Grevenbroich Kraftwerke arbeiten auf Sparflamme

Grevenbroich · Die Grevenbroicher Kohlekraftwerke haben in den vergangenen Tagen so wenig Strom produziert wie seit langem nicht. Auf bis zu 20 Prozent wurde die Leistung gedrosselt. Gründe sind Reparaturen und reichlich Energie von Windrädern.

Ein seltener Anblick: In den vergangenen Tagen waren über dem Kraftwerk Neurath kaum Dampfschwaden zu sehen, über dem Kraftwerk Frimmersdorf zeitweise überhaupt kein Dampf. Die beiden Grevenbroicher Braunkohlekraftwerke haben an den Festtagen und danach so wenig Strom produziert wie lange nicht. Die niedrigste Stromproduktion wurde, wie RWE-Power-Sprecher Guido Steffen erklärt, an Heiligabend, 21 Uhr, mit lediglich 786 Megawatt verzeichnet - nur knapp ein Fünftel der möglichen 4000 Megawatt Gesamt-Leistung aller Blöcke in Neurath und Frimmersdorf.

Zu Weihnachten und an den Tagen "zwischen den Jahren" liegt der Stromverbrauch erfahrungsgemäß niedrig. Viele Büros sind nicht besetzt, Industrieproduktionen werden heruntergefahren. RWE-Power nutzt diese Zeit für Reparaturen. In Frimmersdorf stand im 300-Megawatt-Block Quelle eine Kesselreinigung an, er soll heute wieder Strom liefern. Nachbarblock Paula ging am Dienstag bis voraussichtlich Neujahr vom Netz, dort wird ein Kesselschaden behoben. Im Kraftwerk Neurath wird bis heute der 300-Megawatt Block C repariert.

Auch wenn kaum Dampfschwaden aus den Kraftwerken kamen, in den Werksanlagen ging es in den vergangenen Tagen sehr geschäftig zu. Zusätzlich zu den 60 Mitarbeitern, die die beiden Kraftwerke steuern, waren 300 Mitarbeiter von RWE Power und Partnerfirmen mit Reparaturen beschäftigt - damit die Anlagen wieder "fit" sind, wenn ihre volle Leistung benötigt wird.

Am Dienstag musste dann noch unvorhergesehen für einige Stunden der 1100-MW-Block "Gustav" heruntergefahren werden, "wegen einer kleinen Störung und Reparatur im Dampferzeuger", erläutert Guido Steffen. Trotz der drastisch reduzierten Kapazitäten war die Stromversorgung keineswegs in Gefahr. Der Grund: Reichlich Wind, der die Flügel der Windenergieanlagen im Land kräftig drehen ließ. Zeitweise lieferten die erneuerbaren Energien an den Festtagen in Deutschland mehr als das Doppelte an Strom als die konventionellen Kraftwerke. Da die Wetterprognosen hohe Windstärken in Aussicht gestellt hatte, hatte RWE bis Dienstag auch die Blöcke Friedrich und Dora mit insgesamt 1400 Megawatt vom Netz genommen, sie standen in "Kaltreserve".

Im gesamten rheinischen Revier waren am zweiten Weihnachtsfeiertag nur noch die Hälfte aller Kraftwerksblöcke am Netz, lieferten nur ein Fünftel der möglichen 10.000 Megawatt Leistung.

Für RWE-Sprecher Guido Steffen haben die Weihnachtstage unter Beweis gestellt, "dass die rheinischen Braunkohlekraftwerke so flexibel betrieben werden können, dass sie jederzeit problemlos zur Deckung des Strombedarfs beitragen und zum anderen den erneuerbaren Energien partnerschaftlich die gesetzliche ,Vorfahrt' im Stromnetz gewähren können." Möglich sei dies durch "weitsichtige Planung von Reparaturen" und durch moderne Technik.

Die erst wenige Jahre alten BoA-Blöche Friedrich und Gustav können laut Steffen "ihre jeweils rund 1100 Megawatt Bruttoleistung binnen einer Viertelstunde um 500 Megawatt rauf- oder herunterfahren." In den älteren Blöcken in Neurath wurden Leitungen und anderes erneuert, um auch diese Anlagen der heute erforderlichen Flexibilisierung anzupassen. "In den vergangenen zehn Jahren wurde in die Kraftwerksmodernisierung in Neurath, rund eine Viertelmilliarde Euro investiert", sagt Guido Steffen.

(NGZ)
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