Grevenbroich Kaserne ohne Alternative

Grevenbroich · Kapellen Obwohl heute kaum noch etwas darauf hindeutet: Bis in die 90-er Jahre hinein waren Streitkräfte der Nato an der Neusser Straße in Kapellen stationiert - zunächst Belgier, später Amerikaner.

 Die Nato-Kaserne bleibt eine Unterkunft für Asylbewerber und Flüchtlinge. Laut Stadt gibt es in Grevenbroich keine Alternative zu dieser Immobilie.

Die Nato-Kaserne bleibt eine Unterkunft für Asylbewerber und Flüchtlinge. Laut Stadt gibt es in Grevenbroich keine Alternative zu dieser Immobilie.

Foto: NGZ

Fester Bestandteil der gleich am Ortseingang liegenden Kaserne waren die Raketenstation bei Holzheim, in der sich mittlerweile Künstler und Wissenschaftler angesiedelt haben, und die Feuerleitstelle in unmittelbarer Nähe der Autobahn 46.

Nach dem Abzug der Truppen ging die Immobilie (Gesamtnutzfläche: 38 000 Quadratmeter) in den Besitz der Bundesvermögensverwaltung über. Vor etwa 15 Jahren mietete die Stadt das Objekt und baute es zu einer Notunterkunft für Flüchtlinge und Asylbewerber um. Diese Funktion hat die ehemalige Kaserne auch heute noch inne. Aktuell leben dort rund 100 Menschen aus einem Dutzend Nationen.

Die Stadt zahlt für diese Immobilie Miete an die Bundesvermögensverwaltung: jährlich rund 67 000 Euro. Dies erschien Bürgermeister Axel Prümm zu kostspielig für "seine" unter Nothaushaltsrecht stehende Kommune, er ließ intern eine Alternativ-Unterbringung der Kasernen-Bewohner prüfen.

Unter anderem wurden Unterkünfte in Neuenhausen, Neurath, Frimmersdorf, Neukirchen und Stadtmitte untersucht. Wie Stadtsprecher Norbert Häke am Dienstag auf Anfrage erklärte, konnte diese Prüfung zwischenzeitlich abgeschlossen werden. Das Ergebnis: Die Nato-Kaserne bleibt bis auf unbestimmte Zeit weiterhin eine Unterkunft für Asylbewerber und Flüchtlinge.

"Eine Aufgabe der Kaserne wäre nicht wirtschaftlich gewesen", begründete Häke. Denn der Stadt mangele es an alternativen Objekten: "Sollte irgendwann auf dieser Welt wieder ein Krisenherd ausbrechen, kann es sein, dass wir vom Bund verstärkt Flüchtlinge zugewiesen bekommen. Und dafür brauchen wir Platz."

In den 90-er Jahren hätten zu "Spitzenzeiten" bis zu 350 Menschen in der ehemaligen Kaserne untergebracht werden müssen. Städtische Obdache - zum Beispiel in Neuenhausen oder Frimmersdorf - könnten zudem für diese Gruppe nicht genutzt werden: "Hier handelt es sich Aussiedler-Unterkünfte, die speziell bezuschusst werden. Würden wir dort Flüchtlinge oder Asylbewerber unterbringen, würde uns ein Teil dieser Zuschüsse gestrichen werden", so Häke.

In der Nato-Kaserne sind derzeit größtenteils Einzelpersonen und Ehepaare untergebracht. Die Serben stellen dort mit 22 Prozent die größte Bevölkerungsgruppe, gefolgt von Indern (zwölf Prozent) und Russen (neun Prozent). Zudem leben dort Männer und Frauen, die aus Kamerun, Simbabwe, Äthiopien und dem Kongo geflüchtet sind.

(NGZ)
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