Traum auf Rädern Kleine Reisefreiheit im Mini-Camper

Grevenbroich · Kleiner geht's kaum: Mit einem Mini-Wohnwagen aus der DDR erfüllte sich Angelo Nardello aus Wevelinghoven einen Traum. Der Wefelinger Heimstolz LC 9-200 wurde für den "Trabi" als Zugfahrzeug konstruiert – und ist heute Kultobjekt.

 Campen auf drei Quadratmetern: Angelo Nardello mit mit seinem Wohnwagen Weferlinger Heimstolz LC9-200. Praktisch: Bei mehrtägigen Oldtimer-Treffen hat der Wevelinghovener alles Nötige dabei.

Campen auf drei Quadratmetern: Angelo Nardello mit mit seinem Wohnwagen Weferlinger Heimstolz LC9-200. Praktisch: Bei mehrtägigen Oldtimer-Treffen hat der Wevelinghovener alles Nötige dabei.

Foto: Linda Hammer

Kleiner geht's kaum: Mit einem Mini-Wohnwagen aus der DDR erfüllte sich Angelo Nardello aus Wevelinghoven einen Traum. Der Wefelinger Heimstolz LC 9-200 wurde für den "Trabi" als Zugfahrzeug konstruiert — und ist heute Kultobjekt.

 Aus Tisch und Sitzbank wird das Bett errichtet. Klein und gemütlich ist das Innere des Mini-Wohnwagens. Beachtlich: Die Stehhöhe von 1,80 Metern.

Aus Tisch und Sitzbank wird das Bett errichtet. Klein und gemütlich ist das Innere des Mini-Wohnwagens. Beachtlich: Die Stehhöhe von 1,80 Metern.

Foto: Linda Hammer

Leben auf drei Quadratmetern: Von der Sitzbank aus lassen sich Schrank und Mini-Waschbecken bequem mit der Hand erreichen, das Bett wird aus Bank und Tisch errichtet. "Bei Oldtimer-Events höre ich als erste Frage häufig: ,Kann man darin auch schlafen?", sagt Angelo Nardello schmunzelnd. Man kann, zum Beweis klappt er mit wenigen Handgriffen die immerhin 1,90 Meter lange Liegefläche auf. "Hier ist alles, was man zum Campen braucht — nur eben etwas kleiner", erklärt der 44-Jährige.

Der verheiratete Wevelinghovener, der in Sizilien geboren wurde und in Deutschland aufwuchs, ist Besitzer eines besonderen Schatzes — oder besser gesagt Schätzchens. Mit einem Wohnwagen Wefelinger Heimstolz LC 9-200 hinter seinem Ford 12 M von 1967 rollt er zu Oldtimer-Treffen — oft mit Sohn Luca (9) und mit Hund Klitschko, einem Jack Russel. Oft wird er dort auf das ungewöhnliche Camping-Vehikel aus DDR-Zeiten angesprochen.

Gerade mal zwei Meter lang und 1,60 Meter breit ist der aus Sperrholz gefertigte Aufbau — dessen Inneres irgendwo zwischen großer Puppenstube und handelsüblichem Camper liegt. Der Grund für die Winzigkeit: Der rund 250 Kilo schwere LC 9-200 wurde konstruiert, um vom Trabant — dem häufigsten PKW in der DDR — gezogen zu werden. "Mit dem Weferlinger sind viele früher in den Urlaub zum Plattensee in Ungarn gefahren", erzählt Angelo Nardello. Reisen in das osteuropäische Land war DDR-Bürgern möglich — im Gegensatz zu Zielen in Westeuropa. Bis zu vier Personen finden im Wefelinger samt Vorzelt einen Schlafplatz. Die bescheidene Urlaubsbleibe war — und blieb — für viele ein Traum. "Der Wohnwagen war heiß begehrt, man musste lange auf einen warten", weiß Nardello.

Seit langem interessiert er sich für Altes — Möbel, Gebäude und eben Autos: "Sich mit Altem zu befassen, wirkt entschleunigend. Mit einem Oldtimer kann man nur langsam fahren, auch wenn der Hintermann hupt." Wie er an den Wohnwagen kam? "Nach der Wende war ich in der DDR bei Königswusterhausen auf Montage. Dort sah ich einen Wefelinger, der als Hühnerstall diente. Ich war von dem Anhänger begeistert, aber es tat mir in der Seele weh, wozu er herhalten musste ", erzählt der Heizungsbauer.

Die Begeisterung für den Camper, der von der Produktionsgenossenschaft Heimstolz in Weferlingen gegefertigt wurde, ließ ihn nicht mehr los. "Nachdem ich einen Fiat 500 geschenkt bekam, suchte ich einen Wohnwagen, den das kleine Auto ziehen konnte." Nach vielen Jahren erfüllte sich Nardello seinen Traum — und erstand in Ostdeutschland ein Modell von 1976. "Der Rahmen war gut erhalten, doch der Aufbau war an den Kanten verfault." Nardello griff zum Werkzeug und restaurierte den Wagen in liebevoller Kleinarbeit. "Zum Schluss konnte ich noch eine bislang im Wagen fehelnde Original-Heimstolz-Lampe." Auch alte Zeitschriften — natürlich mit Bildern des Wefelinger — hat er gesammelt.

Bei Oldtimer-Treffen etwa in Hillesheim oder bei den Classic Days in Jüchen fährt Nardello mit Ford und Wefelinger vor, und hat somit alles fürs Übernachten bei. Sogar Pfanne und Kaffeemaschine — beides ganz klein — fehlen nicht. In den nächsten Monaten hat das Gespann aber Reisepause. Dem Winterwetter setzt Nardello seine Oldies nicht aus, sie sollen schließlich lange halten.

(NGZ)
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