Grevenbroich Museum zeigt Werke einer "Unbekannten"

Grevenbroich · Mit Unterstützung des Landschaftsverbandes wird in der Villa Erckens eine Ausstellung mit Arbeiten der Künstlerin Rota Blanck eröffnet.

 Linna Treuheit berät das Museums-Team bei der Ausstellung mit Malereien, Skulpturen und Objekten ihrer Mutter Rota Blanck.

Linna Treuheit berät das Museums-Team bei der Ausstellung mit Malereien, Skulpturen und Objekten ihrer Mutter Rota Blanck.

Foto: Lothar Berns

Einige Ausstellungsstücke wecken bei Linna Treuheit die Erinnerung an ihre Kindheitstage. Zum Beispiel das, was vom Nussbaum übrig geblieben ist, der einst im Garten ihres Elternhauses stand. "Auf dem bin ich oft herumgeklettert", sagt sie: "Irgendwann hat der Sturm ihn aber hinweggefegt." Das Holz verarbeitete ihre Mutter zu einem massiven Objekt, das sie schlicht "Sessel" nannte. Dieses zentnerschwere Sitzmöbel ist eines von vielen Kunstwerken aus dem Atelier der Künstlerin Rota Blanck (1940-2011), die ab morgen in der Villa Erckens zu sehen sind.

Mit Unterstützung des Landschaftsverbandes Rheinland zeigt das "Museum der niederrheinischen Seele" die bislang umfassendste Ausstellung mit Arbeiten einer Künstlerin, die zeitlebens im Verborgenen arbeitete. Keramiken, Malerei, Zeichnungen und Skulpturen geben einen facettenreichen Einblick in das Schaffen der gebürtigen Wolfenbüttelerin Rota Blanck. Begleitet wird das Werkporträt von einem Katalog, der eigens für die Ausstellung herausgegeben wurde.

"Sie war sehr weltoffen und an allem interessiert. Obwohl zierlich von Statur, war sie körperlich stark und hat vor nichts zurückgeschreckt", beschreibt Tochter Linna ihre 2011 verstorbene Mutter: "Und sie war sehr mutig." Das trifft vor allem auch auf die Arbeit von Rota Blanck zu. Denn die Künstlerin kombinierte kühn die unterschiedlichsten Materialien und fügte sie zu einem neuen Ganzen zusammen.

So werden etwa Aluminium, Holz und Basalt in dem knapp 1,20 Meter hohen Objekt "Verpackt" vereinigt, das an ein überdimensionales Päckchen erinnert. Holz, Metall und Keramik finden sich hingegen in einer 1,36 Meter hohen Skulptur wieder, die zwar keinen Titel trägt, aber wie ein Engel aussieht. Und manchmal ist es nur das Wurzelholz eines Pflaumenbaums, das - mit etwas Farbe versehen - wie ein pochendes Herz in einem Gewirr von Arterien ausschaut. Rota Blanck hat ihre Jugend am Niederrhein verbracht, bis ins hohe Alter hinein scheute sie die Öffentlichkeit. Erst nach ihrem Tod hat ihre Tochter einen Einblick in das vielfältige Werk gegeben und eine Präsentation initiiert. Die Ausstellung "Rota Blanck. Es ist, was Du siehst" wurde 2014 in Kalkar eröffnet - und traf auf großes Interesse. Weitaus mehr Kunstwerke sind nun in der Grevenbroicher Ausstellung zu sehen. "Es passt zu den Wurzeln meiner Mutter, dass ihre Arbeiten nun im ,Museum der niederrheinischen Seele' zu sehen sind", sagt Linna Treuheit.

Thomas Wolf vom städtischen Kulturteam hat gemeinsam mit Maren Sturm und Clemens Schelhaas einen Katalog erarbeitet, der zur Erforschung des Gesamtwerks der Künstlerin beitragen soll. Den dazu gehörenden Text hat Professor Franz Günter Zehnder verfasst, der ehemalige Direktor des Rheinischen Landesmuseums in Bonn. Die Ausstellung wird morgen, 27. April, um 19 Uhr eröffnet. Begleitet wird sie von einem Fachvortrag am Mittwoch, 1. Juni. Christiane Heiser gibt dann einen Einblick in das Leben von Rota Blanck.

(NGZ)
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