Grevenbroich Junge Flüchtlinge suchen Gastfamilien

Grevenbroich · Die Stadt betreut zurzeit 50 Jugendliche, die ohne Eltern nach Deutschland geflüchtet sind. Die Verwaltung versucht sie in Gastfamilien, Heimen und Wohngruppen unterzubringen - interessierte Familien können sich im Rathaus melden.

Die Stadt sucht dringend Gastfamilien für jugendliche Asylbewerber, die allein - ohne ihre Familie - beispielsweise aus dem Irak, aus Syrien und Afghanistan nach Deutschland gekommen sind. Mehr als 50 von ihnen zogen zunächst in die Turnhalle der Realschule an der Bergheimer Straße, werden dort betreut. Der jüngste ist elf, der Großteil 15 bis 17 Jahre alt. Doch Erster Beigeordneter Michael Heesch betont, dass das nur eine Lösung für den Übergang sein soll. "Wir suchen für sie Unterbringungsmöglichkeiten. Ziel ist es, die Jugendlichen an ein selbstständiges Leben heranzuführen." Drei Jungen leben bereits in Gastfamilien.

Die Kommunen sind für die unbegleiteten minderjährigen Ausländer - im Behördenjargon UMA genannt - in ihrem Gebiet zuständig, das Jugendamt übernimmt die Vormundschaft. Geeignete Unterbringungsmöglichkeiten in Heimen werden knapp, vielen Trägern gehen die Plätze aus. Stolz ist die Stadt daher, dass "wir bereits für mehr als die Hälfte eine neue Unterbringung gefunden haben", erklärt Karin Unverhau vom Jugendfachbereich. "Wir gehen bewusst mehrere Wege, um den Jugendlichen die Unterstützung geben, die sie individuell benötigen", ergänzt Heesch. "Eine Gastfamilie ermöglicht eher den Kontakt zu festen Bezugspersonen. In einer Wohngruppe ist dagegen die soziale Betreuung intensiver".

13 Jungen konnten, wie Stefanie Seiler von der Stadtverwaltung erklärt, in Heimen und Wohngruppen umziehen - etwa in eine Gruppe des Hauses St. Stephanus in Elsen, des Raphaelshauses in Dormagen und bei der Evangelischen Jugend- und Familienhilfe. Fünf weitere Jugendliche wohnen in Trainings-Wohnungen und Appartments, lernen dort unter Betreuung selbstständig zu leben.

Mit der Unterbringung von drei Jungen in Gastfamilien hat die Stadt, wie Unverhau erklärt, gute Erfahrungen gemacht. Weitere Familien werden gesucht. "Wir hatten anfangs recht viele Anfragen von Menschen, die helfen wollen. Die Zahl der Anfragen ist aber gesunken", schildert Karin Unverhau. So mancher Interessierte habe falsche Vorstellungen gehabt, "wollte etwa gern ein sechs, sieben Jahre altes Mädchen aufnehmen. Doch die meisten Kinder, die allein zu uns kommen, sind deutlich älter - und Jungen". Erst zwei Mädchen - im Alter von 16 Jahren - werden vom Jugendamt betreut. Vor einer Aufnahme in einer Familie werde eingehend geprüft, ob Gasteltern und Jugendlicher zueinander passen "Ein Kind, das wegen seiner Fluchterfahrung ein großes Aggressionspotenzial zeigt, werden wir nicht in eine Gastfamilie geben", betont die Fachdienstleiterin. Bei der Auswahl der Gastfamilie würden Standards gelten wie für Pflegefamilien.

Was müssen Gasteltern mitbringen, die einen jugendlichen Flüchtling aufnehmen möchten? "Zeit, geeigneten Wohnraum und die Bereitschaft, einen Menschen mit anderer Herkunft und Sprache aufzunehmen und auf ihn einzugehen. Sie müssen sich bewusst sein, dass es sich um Familienmitglied wie die anderen auch handelt, das einen Wohnungsschlüssel hat und eigene Wünsche", erläutert Unverhau.

(NGZ)
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