Grevenbroich Mit den Waffeln einer Frau

Grevenbroich · Beim "Tag der Waffel", der heute gefeiert wird, darf man sich schon fragen, ob die Erfinder "einen an der Waffel haben". Aber egal, wie die Antwort ausfällt, das süße Gebäck und seine zahlreichen Varianten sind allseits beliebt.

Ob süß oder herzhaft, rechteckig oder herzförmig, Waffeln sind unglaublich vielfältig. Und vielleicht auch deswegen steht der 25. März jedes Jahr ganz im Zeichen des Gebäcks aus Milch, Eiern, Mehl, und Zucker - vor allem bei den Schweden: Die Tradition des schwedischen Waffeltages reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück und entstand aus einem Missverständnis. Ebenfalls am 25. März wird im christlichen Glauben nämlich Mariä Verkündigung gefeiert. Der schwedische Vårfrudagen wurde im Volksmund zum Våffeldagen, also dem Waffeltag. Seither stauben die Schweden jedes Jahr im März ihre Waffeleisen ab und essen im familiären Kreis frische Waffeln.

Aber nicht nur in Schweden sind die süßen Allrounder beliebt: Auch die Grevenbroicher essen für ihr Leben gern Waffeln. Allein auf der Kölner Straße in der Innenstadt bieten vier Cafés Waffeln an. Aynor Arslan, Inhaberin des Eiscafés Zampolli, sagt: "Unsere Waffeln sind sehr beliebt, die meisten Gäste bestellen sie mit heißen Kirschen und Sahne." Everton De Lorenzi, Inhaber des gleichnamigen Cafés, kann diese Einschätzung bestätigen: "Besonders Waffeln mit allem Drum und Dran, also mit heißen Kirschen und Sahne, gehen sozusagen weg wie warme Semmeln." Aber auch die einfachen herzförmigen Waffeln vom Café Breiden verkaufen sich gut: "Ein toller Teig ist das A und O, und unserer kommt bei den Kunden besonders gut an", erzählt Inhaberin Manuela Schall.

Eine "Lieblingswaffel" scheinen die Grevenbroicher aber nicht zu haben, die Herzwaffeln mit Puderzucker sind genauso beliebt wie die belgischen mit Kirschen und Sahne. "Ich backe gerne für meine Enkelkinder. Am liebsten mögen sie die Herzwaffeln mit heißen Kirschen", erzählt Ria Reinartz (69). Ihre Schwester Hildegard Schläger (66) widerspricht: Sie mag "am liebsten, wenn alles drauf ist: Puderzucker, Vanilleeis, Erdbeeren, und eine gute Portion Sahne." Beinahe so geläufig wie das süße Gebäck ist wohl die Redensart "einen an der Waffel haben", die gerne für Menschen verwendet wird, die ein bisschen verrückt erscheinen. Wo sie herkommt? "Vielleicht wurden die Bäckerlehrlinge früher so gescholten, wenn sie einen Fehler beim Teig gemacht haben. Der Meister kam dann wutentbrannt in die Backstube und fragte: Ja sag mal, hast du einen an der Waffel?", vermutet Bettina Klages (44) aus Grevenbroich.

Michael Collel, promovierter Germanist und Deutschlehrer am Erasmus-Gymnasium, klärt über den tatsächlichen Ursprung auf: "Diese Redewendung geht nicht auf das Gebäck zurück, sondern vielmehr auf eine alte deutsche Bezeichnung für den Kopf oder den Mund. Nach dem deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm bedeutete ,waffeln' früher so viel wie schwätzen oder Unsinn erzählen." Die Redensart hat sich also aus der Bezeichnung für jemanden entwickelt, der Unsinn verbreitet. Und tatsächlich ist der Ausdruck "Waffel" noch heute in verschiedenen ober- und mitteldeutschen Dialekten für den "Mund" gebräuchlich.

(NGZ)
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