Borussia Mönchengladbach Kölner jagen Gladbach-Fans am Bahnhof

Grevenbroich · Am Sonntag erwartet der 1. FC Köln im rheinischen Derby den VfL Borussia. Bereits am Donnerstag machten FC-Anhänger "mobil". Am Grevenbroicher Bahnhof warteten sie auf Gladbach-Fans, die vom Europa-League-Spiel heimkehrten.

 Stimmung ja, Randale nein: Beim rheinischen Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach ist stets Feuer drin. Neben der sportlichen Rivalität kommt es allerdings auch immer wieder zu Ausschreitungen.

Stimmung ja, Randale nein: Beim rheinischen Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach ist stets Feuer drin. Neben der sportlichen Rivalität kommt es allerdings auch immer wieder zu Ausschreitungen.

Foto: Carlos Albuquerque

Gladbach-Fan Michael Schnabel (45) spürt die Angst noch in den Knochen. Als er am Donnerstagabend nach dem Fußball-Europapokalspiel von Borussia Mönchengladbach gegen den FC Villarreal auf den Grevenbroicher Bahnhofsvorplatz trat, wurden die Fans bereits erwartet. "Wir sahen 20 bis 30 dunkel gekleidete Gestalten, die uns den Rücken zukehrten. Als sich die Köln-Anhänger umdrehten, erkannten wir, dass sie vermummt waren - und dann stürzten sie auf uns zu", sagt der Grevenbroicher, der mit einer Gruppe Gladbach-Fans, darunter Frauen und Kinder, unterwegs war. "Ich rannte um mein Leben, hatte nur den Gedanken: nichts wie weg." Schnabel rettete sich in ein Taxi.

Zu einem weiteren Vorfall kam es gegen 23 Uhr am Bahnhof in Dormagen. Dort stellte sich eine Gruppe von etwa acht Personen einem 42-jährigen Dormagener in den Weg und nahm ihm Fan-Shirt und Fan-Schal ab. Die Gruppe flüchtete in unbekannte Richtung.

Auch in Grevenbroich flüchteten die gewaltbereiten Täter nach dem Angriff. Einem 47 Jahre alten Gladbach-Fan wurde ein Schal geraubt. "Falls es weitere Betroffene gibt, sollten sie sich bei der Kripo unter 02131 3000 melden", sagt Polizeisprecherin Diane Drawe. Bei der sofort eingeleiteten Fahndung stellte die Polizei vier Tatverdächtige aus Köln im Alter von 19 bis 21 Jahren in ihrem Kleinwagen.

Um weitere Ausschreitungen zu verhindern, bereiten sich die Einsatzkräfte umfassend auf das rheinische Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach (Sonntag, 17.30 Uhr/Live-Ticker) vor. "Für die Borussia-Fans werden ab Mönchengladbach zwei Sonderzüge für insgesamt rund 1600 Personen eingesetzt, die am Bahnhof Pulheim enden. Von dort werden die Anhänger mit Bussen zum Stadion gebracht", berichtet eine Sprecherin der Bundespolizei. Ein Aufeinandertreffen der rivalisierenden Lager, etwa am Kölner Hauptbahnhof oder in der Straßenbahn, soll ausgeschlossen werden. "In den Sonderzügen werden außerdem Bahnbegleiter der Bundespolizei eingesetzt", sagt die Sprecherin.

Die Köln-Fans in Grevenbroich reagierten schockiert auf die Vorfälle vom Donnerstagabend. Norbert Nürnberg (58), Geschäftsführer des 1. FC Köln-Fanclubs "Jetzt erst recht 2007", stellt klar: "Solche Chaoten - egal von welchem Verein - verleiden einem die Freude am Spiel. Unser Club steht für ein friedvolles Miteinander. Chaoten haben bei uns keinen Platz." Er kenne einige Fans, die zum Spiel zwischen Köln und Gladbach längst nicht mehr mit der Bahn anreisen. "Ich habe eine Karte für das Derby. Aber ich überlege noch, ob ich überhaupt hinfahre."

Auch Adam-Josef Beivers vom Dormagener FC-Fanclub "Rheinlandböcke" sieht dem Derby mit gemischten Gefühlen entgegen. Obwohl sich in puncto Sicherheit bei Spielen der Bundesliga viel verbessert habe, sagt der Vorsitzende des 220 Mitglieder starken Fanclubs: "Ein Kind würde ich zu einem solchen Spiel nicht alleine gehen lassen." Von Krawallmachern distanziert er sich entschieden: "Mit solchen Leuten möchten wir um Gottes willen nichts zu tun haben."

(abu/busch-/ssc)
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