Grevenbroich Mit Günter Grass auf dem Karussell

Grevenbroich · Gertrude Cepl-Kaufmann zum Tod des mit 87 verstorbenen Schriftstellers.

So reagieren Politik und Gesellschaft auf den Tod von Günter Grass
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Foto: dpa, pl_rh nic

Für ihn war sie stets seine "Kettenkarussell-Mitfahrerin". Jedes Mal, wenn sie sich in den vergangenen Jahrzehnten begegneten, erinnerte sich Günter Grass mit diesem Namen an ein Erlebnis, das ihn seit 1969 mit Gertrude Cepl-Kaufmann verband: ein gemeinsamer Besuch auf dem Heubodenfest in Straubing, bei dem ausgiebig Karussell gefahren wurde.

Die in Grevenbroich geborene Professorin, die heute das "Institut der Moderne im Rheinland" an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf leitet, schrieb Ende der 60er ihre Doktorarbeit über Günter Grass - es war die erste deutschlandweit, die sich mit dem Schriftsteller beschäftigte. "Ich habe ihn damals um ein kritisches Interview gebeten, und er hat mich nach Bonn eingeladen", erinnert sich Cepl-Kaufmann. Das Treffen fand statt - und es wurde mehr daraus. Grass lud die Grevenbroicherin ein, ihn auf seiner Wahlreise für die SPD einen Monat lang zu begleiten - ein Angebot, das die Doktorandin gerne annahm.

"Wir sind durch Niederbayern und Oberfranken gefahren, haben nicht nur politische Aktionen gemacht, sondern auch viel Spaß miteinander gehabt", sagt Cepl-Kaufmann. Sie erinnert sich dabei nicht nur an den Besuch auf dem Heubodenfest, sondern auch an eine "riesige Lammkeule mit Bohnen", die Günter Grass für seine Mannschaft zubereitete.

Der Kontakt ist seit den 60er Jahren nie abgebrochen - zuletzt sahen sich beide im Jahr 2012, als die Stadt Danzig eine Feier zum 85. Geburtstag von Grass veranstaltete. "Gesundheitlich ging es ihm schon damals nicht gut. Die Begegnung war ein wenig von Abschieds-Atmosphäre geprägt", sagt Cepl-Kaufmann. Als sie im Dezember 2013 das Bundesverdienstkreuz erhielt, verfasste Grass das Grußwort zum Ehrentag - und erinnerte darin humorvoll an die gemeinsame Fahrt auf dem Kettenkarussell.

"Seine Werke werden überdauern", erklärt Cepl-Kaufmann: "Weil sie ästhetisch und literarisch unschlagbar sind. Das muss ihm erst jemand nachmachen."

(wilp)
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