Grevenbroich Mehr Platz am Schneckenhaus

Grevenbroich · Die Stadt will das Schneckenhaus-Gelände nach Süden erweitern und dort Führungen anbieten. Mehr als 10 000 Besucher informieren sich im Jahr auf dem früheren Gartenschau-Areal über Tiere, Pflanzen und Naturschutz.

 Norbert Wolf, Umweltbeauftragter der Stadt Grevenbroich, will das Schneckenhaus-Gelände erweitern. Grund: der große Besucherandrang.

Norbert Wolf, Umweltbeauftragter der Stadt Grevenbroich, will das Schneckenhaus-Gelände erweitern. Grund: der große Besucherandrang.

Foto: M. Reuter

Ein paar Stockenten schwimmen auf dem renaturierten Neuenhausener Graben vorbei, dahinter beginnt das Dickicht. Wer wissen will, was sich im Areal zwischen dem Graben und der Bahnlinie verbirgt, kann wohl bald mehr erfahren: Die Stadt will das Schneckenhausgelände nach Süden um eine rund einen Hektar große Fläche erweitern. Der Landschaftspflegeausschuss befasst sich morgen mit dem Thema.

Umweltbeauftragter Norbert Wolf steht am Rande des Grabens nahe dem Schneckenhaus. "Hier soll ein Steg in die Erweiterungsfläche hinüberführen", erklärt er. "Wir müssen sowieso dort drüben drei Pappeln fällen, die nicht mehr standsicher sind. Das ist eine gute Gelegenheit für die "Erweiterung", sagt Wolf. "Besucher und der Förderverein fürs Grüne Klassenzimmer haben uns wiederholt darauf angesprochen, ob wir das Gelände einbeziehen können." Damit würde mehr Platz für die Informationsarbeit über die Natur geschaffen.

Viel soll sich aber nicht ändern: einige Wege mit Mulch, etwas mehr Licht, so dass die vielen Narzissen – noch aus Gartenschautagen 1995 – wieder blühen können. Eine Benjes-Hecke soll die Fläche eingrenzen. Norbert Wolf denkt an eine "extensive Nutzung. Wir wollen das Gebiet nur für Führungen öffnen – etwa zur naturnahen Waldbewirtschaftung." Zudem soll ein Volk Rote Ameisen dort heimisch werden, damit Besucher sich über diese Tiere informieren können.

Über mangelndes Interesse braucht sich das Schneckenhaus-Team auch sonst nicht zu beklagen: "Im Jahr kommen über 10 000 Menschen aus dem gesamten Kreis", erzählt Norbert Wolf. Eigentlich sollte das blaue Haus nach der Landesgartenschau 1995 wieder verschwinden, doch die Nachfrage an Natur-Themen war ungebrochen. "Wir waren von der großen Resonanz selbst überrascht." Die Arbeit ging weiter.

118 Kindergarten-Gruppen und Schulklassen informierten sich 2009 über Biene, Ameise, Fisch und Co. oder bestimmten die Gewässergüte in der Erft. Täglich kommen Familien vorbei, um die Patienten in der Tierstation zu besuchen. "Im Jahr werden bei uns rund 1000 Tiere von der Haselmaus bis zum Uhu und Frischling abgegeben. Viele Besucher kommen zu uns, weil sie hier mit den Menschen reden können, die sich um die Tiere kümmern. Da sind wir wohl in eine Marktlücke gestoßen", so Wolf.

Er freut sich über den regen Besuch: "Das Wissen über die Natur darf nicht verloren gehen. Manche Kinder halten heute den Rehbock fürs Kind eines Hirschen", berichtet er. "Wenn wir nicht viele Menschen begeistern, sich mit der Natur zu befassen, Verständnis für sie zu haben, dann werden wir mit dem Naturschutz Schiffbruch erleiden. Und ohne Natur kann der Mensch nicht überleben", mahnt Wolf.

(NGZ)
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