Grevenbroich Mega-Treibhaus jetzt in Betrieb

Grevenbroich · Im größten Gewächshauspark in NRW wurden gestern die letzten Tomatenpflanzen gesetzt. In acht Wochen sollen die ersten "Lyternos" geerntet werden. Fürs Wachstum sorgt Wärme vom Kraftwerksnachbarn in Neurath.

Sie sind klein, grün und ganz viele: Keine Aliens, sondern 190 000 Tomatenpflänzchen stehen in scheinbar endlosen Reihen Spalier. Ihr gläsernes Zuhause: das mit elf Hektar NRW-weit größte Gewächshaus gegenüber dem Kraftwerk Neurath. Hier haben die vier Betreiber Carsten Knodt, Wilhelm Baum, Matthias Draek und Betriebsleiter Dirk Drießen am Dienstag die letzten Tomatenpflanzen gesetzt.

In maximal acht Wochen sollen die ersten Exemplare von "Lyterno" in Neurath geerntet werden. Das Besondere an diesem Projekt ist nicht allein die Dimension, sondern das Netzwerk dahinter: RWE Power liefert Wärme, Landgard wird das rote Gemüse vermarkten.

"Es war ein schwerer Weg", fasste gestern Kraftwerksleiter Eberhard Uhlig bei einem Glas Tomatensaft im Gewächshauspark zusammen. Rund zwölf Millionen Euro haben die Partner in das Projekt "Tomaten aus Neurath" investiert. "Wir sind davon überzeugt, dass es nicht nur wirtschaftlich, sondern auch nachhaltig ist", sagt Henning Schmidt (58), Vorstandsvorsitzender von "Landgard". Um mit der Tomatenernte auch Gewinne einzufahren, müsse das Gemüse in der Region vermarktet werden. "Sonst hat es keinen Sinn, dass wir bei der Produktion Kohlendioxid sparen", erläutert Wilhelm Baum (48).

Test mit Niedertemperatur

Neurath ist für die Unternehmer aus mehreren Gründen interessant: Zum einen durch die Nähe zum Kraftwerk, das die Wärme liefert, zum anderen als Konkurrenzprojekt zu niederländischen Gewächshausproduzenten und durch das innovative Potenzial: "Wenn hier Tomaten wachsen, würden wir das auch mit anderen Kulturen verwirklichen", kündigt Schmidt an.

Interessant ist der Gewächshauspark als Testfeld: Zurzeit stellt das Kraftwerk in Kraft-Wärme-Kopplung 70 Grad warmes Wasser bereit, mit dem die Gewächshaus-Temperatur konstant auf 20 Grad Celsius gehalten werden kann. In einem ein Hektar großen Abschnitt im zweiten Gewächshaus B wird versucht, Tomatenkulturen auch mit lediglich 40 Grad warmem Wasser zu ziehen. "Wenn das klappt, wäre das revolutionär", sind sich Eberhard Uhlig und seine Partner einig. Auch wenn das Kraftwerk natürlich über ausreichend Wärme verfüge, wie Uhlig lächelnd versichert.

Nachdem jetzt im 5,5 Hektar großen Gewächshaus A alles für die erste Ernte vorbereitet wird, wird in wenigen Wochen auch das ebenso große Gewächshaus B in Betrieb genommen. "Der ungewöhnlich harte Winter hat unseren Zeitplan nach hinten verschoben", erläutert Wilhelm Baum. Künftig soll bis November geerntet werden können. Jeden Tag ab sechs Uhr werden die Pflanzen gepflegt und am Nachmittag geerntet – bis zu 6000 Tonnen pro Jahr.

(NGZ)
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