Grevenbroich Landwirte klagen über Mäuseplage

Grevenbroich · Heimische Landwirte beklagen eine Mäuseplage auf ihren Äckern. Die Nager haben es auf ihre Ernte abgesehen, speziell auf Möhren und Kartoffeln. Die hohe Population hat auch ihre guten Seiten: Greifvögel brüten intensiver als üblich.

Auf vielen Äckern reiht sich ein Loch an das andere. "Mancherorts sieht es aus wie bei einem Schweizer Käse", sagt Wolfgang Wappenschmidt. Der Kreislandwirt umschreibt damit ein Problem, das viele seiner Kollegen plagt: Auf den Feldern gibt es derzeit eine ungewöhnlich hohe Mäusepopulation. Und die Nager machen den Bauern das Leben schwer. Denn sie haben es auf ihre Ernte abgesehen. "Vor allem auf Möhren und Kartoffeln", erklärt Landwirtin Barbara von Meer aus Kapellen.

Die Ursache für die Plage: "Der vergangene Winter war sehr mild, die Tiere konnten sich gut vermehren", betont Wolfgang Wappenschmidt. Die Landwirte hatten zwar darauf gehofft, dass ein Teil der Mäuse durch den vielen Regen im Sommer ertrinkt - "aber das ist wohl nicht der Fall gewesen", meint der Vertreter der Bauern im Rhein-Kreis Neuss. Die Folgen: Bei der laufenden Möhrenernte ziehen die Landwirte immer wieder angefressene Karotten aus dem Boden, die sich nicht mehr verwerten lassen.

Wie groß die Fraßschäden sind, kann Barbara von Meer noch nicht abschätzen. Ihr Kollege Bertram Graf von Nesselrode aus Wevelinghoven befürchtet, dass die Karottenernte in diesem Herbst um zehn bis 15 Prozent geringer ausfallen wird als üblich. "Das ist schon eine Hausnummer", meint er. Durch die angebissenen Stellen dringe Feuchtigkeit in die Feldfrüchte, das führe zu Fäulnis. "Wir müssen die faulen Möhren sofort aussortieren, damit es bei der Lagerung nicht noch zu größeren Schäden kommt", berichtet Graf Nesselrode.

Die Landwirte haben nur wenige Möglichkeiten, sich gegen die Mäuseplage zu wehren. "Wir dürfen Gift nur sehr eingeschränkt einsetzen, um andere Tierarten wie Rebhühner und Fasanen nicht zu schaden", erklärt Wolfgang Wappenschmidt. Die für die Nager tödlichen Köder dürfen nur direkt in die Mäuselöcher ausgelegt werden, mit Hilfe so genannter Legeflinten - eine aufwendige Angelegenheit. Ohne "chemische Keule" bleibt den Landwirten nur, das Feld vor der Saat zu pflügen, um die Mäusenester im Ackerboden zu zerstören.

Die von den Bauern beklagte Nagerplage hat aber auch ihre guten Seiten für die Natur. Das sagt der städtische Umweltschutzbeauftragte Norbert Wolf. "Nahezu alle Greifvögel, die Mäuse fressen, haben in diesem Jahr sehr intensiv gebrütet", hat er beobachtet. "In den Nestern der Turmfalken fanden sich bis zu sieben Eier. Sonst liegen dort nur drei bis vier", erklärt er. Dies sei ein Hinweis "auf ein gutes Nahrungsangebot", so Wolf. Er hat nun die Hoffnung, dass sich durch das hohe Mäuseaufkommen auch der Bestand der Schleiereulen im Grevenbroicher Stadtgebiet wieder erholt. "Nach den früheren strengen Wintern gab es hier fast keine Tiere mehr", berichtet der Umweltschutzbeauftragte.

Norbert Wolf appellierte jetzt an die heimischen Landwirte, bei der Bekämpfung von Mäusen nur dann Gift einzusetzen, wenn es sich nicht vermeiden lasse. "Die Greifvögel fressen auch die vergifteten Nager und können daran selber verenden", betont er.

(NGZ)
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