Grevenbroich Mit Schulhündin Livia fürs Leben lernen

Grevenbroich · Die sieben Monate alte Elo-Hündin Livia verstärkt seit kurzem das Pascal-Kollegium. Nicht nur der Biologie-Unterricht wird durch sie verändert, sondern die Schüler lernen auch in anderen Unterrichtsstunden durch den Schulhund.

 Elo-Hündin Livia begleitet an zwei Tagen ihren Besitzer, Lehrer Benjamin Lux, in den Unterricht am Pascal-Gymnasium. Dort sind die Gymnasten begeistert von der Schulhündin.

Elo-Hündin Livia begleitet an zwei Tagen ihren Besitzer, Lehrer Benjamin Lux, in den Unterricht am Pascal-Gymnasium. Dort sind die Gymnasten begeistert von der Schulhündin.

Foto: G. Salzburg

Wenn Livia in den Unterricht am Pascal-Gymnasium geht, benötigt sie dazu weder Tornister noch Bücher oder Stifte, sondern nur Benjamin Lux (33). Er nimmt sie dorthin mit, wo er etwa Biologie unterrichtet und Klassenlehrer für die Kasse 5a ist. Seit wenigen Wochen begleitet Livia ihren Besitzer als Schulhündin in den Unterricht. Dank der beigefarbenen Elo-Hündin mit dem grau-gezeichneten Gesicht ist Lux zu einem der beliebtesten Lehrer avanciert. "Früher hieß es ,Hallo, Herr Lux, wie geht es ihnen?'. Heute fragen die Schüler ,Wo ist Livia?'", erzählt Lux mit einem Lächeln.

In den vergangenen Jahrzehnten wurde das Konzept der "Hundgestützten Pädagogik an Schulen" weiterentwickelt. In Grevenbroich sind Besitzer und Hund etwa an der Diedrich-Uhlhorn-Realschule oder an der Gesamtschule II im Einsatz. Was sich die Pädagogen von den vierbeinigen "Kollegen" versprechen: Sie können Kinder motivieren, Regeln einzuhalten, etwa leiser zu sein. Außerdem können Hunde im Klassenraum dazu beitragen, stressige Situationen zu entzerren oder soziale Kompetenzen wie Einfühlungsvermögen zu stärken. Dass dies funktioniert, zeigen die Reaktionen der Pascal-Gymnasiasten. "Es ist schön, wenn Livia bei uns ist", beschreibt Eric. "Es ist lustig, wenn sie mit ihrem Knochen spielt", sagt Felix. Und Caro ergänzt: "Wir halten Regeln ein, sind weniger laut, weil es Livia stören würde."

Bevor Livia ihren ersten Unterrichtstag erleben konnte, wurden die Schüler-Eltern darüber informiert. Zu klären war etwa der Umgang mit Tierhaar-Allergikern: "Für sie müssen wir klären, ob und unter welchen Umständen ein Besuch möglich ist", erklärt Benjamin Lux. Einen Fall gebe es etwa in der Oberstufe. Dort reiche es aus, dass Livia auf Distanz bleibe. Und was ist mit Jungen oder Mädchen, die Hunden gegenüber unsicher sind - so wie Bartu? Er hat seine Scheu inzwischen überwinden können und genießt die Zeit mit Livia. Die Erfahrung von Benjamin Lux: "Die Kinder wollen mit dem Hund interagieren." Um dies erreichen zu können, würden sie aus sich herausgehen und ihre Ängste überwinden.

Dass auch Livia Freude in der Schule hat, ist für den Lehrer keine Frage: "Sie mag große Menschenmengen und Aufmerksamkeit." Er hat die Elo-Hündin auf ihren ungewöhnlichen Einsatz vorbereitet. So hört sie auf die Grundkommandos wie "Sitz!" und "Bleib!", orientiert sich an Benjamin Lux als Bezugsperson, wird in Ruhe und Gelassenheit trainiert. "Für die Schulhund-Ausbildung gibt es noch keine gesetzliche Regelung", sagt der Lehrer. Doch er hat über das Thema recherchiert, sich mit anderen Schulhund-Besitzern ausgetauscht. Seine anfängliche Einschätzung "Ein Schulhund ist spannend" sieht der 33-Jährige bestätigt - und das längst nicht nur für den Biologie-Unterricht. Dort fungiert Lvia als Beispiel für ein Säugetier oder auch für Fellbehaarung. Zudem untersuchen die Schüler jetzt den Kohlendioxid-Verbrauch rund um Livias Leben: "Im Rahmen des Projekts ,Atmosfair' kann man diesen Verbauch durch eine Spende ausgleichen", erläutert Benjamin Lux. Livia sei also ein emissionsfreier Schulhund.

Dass viele seiner Schüler jetzt mehr als einen Schulhund wollen, das ist für Benjamin Lux keine Überraschung. Cennet findet einen Hund viel spannender als den eigenen Hasen. Und Anni wünscht sich jetzt ebenfalls einen eigenen Hund: "Und meine Eltern auch - zum Glück!"

(NGZ)
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