Grevenbroich Krankenhaus hilft Jungen aus Angola

Grevenbroich · Der neun Jahre alte Pedro hat sich beim Fußballspielen in Afrika schwer verletzt. Für eine Operation wurde er nach Deutschland eingeflogen.

 Der neun Jahre alte Pedro aus Angola wird in Grevenbroich operiert. Professor Lothar Köhler (Mitte) und sein Team helfen dem Jungen, möglichst schnell wieder gesund zu werden.

Der neun Jahre alte Pedro aus Angola wird in Grevenbroich operiert. Professor Lothar Köhler (Mitte) und sein Team helfen dem Jungen, möglichst schnell wieder gesund zu werden.

Foto: Rhein-Kreis Neuss Kliniken

Im Kreiskrankenhaus St. Elisabeth haben die Unfallorthopäden Claudia Esser und Martinus Bressers den neunjährigen Pedro aus Angola operiert. Im November hatte die Hilfsorganisation Friedensdorf International ihn eingeflogen. Lange Klinikaufenthalte und weitere Eingriffe werden auf dem Weg zur Genesung nötig sein.

Nicht einmal Krücken konnten Pedro vom Fußballspielen abhalten. "Noch am Tag vor seiner Operation hat er gekickt", erzählt Stationsleiterin Schwester Dorothea, die den ruhigen Neunjährigen ebenso wie die anderen Pflegekräfte längst ins Herz geschlossen hat. Seit fast drei Wochen ist der kleine Angolaner zu Gast im Kreiskrankenhaus Grevenbroich, um wieder gesund zu werden. Und seine Chancen stehen gut.

Seit einem Jahr schon ist Pedro auf Gehhilfen angewiesen, nachdem er beim Bolzen mit seinen Freunden gestürzt und mit dem rechten Bein auf einen Stein aufgeschlagen war. Der Knochenbruch am Oberschenkel und Knie ist trotz einer Operation in Afrika nicht verheilt. Mitte November flog die Hilfsorganisation Friedensdorf International ihn und 60 weitere Kinder aus Angola, denen in ihrem Heimatland nicht adäquat oder gar nicht medizinisch geholfen werden konnte, nach Deutschland ein. Hier wurden die Patienten den kooperierenden Krankenhäusern zugewiesen. Helder Pedro Morais, wie der Kleine mit vollem Namen heißt, ist nicht das erste Kind aus einem Kriegs- oder Krisengebiet, das in Grevenbroich auf Kosten der Klinik behandelt wird. "Die Zusammenarbeit besteht schon, seit ich hier bin", berichtet Professor Lothar Köhler, Chefarzt der Chirurgie und Ärztlicher Direktor des Krankenhauses. Er kommt beim Durchzählen auf gut 20 verletzte oder kranke Kinder, die durch das Friedensdorf nach St. Elisabeth vermittelt wurden. "Ich freue mich, dass die Geschäftsführung auch in diesem Jahr wieder die Erlaubnis erteilt hat, ein Kind aufzunehmen", sagt er.

Während die Rhein-Kreis Neuss Kliniken GmbH die Kosten für die medizinische Behandlung nicht in Rechnung stellt, werden medizinische Hilfsmittel, die möglicherweise dauerhaft benötigt werden, über Spenden finanziert. "Da hat uns die evangelische Kirchengemeinde schon wiederholt tatkräftig unterstützt", sagt Professor Köhler.

Der nicht verheilte Knochenbruch von Pedro hat zu einer Fehlstellung und zu einer erheblichen Verkürzung des Beines geführt. Ein Röntgenbild wie das des Jungen aus Angola sieht Claudia Esser, Oberärztin der Sektion Orthopädie/Unfallchirurgie, nicht oft - "in Deutschland bei Kindern eigentlich nie", sagt sie. Bei der zweistündigen Operation entfernte die Chirurgin zunächst ein etwa vier Zentimeter langes, abgestorbenes Knochenstück, säuberte dann das Umfeld und legte vorsorglich eine Antibiotikakette, da der Verdacht auf eine Knocheninfektion bestand. "Wenn ein Bruch nach so langer Zeit nicht verheilt, stimmt etwas nicht", bekräftigt die Ärztin. Gewissheit soll ein Abstrich bringen, der noch im Labor untersucht wird. Anschließend legte Esser einen gelenkübergreifenden Metall-Spanner an Pedros Bein, einen sogenannten Fixateur. Der muss nun erst einmal einige Wochen an Ort und Stelle bleiben, bevor er wieder operativ entfernt wird. Dazu wird Pedro erneut ins Grevenbroicher Krankenhaus kommen. Die Zeit zwischen den Klinikaufenthalten verbringt der Kleine mit rund 200 anderen Kindern im Friedensdorf Oberhausen, wo er bis zum - hoffentlich erfolgreichen - Abschluss seiner Behandlung immer wieder wohnt.

Und wie geht es weiter? "Finden wir keine Bakterien, können wir überlegen, wie wir die Defektzone im Knochen wieder aufbauen", erklärt Claudia Esser, "eine Möglichkeit ist die Verwendung eines Fremdknochens."

Bis es so weit ist und der Junge wieder zurück nach Angola zu seinen Eltern und den vier Geschwistern kann, werden noch Monate vergehen. Der Neunjährige ist der Liebling der Station 4C/D im Kreiskrankenhaus St. Elisabeth - nicht nur der Schwestern und Pfleger. "Inzwischen bringen Angehörige von Patienten kleine Spielsachen oder auch etwas zum Anziehen für Pedro mit", erzählt Schwester Dorothea. Sie staunt, wie schnell Pedro Fortschritte in der deutschen Sprache macht. "Er versteht schon sehr viel", lobt sie. Wann immer er darf, setzt sich Pedro an den Stations-Computer, bedient souverän die Computermaus und prägt sich die deutschen Namen der afrikanischen Tierwelt ein.

(von)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort