen Ort in der Nähe von Magdeburg. Der Lebensgefährte der 23-Jährigen hatte schon eine Wohnung in Jüchen gefunden und wegen seiner Arbeitsstelle in Düsseldorf sozusagen das Feld für den Umzug der Restfamilie vorbereiten können. Nun geht's ans Einleben in der Fremde, wo "alles einfach anders ist", sagt Charlene Simoneit bewusst wertfrei. "Denn meine Verwandten haben mir Angst gemacht, der Osten und der Westen, das passe nicht zusammen", gibt sie zu.

Aber sie wolle sich nicht mit solchen Vorurteilen belasten, im Gegenteil! Schon in den ersten Tagen hat sich die gelernte Bankauffrau, die nun noch dringend eine Anstellung in ihrer neuen Heimat sucht, per Facebook an die Jüchener gerichtet und Anschluss gesucht. "Ich habe lange überlegt, ob ich das machen soll, aber dann habe ich mir ein Herz gefasst", erzählt Simoneit, die auf ihren Aufruf eine große Resonanz erhalten hat. Darunter war auch eine Mutter mit einem gleichaltrigen Kind, zu der Charlene Simoneit auch bereits Kontakt aufgenommen hat. Andere Jüchener weisen auf Sportvereine oder Musikunterricht hin, oder wünschen der jungen Familie einfach: "Herzlich willkommen im schönen Jüchen!"

Auf junge Familien, die wie Charlene Simoneit und ihr Partner Martin Dreyer nach Jüchen ziehen, stützt die Gemeinde bekanntlich auch ihre Zukunftssicherung und baut die Infrastruktur mit zusätzlichem Wohnraum und Kindertagesstätten aus. Zwar ziehen viele junge Familien nach Jüchen, aber für jede einzelne ist die Eingewöhnung eine ganz persönliche Herausforderung: Das gibt Charlene Simoneit zu. "Mir fehlen hier am meisten die Sozialkontakte und vor allem meine Arbeit", sagt die junge Mutter. Zuletzt hatte sie als Sekretärin in einer Sprachschule gearbeitet. Obwohl sie eine Zeit lang alleinerziehend war, hatte sie alle Prüfungen für ihren Abschluss als Bankkauffrau geschafft. "Ich arbeite gerne, ich will nicht nur zu Hause rumsitzen", sagt sie. Deshalb hatte sich die 23-Jährige auch als Erstes noch von ihrem vorherigen Wohnort aus um einen Kindergartenplatz für Pauline in Jüchen bemüht. Das sei nicht einfach gewesen: "Umso mehr haben wir uns gefreut, dass es mit dem Platz in der Villa Kunterbunt geklappt hat", berichtet sie. Nach einer Eingewöhnungsphase soll Pauline nun die volle Betreuungszeit der Kita von 7.15 bis 16.30 Uhr ausnutzen, damit ihre Mama hoffentlich bald auch wieder arbeiten gehen kann. Der Vierjährigen gefällt es gut in "ihrem" neuen Kindergarten, wie das lebhafte, aufgeweckte kleine Mädchen erzählt. Und eine Perspektive für Freizeitbeschäftigungen gibt es auch schon: Reiten und Musik sind die Hobbys von Charlene Simoneit, die auch ihre kleine Tochter begeistern: "Und das soll ja hier auch eine Gegend fürs Reiten sein", hat die 23-Jährige bereits erfahren.

Die Einkaufsmöglichkeiten von Jüchen-"City" weiß die Neubürgerin bereits zu schätzen, was die Versorgung mit frischen Lebensmitteln anbelangt. Im Ortsbild fehlt ihr aber ein richtiger Marktplatz, wie sie zugibt: "Als ich mit meiner Tochter am ersten Abend in Jüchen angekommen bin, ist mein Partner mit uns durch den Ort gefahren und hat uns den Markt gezeigt. ,Das soll ein Marktplatz sein? Der sieht doch aus wie ein Busbahnhof!'", schildert Simoneit ihre Reaktion, fügt aber versöhnlich hinzu: "Hier ist eben alles anders, wir müssen uns noch eingewöhnen." Und sie hofft, dass es ihr bald auch in Jüchen so ergeht, wie in ihrer "alten Heimat": "Da hatten wir eine unglaublich tolle Gemeinschaft unter uns Kindergarteneltern und viele Bekannte, mit denen wir uns oft getroffen haben."

(NGZ)
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