Grevenbroich "Müllfresser"-Tonnen für Stadt zu teuer

Grevenbroich · Die Stadt hat analysiert, dass sie für größere Abfalltonnen nach Vorbild der "Müllfresser"-Aktion der Stellwerk-Initiative sieben Mal so viel zahlen müsste. Das gibt die Stadtkasse nicht her. Die Stellwerker hadern mit den vorgelegten Zahlen.

 Die hier neugierig beäugte "Müllfresser"-Tonne auf der Stadtparkinsel hat laut Stellwerk-Initiative dafür gesorgt, dass dort weniger wilder Müll entsorgt wird.

Die hier neugierig beäugte "Müllfresser"-Tonne auf der Stadtparkinsel hat laut Stellwerk-Initiative dafür gesorgt, dass dort weniger wilder Müll entsorgt wird.

Foto: Lothar Berns

Der Vorschlag, im Stadtgebiet größere Mülltonnen nach Vorbild der "Müllfresser"-Aktion der Stellwerk-Initiative aufzustellen, ist aus Kostengründen vorerst vom Tisch. Zwar übernimmt der Entsorger EGN im Auftrag der Stadt seit Anfang November die Entleerung der letzten verbliebenen großen "Müllfresser"-Tonne auf der Stadtparkinsel. Dies ist mit Kosten von 3,77 Euro netto je Leerung jedoch wesentlich teurer als im Falle der Straßenpapierkörbe (0,57 Euro netto je Leerung). Das geht aus entsprechenden Zahlen aus dem Rathaus hervor, die dem Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag vorgelegt werden. Begründet werden die höheren Entleerungskosten in erster Linie damit, dass sich in den 120 Liter fassenden "Müllfresser"-Tonnen im Gegensatz zu den deutlich kleineren Straßenpapierkörben befestigte Abfallsäcke befinden.

Hochgerechnet auf ein Jahr mit 52 Leerungen bedeutet dies nach Angaben aus dem Rathaus: Eine "Müllfresser"-Tonne würde mit 196,04 Euro zu Buche schlagen, ein altbekannter Straßenpapierkorb verursache hingegen lediglich Kosten in Höhe von 29,64 Euro. Hinzu kommt in beiden Fällen noch die Mehrwertsteuer. In Grevenbroich gibt es insgesamt 377 Straßenpapierkörbe. "Nicht eingerechnet sind dabei die Abfallbehältnisse in Parks und Grünflächen", sagt Stadtsprecher Andreas Sterken.

Selbst bei der Umrüstung nur eines Bruchteils dieser Papierkörbe auf größere Tonnen würden sich die Kosten daher läppern. Bei der Stellwerk-Initiative sorgen die nun vorgelegten Zahlen allerdings für Kopfschütteln. Vorsitzender Fred Leven moniert, dass die Stadt auch Kosten für später von Hand aufgesammelten wilden Müll hinzurechnen müsse. "Das fehlt in der Berechnung", sagt Leven. Schließlich habe die Stellwerk Initiative die Aktion seinerzeit aus der Taufe gehoben, um etwas gegen wilden Müll im Innenstadtbereich zu unternehmen. Der Zusammenschluss von Händlern und Anwohnern des Bahnhofsquartiers setzt sich für eine Aufwertung des Viertels ein. "Dabei fängt es natürlich mit einer sauberen Stadt an", sagt Fred Leven. An sechs neuralgischen Punkten zwischen Bahnhof und Stadtparkinsel wurden daher im vergangenen Jahr für einen achtwöchigen Feldversuch 120-Liter-Tonnen aufgestellt. Das Ergebnis bewertet die Stellwerk-Initiative als durchaus positiv. Für das kommende Jahr hat sich der Verein daher vorgenommen, sich erneut mit dem Thema auseinanderzusetzen. Denn mit der Umsetzung des 2013 vom Stadtrat verabschiedeten Anti-Müll-Konzepts sind die Stellwerker keineswegs zufrieden. Der Maßnahmenkatalog habe sich bislang vor allem als "Papiertiger" erwiesen.

Zwar sieht das Anti-Müll-Konzept erhöhte Bußgelder für Umweltsünder vor. Wer eine Getränkedose auf den Bürgersteig wirft und erwischt wird, muss 20 Euro statt zuvor zehn Euro zahlen. Und wer zum Beispiel eine größere Menge Sperrmüll einfach in der Landschaft entsorgt, muss gar mit einer Geldbuße von bis zu 1530 Euro rechnen. Nur mangelt es im Rathaus an Personal für umfangreiche Kontrollen. Ohne diese aber sorgt das Anti-Müll-Konzept nicht für eine sauberere Stadt.

(NGZ)
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