Analyse Kwasny setzt im Wahlkampf auf Hausmannskost

Grevenbroich · Bürgermeisterin Ursula Kwasny hat die Agentur "Media Society Network" mit ihrer Wahlkampf-Kampagne beauftragt. Die Erfinder des weltweit bekannten "Plus X Award" haben Plakate für die Kandidatin entworfen. Doch lässt sich damit die Wahl gewinnen?

Die Beleuchtung war ungewöhnlich. Zumindest die. Dass der ehrwürdige Stefansaal des Langwadener Klosters in weiches, orangefarbenes Spotlicht gehüllt wird, kommt nicht alle Tage vor. Das war etwas Besonderes. Was aber nicht für die bei dieser Illumination vorgestellte Wahlkampf-Kampagne der Bürgermeisterin zutrifft. Obwohl gerade diese mehrfach als Besonderheit angekündigt wurde.

In Ursula Kwasnys Kampagne geht es hauptsächlich um Wahlplakate. Die wurden von der Agentur "Media Society Network" entworfen und von ihr in Langwaden showmäßig dargestellt - so als ob es sich um eine bahnbrechende Flachbildschirm-Neuheit aus Fernost handeln würde. Ziemlich übertrieben. Denn Kwasnys Plakate sind eher Hausmannskost.

Die Agentur hat eine Hand voll Grevenbroicher fotografieren lassen, die sich für die Bürgermeisterin in Pose gesetzt haben. Auf den Plakaten sagen sie demnächst freundliche Dinge - zum Beispiel, dass Ursula Kwasny für eine starke Stadtentwicklung stehe, für sichere Arbeitsplätze und den Ausbau des Breitbandnetzes. Oder die Zukunft ihrer Kinder. Das soll Sympathie und Bürgernähe ausdrücken - ist aber nicht wirklich etwas Neues. Das haben andere schon vor ihr ausprobiert. Vom sprichwörtlichen Hocker wird das niemanden reißen.

Zehn unterschiedliche Motive wird es geben - und die "Macher" haben offensichtlich Probleme gehabt, genügend Grevenbroicher zu gewinnen, die für die Bürgermeisterin werbetechnisch in die Bresche springen - und denen vor allem der "Stallgeruch" der Union nicht anhaftet. Wie anders ist es zu erklären, dass ausgerechnet Ulrich Herlitz auf einem der Plakate zu sehen sein wird? Der trägt auf dem Poster zwar seine Schützenuniform, doch die sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass der ehemalige Bürgermeister-Referent als CDU-Abgeordneter im Kreistag sitzt. Das könnte im schlechtesten Fall den einen oder anderen sogar verwirren. Wer bewirbt sich eigentlich für die Christdemokraten? Der Herlitz? Die Kwasny? Oder wer?

Die CDU geht davon aus, dass ihre Kandidatin in der Stadt bekannt und beliebt ist. Das sollen auch die Wahlplakate ausdrücken. Doch Ursula Kwasny selbst scheint dem Braten nicht so richtig zu trauen. Denn 14 Tage vor der Wahl wird sie auch Poster mit dem eigenen Konterfei im Stadtbild aufhängen lassen - und konterkariert damit die Kernaussage ihrer eigenen Kampagne. Ein Verzicht auf eigene Porträts wäre glaubwürdiger gewesen.

Mit ihrer Plakat-Kampagne wird die Bürgermeisterin nichts reißen können. Vielmehr wird es für die CDU auf das ankommen, was Parteichef Norbert Gand vor der Präsentation beschwor: die eigenen Leute aktivieren und für eine hohe Wahlbeteiligung sorgen. Dafür bedarf es Argumente, keiner Poster.

(NGZ)
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