Grevenbroich Mit Spaß und Schweiß am Strahlrohr

Grevenbroich · Rund 25 Menschen mit Beeinträchtigungen haben bei der Feuerwehr Grevenbroich an einer Schulung teilgenommen. Diese war speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten. Die Wehrleute möchten dadurch Berührungsängste abbauen.

Wenn Menschen die Hilfe von Feuerwehr oder Rettungsdienst benötigen, befinden sie sich meistens in Gefahrensituationen. Schon unter normalen Umständen ist das für jeden eine Stresssituation. Noch weit größer sind die Belastungen aber gerade für ältere Personen und Menschen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen.

Aus diesem Grund veranstaltete die Feuerwehr Grevenbroich gestern Abend eine Schulung für diese Menschen. "Wir kommen auch in unseren ganz normalen Einsätzen immer wieder mit Älteren oder Menschen in Kontakt, die unter Beeinträchtigungen leiden. Das ist für uns Alltag, daher machen wir sowas hier natürlich gerne", sagt Hauptbrandmeister Jürgen Burchartz, Organisator der Schulung und seit 23 Jahren für die Brandschutzerziehung in Grevenbroich zuständig.

 Organisator Jürgen Burchartz (links) stülpt einem Teilnehmer eine Fluchthaube über, die im Notfall in verrauchten Gebäuden Leben retten kann.

Organisator Jürgen Burchartz (links) stülpt einem Teilnehmer eine Fluchthaube über, die im Notfall in verrauchten Gebäuden Leben retten kann.

Foto: Tinter Anja

Zu Gast war eine rund 25-köpfige Gruppe der Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsstelle (KoKoBe) des Rhein-Kreises Neuss. Die Teilnehmer bekamen an vier Stationen die Arbeit der Wehrleute hautnah erklärt, konnten anfassen, zuschauen und ausprobieren. Ob an der Atemschutz-Station, an der demonstriert wurde, wie Feuerwehrleute mit kompletter Ausrüstung aussehen, an der Wasserabgabe, wo die Teilnehmer den Schlauch auch selbst in die Hand nehmen durften, bei der Notruf-Simulation oder der Fahrzeug-Präsentation - überall waren die Gäste der KoKoBe mit Begeisterung dabei.

"Wie schwer ist denn so eine Jacke?", fragte einer der Teilnehmer. Und eher er sich versah, steckte er selbst in einer der dicken und vor allem warmen Schutzjacken. Wenige Meter weiter spielt Jürgen Burchartz mit einer Teilnehmerin einen Notruf durch. Mit wenigen Fragen erfährt er die nötigen Informationen, nach rund einer halben Minute ist das "Gespräch" beendet. "Seht ihr, so einfach ist ein Notruf. Man muss eigentlich gar nicht viel wissen", ermutigt Burchartz die staunenden Gäste, in Notsituationen selbst zum Telefon zu greifen.

Auch Ute Gillrath von der KoKoBe ist zufrieden mit der Schulung. "Neben der Beratung ist es auch unsere Aufgabe, zu vernetzen. Das leisten wir durch unsere Veranstaltungsreihe ,KoKoBe besucht...', in der wir verschiedene öffentliche Einrichtungen wie die Polizei, Feuerwehren besuchen." Man wolle dadurch natürlich gegenseitig sensibilisieren und auf das Thema Inklusion aufmerksam machen.

Währenddessen wird die Gruppe derer, die sich selber einmal am Strahlrohr ausprobieren wollen, immer größer - kein Wunder bei 34 Grad Außentemperatur. Die Helfer setzen den Teilnehmern Feuerwehr-Helme auf die schwitzenden Köpfe, stellen sich zur Unterstützung hinter sie, und schon schießt der Wasserstrahl aus dem Strahlrohr. Begeistert jauchzen einige der Teilnehmer auf, manche würden am liebsten selbst durch das kühlende Wasser laufen.

Jürgen Burchartz freut es, dass die Schulung so gut ankommt. "Wir haben das seit Februar geplant. Für uns ist das auch das erste Mal mit so einer Gruppe. Aber wir sind ja auch eine Feuerwehr zum Anfassen."

(p-m)
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