Grevenbroich In Togo zieht die lebendige Krippe mit Blaskapelle durch den Ort

Grevenbroich · Pfarrer Patrice Koffi kennt deutsche Weihnachtslieder aus dem alten Gotteslob der Diözese Köln in seiner afrikanischen Muttersprache.

 Patrice Koffi mit dem Gotteslob in seiner afrikanischen Muttersprache.

Patrice Koffi mit dem Gotteslob in seiner afrikanischen Muttersprache.

Foto: Gundhild Tillmanns

Gesungen wird zu Weihnachten überall auf der Welt in christlichen Ländern oder Gebieten: Wenn Pfarrer Patrice Koffi aus dem afrikanischen Togo stimmgewaltig Weihnachtslieder zum Beispiel in der Gustorfer Kirche vorträgt, dann ist dies ein besonderes Erlebnis. Da gehen nicht nur die Herzen auf, da schwingen auch zumindest für Patrice Koffi selbst Kindheitserinnerungen an ungetrübte Weihnachtsfreuden mit.

Denn Koffi hat in der Gustorfer Pfarrkirche so manch ein Déjà-vu-Erlebnis, das ihn an seine afrikanische Heimat erinnert. Da, wo der 48-Jährige herkommt, haben die Steyler Missionare aus dem heutigen Venlo ihre Spuren hinterlassen: "Wir haben die gleichen neogotischen Kirchen. Und vor allem in der Gustorfer Kirche fühle ich mich deshalb fast wie zu Hause", sagt er.

Dort gebe es eine Vielzahl von architektonischen Elementen, die zum Beispiel auch in der Hauptkirche der togolesischen Kapitale Lomé wieder zu finden seien: "Die Kirche in Lomé ist sogar kürzlich mit Mitteln aus der Erzdiözese Köln restauriert worden", erzählt der afrikanische Theologe, der ein besonderes Gesangbuch aus seiner Heimat mit nach Grevenbroich gebracht hat: "Das alte Gotteslob der Erzdiözese Köln gibt es auch in meiner Heimatsprache Ewe. Deshalb kamen mir hier auch so viele Lieder schon bekannt vor," erzählt Koffi.

Den kulturellen Brückenschlag, der dem bereits seit 24 Jahren in Deutschland lebenden Geistlichen so gut gelingt, bekommen auch die Gemeindemitglieder in Grevenbroich in den Gottesdiensten zu spüren: "Bei uns in Afrika wird in der Kirche viel gesungen und getanzt. Und das Tanzen, allerdings in Maßen, mögen auch die Grevenbroicher vor allem in den Familiengottesdiensten", hat der Pfarrer festgestellt.

Wenn Patrice Koffi an Heiligabend die Christmesse in der Gustorfer Kirche feiert, sind sicherlich auch seine Lieblingsweihnachtslieder mit dabei, die er in Deutsch, aber auch in Französisch oder in seiner togolesischen Muttersprache Ewe anstimmen kann. Vor- und mitsingen wird er in Gustorf natürlich in Deutsch. Gerade zu Weihnachten kommen Koffi aber auch Gedanken an die Heimat. Bilder werden wach, Vergleiche gezogen, wie dort bei 40 Grad das Weihnachtsfest von den Christen begangen wird.

"Bei uns ist es vor allem viel lauter als hier. An Weihnachten dringt aus allen Häusern laute Musik, alle freuen sich und tanzen auf den Straßen", erzählt Koffi. Weihnachten sei auch in seiner Heimat das Fest der Kinder, die neu eingekleidet und herausgeputzt am ersten Weihnachtstag zur Kirche kommen. "Und an Heiligabend wird bei uns die Herbergssuche von Maria und Josef in einem großen Umzug nachgespielt.

Da ziehen die Menschen mit allen möglichen Tieren als lebendige Krippe mit einer Blaskapelle durch die Straßen. Immer mehr Leute schließen sich an, und es werden Weihnachtslieder gesungen", berichtet er. Die Weihnachtsgeschenke gebe es für die Kinder in Togo in manchen Familien auch teilweise in die für den Nikolausbesuch aufgestellten Schuhe, zieht Koffi Vergleiche mit dem deutschen Nikolaustag und dem holländischen Weihnachtsbrauch. Und selbst bei den Weihnachtsgerichten gibt es Vergleichsmöglichkeiten: "Wir essen pompös, französische Küche. Aber es gibt auch afrikanische Gerichte, zum Beispiel mit Yamswurzeln oder Kochbananen."

(NGZ)
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