Grevenbroich Kröten behindern Pläne für Freizeitpark

Grevenbroich · Der Bund für Umwelt und Naturschutz sieht für die in Neurath geplante Freizeitanlage den Naturschutz nicht ausreichend berücksichtigt. Die Naturschützer machen sich um Kröten Sorgen, die in den alten Becken laichen.

 Die Becken des früheren Neurather Wellenfreibades aus der Luft. Laut BUND nutzen viele Kröten die ehemaligen Schwimmbassins, um ihren Laich abzulegen. Auf diesem Areal soll dieses Jahr der Freizeitpark entstehen.

Die Becken des früheren Neurather Wellenfreibades aus der Luft. Laut BUND nutzen viele Kröten die ehemaligen Schwimmbassins, um ihren Laich abzulegen. Auf diesem Areal soll dieses Jahr der Freizeitpark entstehen.

Foto: L. Berns

Ab Sommer sollen auf dem früheren Wellenfreibad in Neurath Kinder toben, drei Investoren planen dort einen großen Freizeitpark — ein 1,2 Millionen-Euro-Projekt. Die Schwimmbecken sollen zum Paddelbecken und zur Kettcar-Bahn umgestaltet werden. Doch vor den Kindern haben sich dort — wie Naturschützer erklären — ganz andere Besucher breit gemacht, die die Bassins als Kinderzimmer nutzen würden: Kröten und andere Amphibien würden dort laichen.

 Kröten gehen auf Wanderschaft zu ihrem Laichgewässer.

Kröten gehen auf Wanderschaft zu ihrem Laichgewässer.

Foto: M.R.

Im Rahmen des Bebauungsplan-Verfahrens fordert der BUND Ersatzgewässer — und auch Schutzmaßnahmen für andere Tiere. "Für uns steht außer Frage, dass die neue Nutzung zu einem massiven Eingriff in Natur und Landschaft führt", so Walther in der Stellungnahme zum B-Plan, mit dem sich heute der Fachausschuss befasst.

Bei den Kröten auf dem Areal soll es sich keineswegs um einzelne "Badegäste" handeln. Henning Walther spricht von einer "eigenständigen Amphibien-Population": "Wir haben im Frühjahr mehrere hundert Tiere beobachtet, die von der Frimmersdorfer Höhe auf dem Weg zu ihren Laichgewässern dorthin wandern", erläutert der Sprecher der Ortsgruppe Grevenbroich.

Das Ziel der Tiere seien eigentlich der Neurather See und die Klärteiche. "Doch da sie vorher auf eine Laichmöglichkeit stoßen, bleiben Kröten an den Wellenbad-Becken und legen ihren Laich ab." Das Problem: Der Nachwuchs ist laut Walther auf das Gewässer seiner Kinderstube geprägt, in dem er aufwuchs — und dann zum Laichen wiederum diese Becken ansteuert.

Die Lösung laut BUND: Ersatz-Laichgewässer auf dem Kröten-Wanderweg am Rand der Frimmersdorfer Höhe, die dann dort die Tiere stoppen, so dass sie nicht in die Becken im Freizeitpark gelangen. "Mit Zäunen und anderen Leiteinrichtungen könnten Kröten zu diesen Gewässern — vielleicht ein oder zwei Teiche — geführt werden", so Walther, der betont: "Grundsätzlich haben wir gegen die Freizeitanlage keine Bedenken. Es ist gut, dass dort etwas passiert."

Doch der BUND fordert Schutzmaßnahmen. Denn nach Schließung des Wellenfreibades habe die Natur Teile des Areals besiedelt. Beispielsweise sind laut Walther viele Büsche und Hochstauden gewachsen, die vielen Vögeln Lebensraum bieten würden. Der BUND macht sich deshalb für eine detaillierte Ausgleichsbilanzierung stark. Dabei wird der ökologische Wert eines Gebiets vor und nach der Umgestaltung untersucht. Bei einem Defizit in der Bilanz muss ein Ersatz geschaffen werden.

Die Verwaltung hält eine solche Ausgleichsbilanzierung nicht für nötig. Berücksichtigt werden müsse nämlich nicht der Zustand des zwischenzeitlich ungenutzten Areals. Stadtsprecher Andreas Sterken spricht von "Natur auf Zeit". Verglichen werden müsse vielmehr der "Freizeitpark mit dem einstigen Bad und dem späteren Angelpark. Die Freizeitanlage hat einen vergleichbaren ökologischen Wert wie das frühere Wellenfreibad mit seinen großen Rasenflächen", so Sterken.

Ersatzgewässer für Amphibiensieht die Verwaltung ebenfalls nicht vor. Zwar seien Erdkröte, Grasfrosch und Teichmolch tatsächlich eingewandert. Da aber "die Becken für die Angelsportnutzung saniert und von Ufervegetation befreit wurden, haben sich die Amphibien aus dem Angelpark zurückgezogen", heißt es in der Stellungnahme für den B-Plan. "Ich wundere mich über die Erkenntnis der Verwaltung, das Frühjahr hat ja noch gar nicht begonnen", sagt dazu Walther.

(NGZ)
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