Grevenbroich Langwadener klagen über Laster und Lärm

Grevenbroich · Der hohe Schwerlastverkehr sorgt seit Jahren für Ärger: Anlieger beschweren sich über die damit verbundenen Gefahren und Lärmbelästigungen. Jetzt denken die Langwadener darüber nach, eine Bürgerinitiative zu gründen.

Weil der Krach nachts an den Nerven zerrt und ihren Blutdruck auf über 200 ansteigen lässt, hat der Hausarzt ihr schon geraten, aus Langwaden wegzuziehen. Doch das will Renate Kullmann nicht: "Wir sind doch erst vor kurzem aus Düsseldorf hierhin gezogen, um Ruhe zu haben", sagt sie. Doch davon kann keine Rede sein. Denn der Schwerlastverkehr, der Tag und Nacht durch den Ort brettert, sorgt für immensen Lärm. Über den beschwert sich nicht nur Renate Kullmann - es sind viele Bewohner des Klosterdorfs, die sich belästigt fühlen und jetzt über die Gründung einer Bürgerinitiative nachdenken.

"Eines der Probleme ist der holprige Fahrbahnbelag. Wenn die schweren Lastwagen über den Asphalt fahren, verursacht das einen unerträglichen Krach, der bis in die Dorfmitte zu hören ist", schildert Vize-Bürgermeister Bertram Graf von Nesselrode (CDU). Ein anderes Ärgernis: "Kaum jemand, der über die Landstraße 142 an Langwaden vorbei fährt, hält sich an die vorgeschriebenen 50 km/h." Das sorge nicht nur für zusätzlichen Lärm, sondern berge vor allem Gefahren für Schulkinder, die täglich die Fahrbahn überqueren müssen, um die Bushaltestelle auf der Kloster-Seite des Dorfs zu erreichen.

Graf Nesselrode will das schon seit Jahren beklagte Verkehrsproblem nun in Rat und Verwaltung bringen. Weil Umgehungsstraßen und der Einbau von Flüsterasphalt nicht von heute auf morgen realisiert werden können, wird er eine Alternative vorschlagen: Die Stadt soll untersuchen, ob das Zisterzienserkloster planungsrechtlich dem Dorf zugeordnet werden kann. Das hätte den Vorteil, dass die L 142 in Langwaden als innerörtliche Straße geführt werden könnte. "Damit hätten wir mehr Handhabe gegen die Belastung - von einen Tempo-30-Limit bis hin zur Sperrung für den Schwerlastverkehr."

Schon seit Jahren beschweren sich die Langwadener erfolglos über den Verkehr, der nach Einführung der Autobahn-Maut zugenommen habe. Stark belastet werde der Ort vor allem durch die Hydro-Laster, die täglich zwischen den Werken in Grevenbroich und Norf pendeln. "In absehbarer Zeit wird es zu einer massiven Erhöhung des Werkverkehrs kommen, da mit dem Bau der Automobillinie 3 eine Vervierfachung der Kapazität von 50 000 auf 200 000 Tonnen angestrebt wird", befürchtet Graf Nesselrode. Vor diesem Hintergrund appelliert er an den Konzern, den Werkverkehr über die Autobahn abzuwickeln. Wie stark sein Heimatort durch Lkw belastet ist, hat Ludwig Daners, ehemaliger Fahrer des städtischen Radarwagens, per Strichliste ermittelt: "Mehr als 1000 Lkw ab 7,5 Tonnen innerhalb von zwei Stunden."

Sollte der Rat dem Vorschlag des Grafen nicht folgen, wollen die Anlieger eine Bürgerinitiative gründen, um ihren Forderungen mehr Druck zu verleihen - auch gegenüber dem Landesbetrieb Straßen NRW. Denn der hat dem Langwadener Stephan Böhme soeben eine Absage erteilt. Seine Anregung zu einer grundlegenden Sanierung der Straße wird zwar als wünschenswert betrachtet, sie sei aber nicht zu finanzieren. Zumindest wird für 2016 in Aussicht gestellt, die "schlimmsten Schadstellen" zu flicken.

(NGZ)
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