Wilfried Schmickler "Mich nervt die schlechte Laune"

Grevenbroich · Mit seinem Programm "Das Letzte" gastiert der literarische Kabarettist jetzt im Forum des Pascal-Gymnasiums. Neben entlarvenden Texten zur Lage der Nation hat er Lieder im Programm, zu denen er zuweilen sogar tänzerische Einlagen gibt.

 Wilfried Schmickler liefert in seinem aktuellen Programm "Das letzte" kluge Pointen und böse Sotissen zu aktuellen Begebenheiten.

Wilfried Schmickler liefert in seinem aktuellen Programm "Das letzte" kluge Pointen und böse Sotissen zu aktuellen Begebenheiten.

Foto: Jürgen Laaser

Seit 40 Jahren kritisieren Sie das politische Geschehen. Warum sind Sie nicht selbst in die Politik gegangen?

Schmickler Ich habe es versucht, aber das war nichts für mich. Als die Grünen sich gründeten, versuchte ich mich einzubringen. Aber der politische Betrieb ist enorm zeitaufwendig und kräftezehrend - wenn man ihn ernsthaft betreibt. Außenstehende unterschätzen, was Kommunalpolitiker alles zu tun haben. Ganz ehrlich, ich wollte auch noch etwas anderes machen.

Politisch sind Sie geblieben. Was nervt Sie derzeit besonders?

schmickler Die unfassbar schlechte Laune. Die negative Grundstimmung scheint alles zu beherrschen. Und nach dem Prinzip "je schlechter die Nachricht, desto größer die Schlagzeile" wird diese schlechte Laune verbreitet. Das sind regelrechte Hass-Tiraden und "Informations-Tsunamis". Auch, weil ich ein positiv denkender Mensch bin, stört mich diese Haltung.

Sind Sie im Verlauf der Jahre ruhiger geworden?

schmickler Inzwischen muss ich nicht mehr jede Palme raufklettern. Schließlich muss ich da auch wieder runterkommen. Zu viel Aufregung ist auch deshalb nichts, weil Wut blind macht. Das heißt aber nicht, Themen aus dem Weg zu gehen. Was mich interessiert, darüber spreche ich - nach wie vor. Auch wenn mir bei manchen Sachen eigentlich gar nicht zum Witzemachen zumute ist.

Dachten Sie mal ans Aufhören?

Schmickler Nein, nie. Dazu bereitet mir das, was ich mache, viel zu viel Freude. Und die Beiträge machen Spaß, am allermeisten im Radio, das mag ich besonders. Ebenso wie es nach einem Auftritt ein gutes Gefühl ist, sein Publikum begeistert zu haben. Mit absurdem Klamauk und ernsthaften Pointen.

Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit erreichen?

schmickler Mir geht es darum, mich mit den Mitteln der Sprache satirisch zu äußern. Mit dem Programm "Das Letzte" will ich einen guten Abend bereiten. In den zwei Stunden ist etwas für den Kopf, die Lachmuskeln sowie für die Augen dabei.

Für die Augen?

schmickler Als literarischer Kabarettist streue ich zwischen die Texte ein paar Lieder. Gelegentlich tanze ich dazu auch. Leicht tolpatschig, natürlich, denn in meinem Alter und bei meinem Gewicht geht das eben nicht besser.

Wie gehen Sie mit Kritik um?

schmickler Ich bin überaus selbstkritisch. Einen härteren Kritiker als mich mir selbst gegenüber kann es nicht geben, denn ich kenne alle meine Fehler und Schwächen. Aber ich bin auch eitel. Also trifft die Kritik von anderen besonders. Nach all den Jahren habe ich da kein dickeres Fell bekommen. Das ist ähnlich wie mit dem Lampenfieber, das vergeht ebenso wenig. Das ist aber gut und gesund.

Worüber können Sie lachen?

Schmickler Helge Schneider, Erwin Grosche und Herbert Knebel. Ich habe so viele Kollegen gesehen und gehört. Für mich gilt: Je größer der Quatsch, desto mehr kann ich mich begeistern.

Bleibt noch der Fußball: Sie leben in Köln und sind Leverkusen-Fan.

schmickler Als gebürtiger Leverkusener bin ich in den Verein quasi hereingeboren worden. Das sucht man sich nicht aus. Ein Umzug verändert das nicht, denn ,Home is where your heart is". Ich bin kein Fan, sondern Supporter und als Wahl-Kölner macht diese Außenseiterrolle besonderen Spaß. Allerdings bin ich nie im Stadion, samstags muss ich ja immer arbeiten und im Stadion ist es mir auch viel zu laut.

VALESKA VON DOLEGA FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(NGZ)
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