Grevenbroich König David wacht jetzt vor der Haustür

Grevenbroich · Holz und Steinen verleiht Pensionär Wolfgang Hahn eine Seele, indem er sie zu Skulpturen verwandelt. Der alten Tränenkiefer vor seinem Haus hat Hahn - passend zum nahenden Dreikönigsfest - ein würdevolles Aussehen gegeben.

 Wolfgang Hahn mit seinem "König David". Weil der 75-Jährige in drei Chören singt, hat er die Skulptur mit einer Harfe ausgestattet.

Wolfgang Hahn mit seinem "König David". Weil der 75-Jährige in drei Chören singt, hat er die Skulptur mit einer Harfe ausgestattet.

Foto: Von Dolega

"Unsere Tränenkiefer hing wirklich sehr schief", erinnert sich Ursula Hahn an den traurigen Anblick, den einer der Bäume im heimischen Vorgarten bot. Inspiriert von seiner Frau und in Anlehnung an die Totempfähle der Indianer nahm sich Wolfgang Hahn des trostlos vegetierenden Stück Holzes an und verwandelte es in eine strahlende Skulptur. "König David" heißt das Ergebnis seiner Bildhauerarbeit.

"Es sollte einer der drei Heiligen sein", sagt Wolfgang Hahn über die durchs Christfest angeregte Ausformung, die unmittelbar vor Weihnachten vollendet wurde. "Von der Idee bis zur Skizze ging es in nullkommanichts", erinnert sich der pensionierte Innenarchitekt, der in seiner Ausbildung unter anderem eine Schreinerlehre absolvierte. "Aber die Umsetzung hatte ich mir leichter vorgestellt", sagt er über die unerwartet zeitintensive Auseinandersetzung mit dem Material.

"Das war ein bisschen kriminell", denn von einer Leiter aus bearbeitete Wolfgang Hahn den Baum zum König. Die vorbeiflanierenden Nachbarn hielten beim Anblick des auf den Sprossen stehenden Hobby-Bildhauers die Luft an, erinnert sich Ursula Hahn.

"Die Resonanz ist positiv", beschreiben die Eheleute das Feedback aufs neue Kunstwerk. Und weil Wolfgang Hahn selbst seit 50 Jahren in drei Chören singt, bekam sein König David als Reminiszenz an die Musik eine Harfe.

Unzählige Objekte hat der Wevelinghovener in seinem Kelleratelier gestaltet. Fundstücken wie Holz und Stein verleiht er eine Seele, oft sind es Materialien, die er auf Spaziergängen mit seiner Frau Ursula entdeckt - bevorzugt am Ostseestrand Dänemarks. Manchmal sind es auch ausrangierte Stücke wie Balkenreste: Aus diesen für den Müll bestimmten Teilen aus dem Dachstuhl des alten Wevelinghovener Pastorats fertigte er beispielsweise Skulpturen mit Namen wie "Der Sternengucker".

"Ich lasse mich von der Form anregen", berichtet Wolfgang Hahn. Folgt dazu der Musenkuss, muss er sozusagen die jeweilige Figur nur noch herausarbeiten. "Mit dem richtigen Werkzeug ist das alles kein Problem", spielt der 75-Jährige bescheiden seine künstlerischen Fähigkeiten herunter.

Schon als Gymnasiast in Grevenbroich verwandelte er Holzstücke zu Skulpturen, eine der ersten Arbeiten entstand aus einem abgeknickten Kirschbaum. "Meine Mutter schnitze bereits leidenschaftlich gerne, ich bin also erblich vorbelastet", berichtet er. Auch sein damaliger Kunstlehrer attestierte Talent, das Hobby blieb aber immer Hobby, wenn auch mit Akribie betrieben. "Wenn's mich überkommt und meine Frau mir frei gibt, verschwinde ich im Keller", beschreibt er seine bevorzugte Arbeitsweise. Vieles davon ist von religiösen Motiven angeregt, "die Religion gehört zu unserem Leben". Ebenso bilden weltliche Aspekte die Grundlage verschiedener Arbeiten. Nur die abstrakte Kunst lässt sich "schlecht darstellen, das liegt mir nicht so". Zu seinen erklärten Vorbildern zählen der für seine Holzplastiken berühmt gewordene Ernst Barlach ebenso wie der englische Bildhauer und Zeichner Henry Moore.

Zeichnen, malen, lesen und drei Enkelkinder sind "weitere Lieblingsbeschäftigungen". Auf sie freut er sich - ebenso wie auf ein paar Rohlinge aus Speckstein. "Etwas sehe ich schon", beschreibt er die ersten vagen Inspirationen zukünftiger Kunstwerke.

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