Grevenbroich Kapellenerin hilft nach Erdbeben in Ecuador

Grevenbroich · Fast 700 Menschen riss ein Beben der Stärke 7,8 in den Tod. Mittendrin ist die 20-jährige Diana Skudrzik. Sie blieb im Krisengebiet, um zu helfen.

 Zerstörung so weit das Auge reicht. In der Stadt Manta am Pazifik blieb kaum ein Stein auf dem anderen.

Zerstörung so weit das Auge reicht. In der Stadt Manta am Pazifik blieb kaum ein Stein auf dem anderen.

Foto: Diana Skudrzik

Ecuador Eines Abends hatte sie frei, genoss das Meeresrauschen und den Sonnenuntergang am Pazifik, als um sie herum plötzlich die Erde begann zu beben. "Ich dachte, die Welt geht unter", erinnert sich Diana Skudrzik, die am Äquator nach erfolgreich abgeschlossenem Abitur auf dem Erasmus-Gymnasium eigentlich nur ältere und benachteiligte Menschen betreuen wollte.

Für elf Monate hatte sich die 20-Jährige bei der gemeinnützigen Organisation "Service Civil International" (SCI) für die soziale Arbeit gemeldet. Doch mit dieser Sekunde am Strand änderte sich ihr Auftrag. Statt Menschen zu betreuen fühlte sie sich berufen, auch den Betroffenen unter die Arme zu greifen, ruft um Spenden auf und verteilt sie an die Ärmsten der Armen in einem völlig zerstören Landstrich.

Alles begann am 16. April in der Region Manabi. Binnen einer Sekunde verwandelte sich das Strandparadies in Südamerika zum Krisengebiet. Das Erdbeben der Stärke 7,8 hatte an dem Samstagabend vor allem einen rund 100 Kilometer breiten Küstenstreifen westlich der Hauptstadt des Landes Quito getroffen. Tausende wurden verletzt. Mehr als 25.000 Menschen mussten in Notunterkünfte. Weit über 600 Menschen kamen durch das stärkste Beben in Ecuador seit Beginn des Jahrhunderts ums Leben.

Doch von den Folgen hatte die Grevenbroicherin zu diesem Zeitpunkt noch nichts mitbekommen. Während sie die endlosen Sekunden am Strand verharrte, stürzten landeinwärts Dutzende Häuser in sich zusammen, Wasser- und Stromleitungen wurden gekappt, das Land versank im Chaos. "Wir hatten in den Wochen zuvor schon viele Erdbeben erlebt, aber keines war so intensiv und dauerhaft wie dieses", erinnert sich die 20-Jährige.

Als Diana Skudrzik nach dem ersten Schreck vom Strand zurück ins Hostel eilte, konnte sie von dem ganzen Ausmaß im Landesinnern noch nichts erahnen. Ja, ein paar Möbel waren umgekippt in der Herberge, und der Plasmafernseher hing auch nicht mehr an der Wand, schildert sie. Alles nicht dramatisch. Auch ihre Freunde und Bekannten waren wohl auf.

Das Ausmaß der Zerstörung zeigte sich erst am nächsten Tag, als sie ihre Gastfamilie in der Stadt Jipijapa besuchen wollte. Auf der Fahrt erkannte sie, dass alle umliegenden Dörfer und Städte schwer betroffen gewesen seien, schildert die 20-Jährige die Eindrücke. "Ich habe mich beim Roten Kreuz gemeldet, um Spenden zu sammeln und Hilfe zu leisten wo es möglich war", sagt Diana Skudrzik. Zudem hat eine ihrer Freundinnen aus Luxemburg über das Internet einen Spendenaufruf gestartet. 50 Familien konnten schon mit Lebensmitteln, Wasser und Windeln versorgt werden, die die beiden Frauen selbstständig in der Küstenstadt Manta verteilten.

"Ich bin froh, dass unsere Freiwilligen nicht im akuten Krisengebiet waren", sagt SCI-Geschäftsführer Ulrich Hauke, der das Engagement der Kapellenerin begrüßt. "Wir freuen uns, wenn unsere Freiwilligen sich so einsetzen", sagt Hauke. Er mahnt aber, dass solcherlei Schritte immer mit dem SCI und den Partnerorganisationen vor Ort abzustimmen seien.

Mittlerweile habe sich die Situation im Land allmählich normalisiert, schildert Diana Skudrzik. "Allerdings leben die Menschen in ständiger Angst vor einem weiteren Erdbeben", sagt sie. Bis heute erschüttern das Land regelmäßig Nachbeben. Einige davon mit Stärke von 6,8.

(NGZ)
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