Grevenbroich Museum zeigt "Qualität vom Niederrhein"

Grevenbroich · Ab dem 7. August widmet sich das Museum in einer Ausstellung Firmen und Produkten aus der Region. Die Exponate erzählen ein spannendes Kapitel Heimatgeschichte. Zu sehen ist unter anderem ein Modell des Amphitrucks.

Wer Hans-Georg Leinweber über den Amphitruck reden hört, fühlt sich rasch an die Tüfteleien des berühmten Q aus den James-Bond-Filmen erinnert. Als Konstrukteur war Leinweber (75) im Auftrag der Grevenbroicher Maschinenbaufirma Buckau R. Wolf in den 1980er Jahren an der Entwicklung des Lasttransporters beteiligt, der zu Wasser und zu Lande einsetzbar war. Ein Modell des "amphibischen Lastfahrzeugs" - daher der Name Amphitruck - wird im Zentrum der Ausstellung "Qualität vom Niederrhein" stehen, die vom 7. August bis 5. Oktober ins Museum Villa Erckens lockt. Sie wird zu einem spannenden Streifzug durch die niederrheinische Industrie- und Produktgeschichte laden.

Die Idee hinter dem Amphitruck war simpel: Es sollte ein alternatives Transportsystem, um Güter von Schiffen an Land zu befördern, entwickelt werden. Der schwimmende, 12,45 Meter lange Lkw wurde daher so gebaut, dass er einen voll beladenen 20-Tonnen-Container problemlos auf dem Wasserweg befördern konnte - und dank seines einzeln steuerbaren Allradsystems an Land gleich weiterfahren konnte. Bis zu einer Wellenhöhe von einem Meter hätte dies zur See geklappt, zudem hätte der Amphitruck öffentliche Straßen nutzen können, ohne den Gegenverkehr zu behindern. "Nur in Serienproduktion gegangen ist er am Ende leider nie", sagt Hans-Georg Leinweber. "Nach der Übernahme durch Krupp in den 1980er Jahren wurde das Projekt ad acta gelegt. Gebaut wurden letztlich nur zwei Amphitrucks, die Vorführungszwecken dienten."

Leinweber war es auch, der den Anstoß zur Ausstellung "Qualität vom Niederrhein" gab. Beim Einkaufen hatte er vor vier Jahren auf dem Supermarktparkplatz zugehört, wie sich ein junger Mann über die Bezeichnung "Buckaustraße" wunderte. "Er war vielleicht 18 Jahre alt und wusste damit gar nichts anzufangen. Da habe ich mir gedacht: Es kann doch nicht sein, dass die Industriegeschichte, die eng mit der Historie der Stadt Grevenbroich verbunden ist, so schnell vergessen wird", sagt Leinweber. Also sprach er Thomas Wolff vom Museumsteam an. Nach und nach wurde das Konzept für die Ausstellung, die in der kommenden Woche eröffnet wird, erarbeitet. "Wir werden eine Ausstellungsreihe daraus machen", kündigt Wolff an. "Am 7. August eröffnet der erste Teil, in den kommenden zwei Jahren soll der zweite Teil verwirklicht werden." Gezeigt werden zunächst rund 30 Exponate, die Schwerpunkte liegen auf der Maschinenbau-, Schuh-, Textil- und Margarineindustrie. "Der Strukturwandel hat die Wirtschaft in der Region seit Mitte der 1950er Jahre nachhaltig verändert", sagt Wolff. "Wir möchten Firmen und Produkte vorstellen, die den Alltag der Menschen am Niederrhein und darüber hinaus geprägt haben."

Als Modelle sind dabei der Amphitruck und verschiedene Schaufelradbagger zu sehen. Zudem wird ein Fußballschuh von 1938 gezeigt. "Das Patent für die Stollen wurde damals in Kleve eingereicht", sagt Wolff. Spannend dürfte die Ausstellung auch für Schulklassen werden. "Wir werden spezielle Führungen anbieten", sagt Thomas Wolff.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort