Gern Gelesen Korruption, Macht und Moral

Grevenbroich · Seit mehr als 20 Jahren lebt Gila Lustiger in Paris. In ihrem neuen Roman, einer Mischung aus Krimi, Politthriller und Sittengemälde, seziert sie, was sich für sie hinter dem schönen Schein der "grande nation" verbirgt. Schicht um Schicht arbeitet sie sich in die Abgründe einer Gesellschaft ein, in der Politik und Ökonomie eine menschenverachtende Liaison eingegangen sind. Dabei fängt alles harmlos an: Der Journalist Marc Rappaport nimmt Recherchen auf zu einem Fall, der 27 Jahre zurückliegt und jetzt dank moderner DNA-Methoden gelöst werden kann. Damals war eine junge Frau zu Tode gekommen, die aus der französischen Provinz nach Paris zum Studium gekommen und dort in die Prostitution geschlittert war. Als ihr Mörder wird jetzt ein Mann überführt, der zum Zeitpunkt der Tat 21 Jahre alt, Banklehrling und ein unauffälliger Typ war. Irgendetwas an diesem Fall kann so nicht stimmen, davon ist Rappaport überzeugt. Und so dringt er ein in einen Sumpf, in dem es um einen Futtermittel-Konzern und um dort verwendete krebserregende Substanzen, um Korruption, Macht und Moral geht. Gila Lustiger hat detailgenau recherchiert - und entwickelt mit souveräner Erzählkraft einen mitreißenden und nachdenklich stimmenden Roman.

Gila Lustiger: Die Schuld der anderen. Berlin, 2015. 496 Seiten, 22,99 Euro.

"Korschenbroich liest"-Initiatorin Rita Mielke gibt Buchtipps für die Urlaubszeit.

(NGZ)
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