Christoph Dammermann Kann Kaarst Digitalisierung?

Grevenbroich · "Digitalisierung in Wirtschaft und Verwaltung" - zu diesem Thema wird der Staatssekretär im NRW-Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie beim Neujahrsempfang der Kaarster FDP sprechen. Ein Vorabgespräch.

 Christoph Dammermann ist seit Juli 2017 als Staatssekretär unter anderem für die Digitalisierung verantwortlich.

Christoph Dammermann ist seit Juli 2017 als Staatssekretär unter anderem für die Digitalisierung verantwortlich.

Foto: Sondermann

Sie sind seit Juli 2017 als Staatssekretär unter anderem für die Digitalisierung verantwortlich. Wie gut ist NRW für den digitalen Wandel aufgestellt?

Dammermann Nordrhein-Westfalen hat als exzellenter Forschungs- und Wirtschaftsstandort hervorragende Voraussetzungen für eine innovative, digitale Zukunft. Ziel der neuen Landesregierung ist es, die Chancen der Digitalisierung konsequent und in der ganzen Breite zu nutzen. Mit einer umfassenden Digitalstrategie werden wir unser Land optimal auf die Zukunft vorbereiten.

Gibt es bestimmte Bereiche, in denen Sie die Digitalisierung gezielt vorantreiben wollen?

Dammermann Federführend erarbeitet das MWIDE die Digitalstrategie gemeinsam mit allen anderen Häusern der Landesregierung. Eine Metastudie wird uns zunächst den Status des digitalen Ökosystems von NRW in mehreren Dimensionen aufzeigen: Dazu zählen Infrastruktur, Mobilität, Breitbandausbau, Verwaltung, Bildung, Forschung und Entwicklung, Gesundheitswesen, digitale Transformation der Wirtschaft und IT-Sicherheit.

In der Stadt Kaarst schreitet der Breitband-Ausbau zwar voran, doch Gigabit-Bandbreiten werden zunehmend gefordert. Ohne Glasfaseranbindung geht das aber nicht. Wie sehen die Planungen des Landes dazu aus?

Dammermann Unser Ziel ist es, NRW bis 2025 flächendeckend mit Gigabit-Netzen auszustatten. Priorität haben Gewerbegebiete, aber auch Schulen und andere öffentliche Einrichtungen. Derzeit stehen Gespräche zwischen dem Rhein-Kreis Neuss, der Stadt Kaarst und Netzanbietern an, die Interesse daran haben, eigenwirtschaftlich Gewerbebereiche in Kaarst mit Glasfaserleitungen zu versorgen.

Es gibt noch viele Mittelständler, die dem Weg ins Online-Zeitalter hinterher hinken. Warum ist es für den Mittelstand so wichtig, den Anschluss nicht zu verpassen?

Dammermann In der Tat gibt es noch Aufholbedarf insbesondere für kleinere Unternehmen. Es geht eben nicht nur um Kosteneinsparungen, sondern letztlich wird die Zukunftsfähigkeit des eigenen Geschäftsmodells in Frage gestellt. Wir vereinfachen den Zugang des Mittelständlers zur Digitalisierung unter anderem mit einem schnellen Breitbandanschluss, den sechs Zentren der digitalen Wirtschaft - den sogenannten DWNRW-Hubs - und konkreten Finanzierungsmöglichkeiten.

Seit 1. Januar 2018 sind Behörden durch das E-Government Gesetz verpflichtet, einen elektronischen Zugang zur Verwaltung zu eröffnen. Was hat der Bürger konkret davon?

Dammermann Bürgerinnen und Bürger können nun elektronisch und sicher Unterlagen an die Verwaltung schicken. Das gilt auch dann, wenn diese Dokumente mit einer elektronischen Signatur versehen sind. So müssen beispielsweise Behörden ab Jahresanfang Kindergeldanträge elektronisch akzeptieren. Auch der elektronische Identitätsnachweis mit der E-Funktion des Personalausweises muss nun von den Ämtern angenommen werden.

In Kaarst sind rund um das neue Ikea-Haus weitere Gewerbeansiedlungen geplant, zudem gibt es ein Ideen-Camp für den Ikea-Altstandort. Neue Unternehmen benötigen aber hohe Übertragungsraten. Kann das Land dabei helfen?

Dammermann In neuen Gewerbeansiedlungen wird die Infrastruktur für Glasfaseranschlüsse direkt verlegt. Östlich des Ikea-Altstandorts liegt ein Breitbandfördergebiet des Rhein-Kreises Neuss, das mit FTTH - "Fiber to the Home" ausgebaut wird. Die Glasfaserleitung endet hier nicht mehr am Verteilerkasten auf dem Bürgersteig oder im Keller des Gebäudes, sondern führt direkt in die Wohnung. Die westlich davon liegenden Bereiche werden voraussichtlich durch das sogenannte Vectoring mit einer erheblichen Steigerung der Datenversorgungsrate ausgebaut. Wenn hier das Interesse besteht, das Gebiet ebenfalls mit FTTH auszubauen, begrüßen wir das sehr.

DAS INTERVIEW FÜHRTE BÄRBEL BROER.

(NGZ)
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