Grevenbroich Kraftwerke-Chef kontert Kritik an der Braunkohle

Grevenbroich · Kraftwerksdirektor Eberhard Uhlig springt für seine Branche in die Bresche: "Es ist nicht gerechtfertigt, die Braunkohle zu verteufeln."

 Eberhard Uhlig fordert, dass nicht nur die unmittelbar im Kraftwerk bei der Verbrennung entstehenden Emissionen betrachtet werden.

Eberhard Uhlig fordert, dass nicht nur die unmittelbar im Kraftwerk bei der Verbrennung entstehenden Emissionen betrachtet werden.

Foto: MR/LB

Rund zehn Millionen Haushalte sind 2013 mit Strom aus Grevenbroich versorgt worden — gemeint ist der Jahresverbrauch. Eine Zahl, die verdeutlicht, wie groß die Bedeutung des Kraftwerksstandorts nicht nur für die Stadt ist. Kraftwerksdirektor Eberhard Uhlig geht nun mit Kritikern hart ins Gericht, die sich für einen Ausstieg aus der Braunkohle-Verstromung beziehungsweise für deren Verteuerung aussprechen.

"Entweder fehlen ihnen die relevanten Kenntnisse zur Beurteilung der Klimarelevanz von Primärenergieträgern für die Stromerzeugung — was gegen ihre Fachkenntnis spricht", erklärt Uhlig. "Oder ihre Aussagen haben nicht fachliche, sondern politische Gründe zum Ziel."

Es sind deutliche Worte, mit denen Uhlig für seine Branche in die Bresche springt, und es sind durchaus prominente Kritiker, die er sich vorknöpft. Unter anderem handelt es sich um NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Grüne). Dieser hatte erklärt: "Wenn die schmutzigsten und klimaschädlichsten Kohle-Kraftwerke den größten Gewinn abwerfen und gleichzeitig hochmoderne, klimafreundliche Gaskraftwerke vom Netz gehen, läuft etwas grundlegend falsch." Diese Argumentation lässt Uhlig so nicht stehen.

"Die Klimarelevanz der Stromerzeugung auf Basis von Braunkohle ist mit Steinkohle und Gas vergleichbar", meint er. Beim Einfluss der Stromerzeugung auf das Klima müssten alle Gasemissionen bewertet werden, die bei der Stromerzeugung aus fossilen Quellen auftreten — nicht nur jene, die unmittelbar in einem Kraftwerk bei der Verbrennung entstehen. Stichwort: "vorgelagerte Emissionen".

Als ein Beispiel nennt Uhlig die Grubengasemissionen bei der Gewinnung von Steinkohle. "Grubengase, das heißt im Wesentlichen Methangas, haben einen 21-fach größeren Treibhausgaseffekt als CO2. Andere Grubengase wie zum Beispiel Lachgas sind bis zu 1000-fach wirksamer als CO2", erklärt Uhlig. Zudem weist er darauf hin: "Auch bei der Gasgewinnung entstehen Gasverluste." Uhlig rückt nicht nur das umstrittene Fracking, sondern auch "Gasverluste über die langen Leitungssysteme, die häufig nicht den westlichen Standards entsprechen" in den Fokus. Berücksichtige man solche Emissionen, lägen die "Treibhaus relevanten Effekte der Primärenergien Braunkohle, Steinkohle und Gas in einem vergleichbaren Band".

Dennoch seien Braunkohlenkraftwerke beim Kauf von Emissionsrechten gegenüber den im Wettbewerb produzierenden Steinkohlen- und Gaskraftwerken benachteiligt. Uhlig betont: "Es ist nicht gerechtfertigt, die Braunkohle zu verteufeln."

Dieser Satz ist auch an die Adresse von Claudia Kemfert, Expertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, gerichtet. Sie hatte unlängst den Kohle-Ausstieg gefordert. "Die Kritiker nehmen billigend in Kauf, dass der Strompreis bei Verzicht auf den Einsatz von Braunkohle weiter ansteigt und die Risiken einer noch stärkeren Abhängigkeit Deutschlands von Gasimporten wachsen", meint Uhlig.

(NGZ)
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