Grevenbroich Leiterin des Lindenhofs nimmt Abschied

Grevenbroich · Barbara Kremers-Gerads leitete knapp 23 Jahre das Seniorenhaus Lindenhof. Jetzt wurde sie in einer Feierstunde von Landrat Petrauschke in den Ruhestand verabschiedet. Als Ehrenamtlerin will sie sich weiter engagiert einbringen.

"Mit einem lachenden und einem weinenden Auge gehe ich", beschreibt Barbara Kremers-Gerads ihr zwiespältiges Gefühl der Verabschiedung. 23 Jahre war sie seit der Eröffnung 1995 als Leiterin verantwortlich für die Geschicke im Seniorenhaus Lindenhof. Bereits Planung und Bauphase hatte die jetzt 65-Jährige begleitet. "Ich hänge an dem Haus", beschreibt sie ihr Verhältnis zu den Bewohnern, ihren Kollegen und dem Umfeld.

Geboren in Mönchengladbach, wo sie auch ihr Studium der Sozial-Pädagogik absolvierte, wollte sie "eigentlich in die weite Welt hinaus, habe Grevenbroich aber zu lieben gelernt. Durch die Menschen." Sich selbst beschreibt sie als "positiven Menschen". Eingebettet in einen "stabilen und guten Freundes- und Familienkreis" sei es leichter gewesen, schlimme Widrigkeiten zu bewältigen. Als größte berufliche Schlappe bleibt die von ihr als "Crash" beschriebene Insolvenz 2002 in Erinnerung. "Und als ich dachte, es kann nicht schlimmer kommen, verstarb plötzlich mein Mann." Auch der verheerende Brand des Lindenhofes im September 2015 war mehr als bloß ein kleiner Schrecken.

Ihr Rückblick ist trotzdem durchweg gut. Auch, wenn es nicht immer leicht ist, mit Pflegebedürftigen umzugehen, vor allem, wenn sie dementiell verändert sind, ist es "falsch, bloß auf Defizite zu gucken", sagt sie. Stattdessen beachte sie, "was die Leute mitbringen". Demenz sei für alle eine Herausforderung, "Es hilft aber, über Situationen und Befindlichkeiten aller Beteiligten zu sprechen", sagt sie. Sich selbst und ihre Mitarbeiter bezeichnet Barbara Kremers-Gerads dabei als "Prothesen", die "ersetzen, was die Menschen nicht mehr können". Demenzkranken ihre Eigenständigkeit und Selbstbestimmung weitestmöglich zu lassen, sei das Wichtigste. Und nie den Respekt zu verlieren. "Ich habe immer versucht, den Bewohnern ein richtiges Zuhause zu bieten."

Bis Monatsende bleibt Barbara Kremer-Gerads, privat eine große Literatur- und Musikliebhaberin und außerdem ausgesprochener Fan von Borussia Mönchengladbach, an der Schanze 3, um Schränke und Büro zu räumen. "Ich weiß noch gar nicht, wie sich das dann wohl anfühlt." Über diese neue Phase, vor allem, das, was anschließend kommt, führt sie Tagebuch. "Vielleicht wird sogar ein kleines Buch daraus."

Einen "richtigen Schnitt" will sie jetzt zum Beruf machen. Zuerst geht es auf Reisen zu Verwandten nach Michigan. "Da gibt es Seen, und ich habe einen Bootsführerschein", freut sie sich auf eine schöne Beschäftigung und nimmt sich vor: "Mal richtig Zeit für mich zu haben, ist ein Erlebnis, das ich so nicht kannte."

Tatsächlich will sie als Pensionärin aber zukünftig nicht ausschließlich ausruhen. In der Bürgerstiftung Neuss, der Stadt, in der sie lebt, gehört sie dem Stiftungsrat an. Sie ist außerdem im Lions-Club engagiert. Und doch möchte sie auch in ihrem erlernten Beruf weiter aktiv sein. Sie möchte in Seminaren ihr erlangtes Wissen zum Thema Demenz weitergeben. Dazu will Barbara Kremers-Gerard künftig auch die sogenannten Betreuungsassistentinnen ausbilden.

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